The Unterschicht / Millionaire
Millionaire Spielzeit: 47:05
Medium: CD
Label: SM Noise Records, 2008
Stil: Hard Rock

Review vom 17.10.2008


Christoph Segebard
Andy Susemihl, liebe Freunde! …Wenn er Jemandem noch nicht bekannt ist - kein Problem, dafür sind wir ja da: Laut Promotext hat der Gitarrist bereits die Bühnen dieser Welt mit Rockgrößen wie Ozzy Osbourne, Guns N' Roses, Lita Ford oder Deep Purple geteilt. Zudem war er noch an Projekten beteiligt, an denen auch Joe Satriani, Steve Vai oder Steve Stevens mitgewirkt haben. Und zu guter Letzt das Wichtigste: Jahrelang haben Accept sowie U.D.O. von seinen Gitarrenkünsten profitiert.
Jetzt ist es also Zeit für ein eigenes Projekt, und das hört auf den giftsprühenden Namen The Unterschicht. Und Eins muss man Susemihl lassen: Eine Band so zu nennen, erfordert Mut. Zwar haut man damit in eine Kerbe, die vielen Menschen auf den Nägeln brennt, aber nicht jeder Musikfan möchte sich beim Genießen eben dieser mit den sozialen Wutthemen der Bevölkerung herumschlagen. Und überhaupt sind politische Statements in der Musik immer ein schwieriges Thema, da der Künstler damit stets die Hälfte seiner Fans gegen sich aufbringen kann. Ich für meinen Teil bin bei sowas immer schnell genervt und gelangweilt, da es für mich irgendwie nicht zusammenpasst; aber es soll ja hier eh mehr um die Musik gehen. Dennoch kann ich den Erzkonservativen unter euch schon mal leise vom Album abraten, das auch noch den Titel "Millionaire" trägt.
Denn eben die gerade erwähnte Musik soll das Mittel sein, mit dem der Andy auf sich aufmerksam machen will. Ungewöhnlich soll sie sein, versetzt mit elektronischen Beigaben. Das Album ist natürlich auf Englisch, Susemihl singt selbst (und das nicht mal schlecht) und zupft neben der Sechssaitigen auch noch den Bass.
Waren der Opener "Get Me To The World On Time" sowie das folgende "The Free World" noch recht unspektakulär, radiotauglich und eingängig, überzeugt "Helpless" schon eher - nämlich mit einer endlich mal markanteren Gesangsmelodie. Ein erster Teilerfolg, und der Wunsch nach Neuem geht nicht so weit, dass der Chef auf ein paar Soli verzichtet.
Dann wird erstmals richtig abgerockt. Der einzige Song mit deutschem Text, "Eiszeit", erhebt sein Haupt: Schön schnell, schön frech, endlich ohne Kompromisse. Fast enttäuschend, dass es danach wieder auf Englisch weitergeht. Waren die technischen Spielereien bislang nicht mehr als sporadisch auftretendes Beiwerk, kann Drummer Chris Marr beim fünften Song "Soul" vom Hocker aufstehen. Rock-Puristen werden die Nase rümpfen: Der Song ist komplett unterlegt von Elektronik-Beats, die zwar nicht störend wirken, den Song aber auch kaum bereichern können. Das bleibt allein an den netten Gesangsharmonien im Refrain hängen.
Bei "Numbers" wird's dann erstmals richtig heavy, und die leisen, drohenden Effekte im Hintergrund tun ihr Übriges in den Strophen. Der leichte Industrial-Effekt kommt hier endlich zum Tragen. An "Gordon Brown" wird dann mal wieder deutlich, dass The Unterschicht wohl an neuen Ideen arbeiten - nur kommen diese dann zu wenig zur Wirkung. Der allzu gewöhnliche Refrain macht hier alles zunichte.
"Spirits" ist dann zu langweilig, bei "Bastard" zeigt man guten Willen, scheitert jedoch - allzu bieder ist es. Etwas mehr Licht als Schatten gibt es dann wieder bei "Into The Void"; bei "Dinero" zeigt die Formkurve jedoch erneut nach unten. Zu glatt und normal dann leider auch die abschließende Ballade "Shout".
Man sieht also schon: "Millionaire" ist recht durchwachsen geworden. The Unterschicht sind am besten, wenn sie keine Gefangenen machen und mutig sind - ganz, wie es der Bandname vorgibt. Sie erreichen damit eh kein Massenpublikum, also warum so brav? Songs wie "Helpless", "Eiszeit" und "Numbers" tragen dem durchaus lobenswerten Ansatz Rechnung - darauf muss aufgebaut werden.
Line-up:
Andy Susemihl (vocals, guitars, bass)
Chris Marr (drums)
Tracklist
01:Get Me To The World On Time
02:The Free World
03:Helpless
04:Eiszeit
05:Soul
06:Numbers
07:Gordon Brown
08:Spirits
09:Bastard
10:Into The Void
11:Dinero
12:Shout
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