Unsane / Wreck
Wreck Spielzeit: 41:08
Medium: CD
Label: Alternative Tentacles/Cargo Records, 2012
Stil: Noise Rock

Review vom 03.05.2012


Moritz Alves
Ihr siebtes Album hat die New Yorker Noise Rock-Institution Unsane so schlicht wie prägnant "Wreck" getauft. Und wer die Band kennt, der weiß, dass dieser Titel natürlich absolut Programm ist und die Recken der bluttriefenden Hand auf dem Coverartwork einen würdigen musikalischen Rahmen geschaffen haben.
Erschienen auf Jello Biafras Alternative Tentacles, besticht "Wreck" mit zehn Song voller Wut, Brutalität und verschrobener Melodien. Nicht viele Bands verstehen es, Verzweiflung und Frustration auf so derbe rockende Art und Weise auszudrücken und dabei die so wichtigen nachvollziehbaren Songstrukturen nicht außer Acht zu lassen.
Getragen von einem sehr organischen, aber kalt knirschenden und zähen Soundgewand, das immer wieder an eine völlig kaputte Indie-Band erinnert, zwingt Unsanes Musik den Hörer zur vollen Aufmerksamkeit. Das hier ist sicher nichts für lauschige Momente oder zum nebenbei Hören, sondern die knallharte Hässlichkeit des Lebens in Akkorde, Rhythmen und Melodien gegossen - nichts für Weicheier, sozusagen, sondern aggressiv und intensiv von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Zehn Titel reichen Unsane im 24. Jahr ihres Bestehens (inklusive dreijähriger Pause zwischendrin) aus, um ihren Fans alles abzuverlangen - darunter übrigens das Flipper-Cover "Ha Ha Ha", mit dem der US-Underground-Punkcombo gekonnt Tribut gezollt wird.
Das Power-Trio nimmt seinen Job sehr ernst und diese Bezeichnung hat generell selten besser auf eine Gruppe gepasst hat als auf Unsane: Derbe, unkonventionelle Akkordfiguren werden von mächtigen Bass- und Drum-Fundamenten getragen, auf denen sich wiederum der verzweifelt-wütende Reibeisen-Gesang austobt. Jede weitere Instrumentierung würde den Sound nur stören und verfälschen.
Wer eine bittere, zerstörerische Noise Rock-Pille schlucken möchte, dem sei das extrem groovende "Wreck" wärmstens ans Herz gelegt. Unsane machen hier jedenfalls alles richtig und beweisen, dass 19 Jahre nach ihrem kleinen Erfolg "Scrape" (erinnert sich noch jemand an das kultige Video mit den fiesen Skate-Unfällen?) weiterhin mit ihnen gerechnet werden muss. Das hier ist leidenschaftliche, extreme und sehr überzeugende Rockmusik ohne aufgeblasenen Schnickschnack. Authentizität pur!
Line-up:
Chris Spencer (guitar, vocals)
Dave Curran (bass, vocals)
Vincent Signorelli (drums)
Tracklist
01:Rat (4:09)
02:Decay (4:34)
03:No Chance (4:27)
04:Pigeon (4:07)
05:Metropolis (2:39)
06:Ghost (3:45)
07:Don't (4:16)
08:Stuck (6:17)
09:Roach (3:54)
10:Ha Ha Ha (2:56)
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