Uncle Sam / Heaven Or Hollywood
Heaven Or Hollywood Spielzeit: 40:20
Medium: CD
Label: Minotauro Records, 2014 (1987)
Stil: Hard Rock, Sleaze, Punk


Review vom 02.02.2015


Markus Kerren
Manchmal können sich einem 'armen' Schreiberling aufgrund der Bewerbung eines Produkts schon mal die Haare sträuben. Zumeist ist dies dann der Fall, wenn irgendwelche Scheiben reviewt werden sollen, zu denen auch nicht mal die minimalsten Infos geliefert werden. Ein aktueller Fall solch vielleicht sparsamer, aber nicht unbedingt produktiver Aktivitäten habe ich nun in Form der Band Uncle Sam und deren Album "Heaven Or Hollywood" vorliegen. Bei RockTimes sind wir zwar sehr weit davon entfernt irgendwas vorgekaut bekommen zu müssen, aber ein bisschen mehr Information dürfte es durchaus sein, wenn dem Label oder Promoter auch nur irgendwas an der Scheibe liegt (wovon wir ja im guten Glauben immer noch ausgehen).
Im Fall von Uncle Sam ist es leider so, dass der Vierer auch im weltweiten Netz überhaupt nicht bzw. lediglich rustikal vertreten ist. Heißt also: Homepage? Dreimal kurz gelacht. Facebook? Fehlanzeige. Wikipedia? Kein Eintrag... Es drängt sich somit der Verdacht auf, dass die Band zum einen schon lange Geschichte ist und zum zweiten wohl auch keinen großen Eindruck hinterlassen haben muss...
Aber das muss ja nicht immer was heißen, kümmern wir uns also um die Musik: Uncle Sam haben auf ihrem (keine Ahnung wievielten) Album "Heaven Or Hollywood" eigentlich eine feine Mischung aus Hard Rock und Punk Rock am Start, die sich anhört, als sei die Scheibe ca. in der ersten Hälfte der achtziger Jahre in den USA (wahrscheinlich in Los Angeles) aufgenommen worden. Das würde zumindest vom Sound wie auch der Stilistik ganz hervorragend passen. Wie sich nach weiteren Recherchen herausstellte, ist die Scheibe tatsächlich aus dem Jahr 1987, womit die Auskunftsflut aber auch schon wieder abgeschlossen war. Yeah baby, und die im Booklet bzw. Poster enthaltenen Pics passen darauf auch wie die Faust aufs Auge...
Apropos: Schön aufgemacht ist das Teil ja, da gibt es gar nichts zu meckern! Ein damals wie heute relativ provokantes Cover mit dem Unterleib einer (sicherlich insgesamt hübschen, das bleibt der Fantasie überlassen) Lady, die außer einem Rasiermesser in der Hand nix an hat. Dieses aufgeklappt, werden so einige Schnappschüsse von der Band präsentiert und dann gibt es auch noch das offizielle (natürlich zensierte) US-Cover von damals, indem sich dann die CD (wie damals die LPs) nochmal in einem extra Schutzumschlag befindet. Mit eingepackt ist schließlich auch noch ein (aufgeklappt) 50 x 25 cm großes Poster, erneut mit vielen Band- und Einzelfotos der Musiker versehen.
So, jetzt aber wirklich ans Eingemachte: Zu den bereits oben genannten Stilistiken Hard Rock und Punk Rock darf man guten Gewissens auch noch Sleaze Rock hinzufügen. Einflüsse von Bands wie etwa The Ramones sind zwar bereits beim Opener "Live For The Day" nicht von der Hand zu weisen, aber das Spektrum des Vierers ist dann doch deutlich breiter. Im Prinzip lassen sich die zehn Tracks des Original-Albums aber unter Good Time- oder auch Party-Rock'n'Roll zusammenfassen. Uncle Sam machen jede Menge Alarm und dürften ein gefundenes Fressen für die Zielgruppe der genannten Genres sein.
Leider hat die Scheibe aber auch ein großes Manko und das ist der Sound. Der klingt nämlich viel zu oft etwas schmalbrüstig und verhallt. Da wurde der Bass über die Maßen am Mischregler zurückgedreht, was der gesamten Platte sprichwörtlich den Corpus raubt und sie - manchmal etwas und manchmal ziemlich - hohl klingen lässt. Aufgrund der Songs (die zwar auch selten Überflieger vor dem Herrn sind, aber dennoch jede Menge Spaß machen und für Bierlaune sorgen) ist das sehr schade, "Heaven Or Hollywood" hätte ansonsten ein wesentlich besseres und stimmigeres Album werden können.
Mein Favorit: der Titelsong mit seiner anfänglich total geilen, melancholischen und atmosphärischen Gitarrenmelodie, bevor der Baum ein weiteres letztes Mal brennt. Als Bonus wurden dieser Neuauflage die beiden Coversongs "Steppin' Stone" (original von Paul Revere & The Raiders veröffentlicht, aber auch von vielen anderen danach neu aufgelegt) sowie "Train Kept A-Rollin'" (zuerst 1951 von Tiny Bradshaw, danach aber ebenfalls von vielen anderen veröffentlicht) draufgelegt. Coole Beigaben zu einer guten Scheibe, die aber leider mit dem bereits erwähnten Pferdefuß zu kämpfen hat.
Trotzdem gilt: Für Genre-Fans ganz sicher eine feine Ergänzung der Sammlung!
Line-up:
Dave Gentner (bass)
Scott Cessna (vocals)
Larry Miller (guitars)
G. Avery Brisk (drums)
Tracklist
01:Live For The Day
02:Don't Be Shy
03:Alice D.
04:No Reason Why
05:The Candyman
06:Don't You Ever
07:All Alone
08:Peace Of Mind, Piece Of Body
09:Under Sedation
10:Heaven Or Hollywood
11:Steppin' Stone
12:Train Kept A Rollin'
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