US Rails / Heartbreak Superstar
Heartbreak Superstar Spielzeit: 51:47
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2013
Stil: Americana

Review vom 30.05.2013


Markus Kerren
Irgendwie kann man schon sagen, dass die Band US Rails die Crosby, Stills, Nash & Young der Gegenwart sind. Musikalisch ist das natürlich eine andere Baustelle, aber auch diese Combo besteht aus Individuen, die mit ihren Solokarrieren sehr erfolgreich sind und sich einen Namen gemacht haben. Der Schlagzeuger Matt Muir kann sich vor Studio-Jobs kaum retten, Scott Bricklin ist ein vielbeschäftigter Bassist und die Kollegen Ben Arnold, Tom Gillam sowie Joseph Parsons haben wir bereits im Zuge von Soloalben bzw. anderer Kollaborationen in RockTimes vorgestellt.
Fünf Persönlichkeiten also, bei denen die Zusammenarbeit - im totalen Gegensatz zu den Diven von CSN&Y - aber überraschend harmonisch abzulaufen scheint, wofür dieses bereits dritte gemeinsame Album nur eines der Indizien zu sein scheint. Ein weiteres ist, dass hier auch wieder Co-Kompositionen verwendet wurden, was auf weiteres Team Playing hindeutet. Jedes Mitglied kann auch vor dem Mikrophon überzeugen und die Songbeiträge wurden zum dritten Mal (fast) brüderlich geteilt.
Ben Arnold bringt gleich zu Beginn mit dem Titelsong eine absolute Perle an den Start. Sehr starkes Songwriting, richtig gute Melodien, ein enorm eingängiger Refrain und der raue, heisere Gesang sind die Erfolgsgaranten. So kann's weitergehen! "Old Faithful", Arnolds zweite Solokomposition befindet sich in etwas ruhigeren und poppigeren Gewässern, was aber durch seinen wie immer starken Gesang und die richtig gute Elektrische von Tom Gillam wett gemacht wird. Der ist es auch, der mit einer Gänsehaut-schönen Slide-Gitarre "Eagle & Crow" verfeinert. Bei dem mit Matt Muir gemeinsam verfassten "Follow The Lights" unterstützt er dessen Lead Vocals aufs Beste.
Scott Bricklin ist mit drei Kompositionen ebenfalls stark vertreten und bringt bei "Heaven Right Now" gleich mal ein feines Honky Tonk-Piano (gespielt von Arnold) auf den Tisch. Auch bei dieser Midtempo-Nummer gibt es nichts zu meckern und, wie ich bereits erwähnt hatte, singen können die alle. Fast noch stärker die Westcoast-Ballade "For Now", eine, von der sich die Eagles wahrscheinlich wünschen würden, sie noch schreiben zu können. Schließlich "Drag Me Down", das den mehr als starken Gesamteindruck der Fähigkeiten Bricklins nur noch bestätigt.
Der nächste im Bunde, Joseph Parsons, bringt mit "Fearless" Country-Feeling und eine gesunde Portion Melancholie ins Spiel und "Most Of It" hält sich ebenfalls in diesen Gefilden auf. Zwei Nummern, die in den Händen eines weniger begnadeten Musikers schon mal in die falsche Richtung bzw. schief gehen können, die hier aber auf eine qualitative Ebene geführt werden, wo überhaupt gar nichts anbrennen kann. Den letzten Song des Albums hat er mit Ben Arnold zusammen geschrieben und "Heart Sings True" sorgt mit seinem versöhnlichen Text für einen ruhigen, beruhigenden und wunderschönen Ausklang. Nicht nur hier, sondern insgesamt müssen auch mal die extrem starken Harmony Vocals aller Musiker erwähnt werden.
Und schließlich hätten wir noch Tom Gillam, der über die gesamte Laufzeit mit der elektrischen Gitarre glänzt. "Devil In My Hands" fällt alleine schon durch sein Banjo-Spiel aus dem Rahmen. Dazu kommt, dass er auf meiner persönlichen Geschmacksliste nach Ben Arnold der beste Sänger dieser Band ist. Richtig stark und mit einem sehr coolen Refrain gesegnet! Bei "Love Reaction" glänzt er erneut an der Slide-Gitarre. Und dann ist da noch das mit Arnold co-komponierte "Time", das ganz sicher zu den besten Nummern dieser Platte gehört. Ein toller Groove und eine unverschämt gute Gesangsmelodie machen hier den Kohl fett.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die ersten beiden Alben dieser Formation noch nicht kenne, was es aber unbedingt nachzuholen gilt. Wenn man bei "Heartbreak Superstar" unbedingt ein Haar in der Suppe finden wollte, könnte man anmerken, dass vielleicht noch ein oder zwei weitere Rocker nicht geschadet hätten. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau, denn sowohl das Songmaterial sowie auch die Performances dieser fünf Musiker sind überaus bemerkenswert und gut.
Im Übrigen ist US Rails bis Ende Juni auf den deutschen Konzertbühnen unterwegs. Also unbedingt die Augen offen halten und ein Konzert dieser Ausnahme-Band besuchen. Eine Enttäuschung dürfte - wie auch bei diesem Album - ausgeschlossen sein.
Line-up:
Ben Arnold (acoustic & electric piano, Hammond organ, acoustic guitars, vocals)
Joseph Parsons (acoustic guitars, Hammond organ, vocals)
Tom Gillam (acoustic & electric guitars, slide guitar, banjo, vocals)
Scott Bricklin (bass, acoustic guitars, vocals)
Matt Muir (drums & percussion, conga, vocals)
Tracklist
01:Heartbreak Superstar
02:Fearless
03:Heaven Right Now
04:Devil In My Hands
05:Follow The Lights
06:Old Faithful
07:For Now
08:Love Reaction
09:Eagle & Crow
10:Most Of It
11:Drag Me Down
12:Time
13:Heart Sings True
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