Unsun / Clinic For Dolls
Clinic For Dolls Spielzeit: 44:17
Medium: CD
Label: Mystic Productions, 2010
Stil: Gothic Metal

Review vom 11.10.2010


Jens Groh
Wie oft so üblich: Sagt man Polen, muss man auch Vader sagen. Junge, die Ex-Member Liste der polnischen Death Metal-Institution ist wirklich so lang wie die Weichsel!
Denn auch bei Unsun handelt es sich um ein weiteres Betätigungsfeld eines ehemaligen Vader-Recken, nämlich Maurycy Stefanowicz, kurz 'Mauser' genannt und seiner Angetrauten (mittlerweile hat man sich von den anderen Bandmitgliedern wieder getrennt und wird wohl mit neuen Muckern die anstehenden Tourtermine wahrnehmen). Allerdings wird hier nicht todesmetallisch abgemörtelt, sondern das Polen-Quartett zeigt, dass man auch abseits des Knüppelgrunz verdammt professionell zu Werke gehen kann.
Besonders 'Mausers' Gitarrenarbeit weiß zu überzeugen. Zeigt der Gute doch mal wieder, dass er ein echter Meister seines Faches ist und bleibt. Allerdings, und das will ich nicht verheimlichen, blickt der Bursche öfters mal gen Schweden, will heißen bei so manchem Riff standen die Amott-Brüder Pate.
Auch erinnern manches Mal die Melodieführung und der Aufbau, den Unsun benutzen, an Arch Enemy. Auch die anderen Instrumentalisten sollen nicht unter den Tisch fallen, denn auch der Rest ist kein unbeschriebenes Blatt im Musikzirkus: 'Heinrich' lärmt auch bei Masachist und 'Vaave' bolzt sich bei Indukti durchs Leben.
Aber, und jetzt kommt das große aber: Unsun klingen nicht wie ein billiges Imitat des Schwedenhappens, sondern rauschen erstaunlich frisch und unverbraucht aus den Boxen.
Klar, die knappe Dreiviertelstunde ist nicht das Nonplusultra des melodischen Metals, dennoch macht der Silberling Spaß und langweilt zu keiner Sekunde. Was wahrscheinlich auch daran liegen mag, dass Frontfrau Aya der ganzen Sache einen besonderen Kick verpasst. Sicher, wirklich neu ist das nicht, schwermetallisch abzubolzen und vornedran eine holde Weiblichkeit 'abelfen' zu lassen, aber erstens ist die Stimme von Aya nicht ganz so zuckersüß wie beispielsweise bei Indica und zweitens hat die Gute genügend Feuer in der Stimme, um gegen ähnlich gelagerte Frontfrauen wie z.B. Christina Scabbia locker zu bestehen. Zwar hoch, aber nicht in Nerv tötende Regionen vorstoßend und immer hochmelodisch.
Und bei Unsun leistet Aya die ganze Arbeit alleine. Sprich, es gibt kein 'Schönes und das Biest'-08/15-Wechselspiel.
Mit einigen 'Hits' kann der Silberteller ebenfalls überzeugen. Alleine für "Time" oder den Rausschmeißer "Why" lohnt sich mal ein oder beide Ohren zu riskieren.
Es wird auch mal die Ballade ausgepackt wie in "The Last Tear", das bleibt allerdings die Ausnahme, vornehmlich wird dem (modernen) Metal gehuldigt.
So bleibt als Fazit: Wem die letzte Lacuna Coil zu lasch war oder einem der Grunzgesang bei den Italienern auf die Murmel geht, der möchte schleunigst mal die Polen checken ... sollte niemanden, der Bands wie die eben erwähnten oder Tristania und Konsorten mag enttäuschen.
Line-up:
Anna 'Aya' Stefanowicz (vocals)
Maurycy 'Mauser' Stefanowicz (guitars)
Filip 'Heinrich' Halucha (bass)
Wawrzyniec 'Vaaver' Dramowicz (drums)
Tracklist
01:The Lost Way
02:Clinic For Dolls
03:Time
04:Mockers
05:Not Enough
06:The Last Tear
07:Home
08:I Ceased
09:A Single Touch
10:Why
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