Unchained Reality / Same
Same Spielzeit: 37:49
Medium: CD
Label: Painted Bass Records (JBM Events), 2015
Stil: (Thrash) Metal

Review vom 04.02.2016


Jochen v. Arnim
Bereits Ende September ist dieses Debüt der niederländischen Metaller von Unchained Reality unter keinem besonderen Titel auf den Markt gekommen. Frontmann Koert Van Zon hatte vor der Gründung der Band bereits andere Engagements, so u. a. bei Nuclear Sushi und war/ist in der (Tilburger) Metal-Szene fest verankert. Gemeinsam mit zwei Kollegen, die allerdings nicht Bestandteil der Band sind, hat er einen Großteil der Songs geschrieben, wenngleich Gitarrist Daan Janzing ebenfalls als Songwriter gelistet ist.
Zur Kategorisierung kann man eine Mischung aus (melodischem) Heavy Metal, ein wenig Speed Metal und natürlich noch eine gute Prise Thrash in den großen Topf werfen und kräftig umrühren. Die Jungs gehen vor allem bei den höheren Drehzahlbereichen wenig zimperlich zur Sache. Da wird eine Double Bass-Salve nach der anderen aus Tim Verheijdens Trommeln gefeuert, unterstützt vom wummernden Bass Jason Duykers'. Sehr unaufdringlich, aber wunderbar geschickt werden darüber feine melodische Gitarrenläufe gelegt, die das Ganze herrlich auflockern. Dafür zeichnen Daan Janzing und Martijn Balsters verantwortlich. Diese Machart äußert sich bereits beim Opener, "Better Off", und wird im Laufe des knapp vierzigminütigen Albums immer wieder aufgegriffen.
Frontmann Koert weiß sehr wohl mit seiner Stimme umzugehen und schwenkt von rau-aggressiv zu gekonnt dargebotenen melodischen Höhen. "Computerized Humanity" oder auch "In My Head" möchten dabei mal als Glanzbeispiele herhalten.
"You Will Always Be Alive (Ad's Song)" ist ein Tribut an den Anfang letzten Jahres unerwartet verstorbenen Freund Koerts, Ad Van Oudheusden, der niederländischen Metal-Gemeinde (und dem Rezensenten) besser bekannt unter dessen Spitznamen 'Fozzy'. Ein cooler Gedächtnissong, den man zuzüglich einer beeindruckenden Fotoanimation auch im Netz aufrufen kann.
Die Band hat ihre Hausaufgaben in puncto Sozialisation im thrashigen Metal richtig gut gemacht und manch Hörer mag sich ab und an in die Achtziger zurückversetzt fühlen, als aus Kalifornien seltsame Töne zu uns rüberschwappten. Und das Gute an dieser Scheibe ist, es gibt kein stumpfes Hochgeschwindigkeitsgeknüppel, wie von vielen anderen Bands, die sich zu Höherem berufen fühlen. Das hat alles Hand und Fuß in der Komposition und der praktischen Umsetzung derselben. Kurzweilig, zeitweise wohl auch ansatzweise bekannt klingend, aber weit entfernt von Cover-Songs, haut die Band elf sehr coole und spielerisch perfekt umgesetzte Tracks aus den Boxen.
"Legalize" ist zum Beispiel eines dieser Produkte, das man ohne Einschränkung als Anspieltipp setzen kann. Da wird mächtig aus dem Thrash-Topf gefischt, aber auch nicht an melodiösen Zutaten gespart. Hört man da sogar eine verfremdete Fidel, oder bin das nur ich? Ach, was rede ich, holt Euch das Ding, wenn Ihr auf die angesprochene Melange steht. Unchained Reality haben hier im Grunde ein schweinegeiles Debüt abgeliefert, wie man es selten von einer jungen Band präsentiert bekommt und ich freue mich schon drauf, die Truppe demnächst mal live auf der Bühne sehen zu können.
Line-up:
Koert Van Zon (vocals)
Daan Janzing (guitars)
Martijn Balsters (guitar)
Jason Duykers (bass)
Tim Verheijden (drums)
Tracklist
01:Better Off
02:Computerized Humanity
03:In My Head
04:You Will Always Be Alive (Ad's Song)
05:Stranger
06:Pain
07:Legalize
08:Wrong Place Wrong Time
09:Still Fucking Mad
10:Open Your Eyes
11:Fearless
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