Vanden Plas / 07.09.2011, Spirit of 66, Verviers/Belgien
Live
Vanden Plas
Spirit of 66, Verviers/Belgien
07. September 2010
Stil: Prog Rock
Konzertbericht


Artikel vom 12.09.2011


Jochen v. Arnim
Generalprobe vor Publikum
Um ein Haar wäre dieser Gig lautlos an mir vorübergerauscht, denn wegen der falschen Annahme, das Spirit hätte noch Pause, war die Show nicht auf meiner Liste. Eine SMS weckte mich jedoch nur Stunden vor Beginn aus meinem Irrglauben und eh' ich mich versah, stand ich auch schon recht unvorbereitet in der ersten Reihe. Daher gibt es an dieser Stelle nur ein paar wenige Worte und einige Bilder…
Vanden PlasZum sage und schreibe 11. Mal gaben sich die Herren um Sänger Andy Kuntz die Ehre hier im prämierten Club nahe der deutschen Grenze. Und wir reden ja nicht von irgendwelchen Local Heroes, die in ihrer Eckkneipe spielen, weil zufällig gerade nichts zu tun ist und es Freibier gibt. Vanden Plas sind nun mal unbestritten nicht mehr aus der Prog Metal-Szene wegzudiskutieren und haben sich zudem ihren Platz als Musical-/Orchestermusiker auch wahrlich verdient. Quasi auf dem Weg nach Atlanta, wo sie einige Tage später die Kick-Off Show zum XII. ProgPower USA Festival bestreiten sollten, machten sie Station in Verviers und gegen 21:00 Uhr hieß es dann 'Bühne frei!'
Vanden PlasFrontmann Kuntz kündigte auch gleich eine Special Show an, denn man wollte erst für den oben erwähnten Auftritt in Georgia ein Akustik-Set proben, bevor es dann zum elektrifizierten Programmpunkt kommen würde. Die ersten Töne, die Tastenmann Günter Werno aus seinen Keyboards lockte, klangen ganz nach "Locomotive Breath" und zum Wärmen der Stimme kam dann in der Tat ein Cover dieses alten Tull-Songs. Direkt darauf folgte "Boat On The River", das ich das letzte Mal live vor ca. 500 Jahren bei Styx gesehen hatte - und die Akustik-Version kam hier mehr als gut an. Kleine Zwischenansage, dass man das ja nur wegen der Amis spielen würde, denn schließlich lieben die Kollegen jenseits des Teichs das nun mal. Vanden PlasUnd immer wieder der Hinweis: »Not to be taken seriously«. Wohl wahr, als nächstes folgte eine kleine Hommage an John Miles mit natürlich "Music". Ein oder zwei Stücke später gab es dann das epische Werk "How Many Tears", das vom Publikum lautstark gefeiert wurde, obwohl das mit dem Mitsingen anfänglich nicht so klappte. Kuntz forderte das Publikum zwar en français dazu auf, ohne Reaktion. Er äußerte dann die Vermutung, dass die Zuschauer vielleicht alle nur Flämisch sprechen und fiel daraufhin in's Englische zurück. Irgendwann war aber der Knoten geplatzt und der Refrain wurde im Wechselgesang zelebriert. Mir persönlich gefällt wohl die absolut bombastische elektrische Version besser, aber chacun à son goût. Zum Abschluss dieses Sets kam dann noch "Dance With Somebody", die Nummer, die Mando Diao zu Höchstplatzierungen in den Charts verholfen hatte.
Vanden PlasDer zweite Teil der Show brachte dann auch endlich das, weswegen wohl fast Alle in diesen Kultschuppen gekommen waren. Der Akustikbass von Torsten Reichert und die Gitarre Stephan Lills waren gegen die elektrischen Varianten getauscht und das Publikum rottete sich noch mehr vor der Bühne zusammen. Ich möchte darauf verzichten, hier auf jede einzelne Darbietung der jeweiligen Songs einzugehen. Soviel sei jedoch gesagt, es war einfach grandios! Superlative fließen ja bekanntermaßen schnell aus der Feder, wenn dir etwas gefällt und ich werde mich bei der Benutzung eben dieser zügeln - versprochen.
Vanden PlasMan konnte das Publikum ganz genau und unmittelbar als Barometer dessen ansehen, was beliebter und was unbeliebter war. Alles Bombastische, mit viel Tastenwerk, schnellem Bass und tollen Gitarreneinlagen kam super an. Variabler Gesang mit auch den ganz hohen Lagen ist ja nun nichts Unbekanntes für Andy Kuntz und er gab uns davon ganz, ganz viel. Immer wieder untermalte ein treibendes Schlagzeug mit viel Beckenklang den Gesamtsound. Die fünf Jungs von Vanden Plas können ihre Songs und ihr musikalisch perfektes Vermögen ja wirklich in epischer Breite, fast sphärisch anmutend, zum Besten geben und es scheint beinahe unerheblich, ob das vor Tausenden oder nur Dutzenden von Menschen passiert. Im Spirit war es nun die zweitgenannte Zahl, aber das Volk feierte fast jeden Song frenetisch ab. Viel zu schnell war schließlich nach gut zwei Stunden der Zauber schon wieder vorbei. Die Zugabe hatte u. a. aus einem grandiosen, na was wohl, "Rainmaker" bestanden, das sich in einer gefühlt nicht enden wollenden Klangorgie in das Hirn schraubte. Noch ein Mal kam neben der variantenreichen Stimme Kuntz' die hart und schnell gespielte Sechsaitige von Stephan Lill zum Einsatz, dicht gefolgt von dem oben bereits angesprochenen "Beckenwerk" des Schlagzeugers Andreas Lill. Letzter Superlativ: bombastisch - Danke!
Line-up:
Andy Kuntz (vocals)
Stephan Lill (guitars)
Andreas Lill (drums)
Günter Werno (keyboards)
Torsten Reichert (bass)
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