Vanden Plas / 25.09.2010, Kammgarn, Kaiserslautern
Vanden Plas
Vanden Plas
Kammgarn, Kaiserslautern
25. September 2010
Konzertbericht
Stil: Prog Metal


Artikel vom 30.09.2010


Boris Theobald
Vanden Plas»DAS issen Heimspiel!!!«
So und so ähnlich hat Frontmann Andy Kuntz die Freude über den Gig in seiner Heimat an diesem Abend immer wieder aus sich rausgelassen. Und auch den anderen vier war die gute Laune deutlich anzumerken. Immerhin hatte man auch schon mal ausgerechnet, dass Vanden Plas wohl um die zwölf Jahre nicht mehr in K-Towns kleiner Kulturstätte Kammgarn gespielt hatten. Der Funke sprang vom ersten Moment auf die paar hundert mitklatschenden und mitsingenden (Fach!!-)Besucher im sehr gut gefüllten Saal über, was Kuntz denn auch zu vielen gut gelaunten Ansagen animierte. Jene Ansage, dass man eine Zeitreise durch alle Vanden Plas-Album zu erwarten hätte, erfüllte die Band mit einer hervorragenden Setlist!
Vanden PlasErstmal wurde etwas tiefer in die Truhe gegriffen: "I Can See" und "Into The Sun" machten den Anfang - nicht gerade selbstverständlich! Noch kämpfte die Band mit ein paar Soundproblemen, die später weitgehend behoben wurden - die spezielle Atmosphäre der intensiven, atmosphärischen Vanden Plas-Songs überflutete aber vom ersten Takt an den Saal und ließ die Zuschauer ordentlich feiern. "Holes In The Sky" war dann das erste Stück, was die Band vom neuen Album spielte. Und hier lief Andy Kuntz, dem immerhin eine Musical-Gala im Pfalztheater vom Abend zuvor in den Stimmbändern steckte, zum ersten Mal zur absoluten Hochform auf. Ganz viele Nuancen brachte er in diesen Refrain rein, spielte perfekt mit seiner Stimme - bärenstark!
Vanden PlasBei der folgenden Ankündigung des Christ 0-Stücks "Silently" wurde einem dann schon ganz heiß und kalt; und die Band erfüllte alle Erwartungen: ein großartiges Gitarrensolo von Stephan Lill, Günter Wernos Weltklasse-Solo zum Staunen und Genießen - beide ernteten viel Applaus 'auf offener Szene'. Andy Kuntz, ständig mit einem Lachen im Gesicht und mit gut gelaunter Gestik umherwuselnd, trommelte in der Luft mit. Es folgten verhältnismäßig kompakte Stücke mit diesen herrlich hypnotisierenden, verzögernden Vanden Plas-Refrains - "Iodic Rain", "Cold Wind", das brandneue "Frequency" - wunderbar, mit welcher Leidenschaft die gesamte Band dabei zu Gange war.
Vanden PlasAuf der 'epischeren' Seite standen Nummern wie das neue "Quicksilver" und das altbekannte "Far Off Grace" ... wunderbar, der Neuaufbau nach dem Klavierbreak, Andy Kuntz hielt hier einfach mal einen hohen Ton für die Dauer eines Refrains! Ein Höhepunkt des Abends war sicherlich "Scar Of An Angel", das die Leute vom lyrischen Piano-Intro bis zu den brachialen Gitarrenwänden am Schluss fesselte. Mittendrin gab's die durchweg dargebotene filigrane Fingerfertigkeit der Band in hochkonzentrierter Form: ultraschnelle 4-fach-Parallelläufe von Gitarre, Bass, Drums und Keyboard, und zwar in einer technischen Feinheit, die ihres Gleichen sucht. Wirklich atemberaubend, wie sattelfest Vanden Plas mit allen Einsätzen und x-tel-Noten sind. Man versteht einander blind; und alle spielen auch noch mit einem großartigen Feeling (zusammen) - erschreckend gut!
Vanden PlasEinen kleinen Wertungsabzug bekommt die Setlist, denn "Rush Of Silence" wirkte gegen Ende etwas bremsend. Danach machte aber "Postcard To God" als letztes Stück der regulären Setlist alles wieder gut - druckvoll, dramatisch, theatralisch ... was für ein genialer Prog Metal-Brecher, was für eine knisternde Atmosphäre! Die außer Frage stehende Zugabe bestand schließlich aus "Christ 0" und dem Pflichtstück "Rainmaker", das so etwas wie die Visitenkarte der Band ist. Auch hier wirkte der Enthusiasmus des Frontmanns einfach ansteckend - Andy Kuntz zeigte sich sympathisch wie immer, musterte eindringlich viele Konzertbesucher, um zufrieden nickend an ihren Gesichtern abzulesen, dass die Band gut ankam ... und reagierte überdies spontan und schlagfertig auf (männliche!) Zurufe wie »Ausziehen!« - »Ausziehen? Wo soll ich denn hinziehen? Ich hab ein Haus in Kaiserslautern - ich zieh hier nicht weg!«
Vanden PlasNach ziemlich genau zwei Stunden endete eines dieser Konzerte, die man so schnell nicht vergisst ... Vanden Plas haben den Anwesenden an diesem Abend eindrucksvoll gezeigt, warum ihr Name nicht fehlen darf, wenn es um die wahrlich Großen der Prog-Szene weltweit geht. Diese fünf Musiker zeigten sich als perfekt eingespieltes, traumhaft zusammenspielendes musikalisches Gespann, das nicht einfach seinen Job macht, sondern massig magische Momente produziert und die Nähe zum Publikum spürbar genießt. Glücklich jene, die in der Nähe wohnen, denn die schwer beschäftigten Vanden Plas kommen bekanntlich nicht so oft raus in die Ferne. Um so mehr ist jedes Konzert der Band ein Pflichttermin - dieser Abend in der Kammgarn hat das nochmal klar gemacht. (Wann kommt eigentlich die längst überfällige erste DVD?)
Das Heimspiel in Kaiserslautern endete mit einem überzeugenden Heimsieg in der Champions League!
Herzlichen Dank an Angelika Kuhn vom Kammgarn-Team für die freundliche und unkomplizierte Akkreditierung!
Line-up:
Andy Kuntz (vocals)
Stephan Lill (guitar)
Günter Werno (keyboard)
Torsten Reichert (bass)
Andreas Lill (drums)
Vanden Plas    Vanden Plas    Vanden Plas
Vanden Plas    Vanden Plas    Vanden Plas
Vanden Plas    Vanden Plas    Vanden Plas
Vanden Plas    Vanden Plas
Setlist
I Can See
Into The Sun
Holes In The Sky
Silently
Iodic Rain
Scar Of An Angel
Far Off Grace
Quicksilver
Cold Wind
Frequency
Soul Survives
Rush Of Silence
Postcard To God

Encore:
Christ 0
Rainmaker
Externe Links: