Vanilla Fudge / Out Through The In Door
Out Through The In Door Spielzeit: 62:12
Medium: CD
Label: Escapi / Edel, 2007
Stil: Hard Rock

Review vom 24.06.2007


Jürgen Bauerochse
Als Vanilla Fudge im Jahr 1967 von Ahmet Ertegun bei Atco-Records unter Vertrag genommen wurden, begann eine sehr schnelle und heftige Erfolgsstory. Schon ihre erste Single "You Keep Me Hanging On", im Original von den Supremes, schafft es bis auf Platz 6 der Billboard-Charts. Es folgte im gleichen Jahr das erste Album "Vanilla Fudge", das sich ebenfalls sehr gut verkaufte.
Bereits ein Jahr später standen mit "The Beat Goes On" und "Renaissance" zwei weitere Alben in den Regalen, die Vanilla Fudge zu einer der Topgruppen jener Zeit werden ließen. So tourte die Band unter anderem mit der Jimi Hendrix Experience und Cream durch die USA. Im Dezember 1968 sollte die Jeff Beck Group eine Tour für Vanilla Fudge eröffnen, doch die Band um den ehemaligen Yardbirds-Gitarristen sagte kurzfristig ab. Ein Ersatz war jedoch schnell gefunden. Eine junge englische Gruppe stand kurz vor ihrer ersten Albumveröffentlichung in Amerika und brannte förmlich darauf, sich in den USA zu präsentieren. Die Band nannte sich Led Zeppelin und wurde in den nächsten Jahren zu einem der Dinos in der Rockmusik schlechthin.
Und jetzt, im Juni 2007, veröffentlichen Vanilla Fudge mit "Out Trough The In Door" ihr neuestes Studiowerk in Originalbesetzung. Diese CD ist eine Huldigung an ihre ehemalige Vorband, die vor fast vierzig Jahren die Konzerte für Vanilla Fudge eröffnete.
Und genau das ist jetzt mein Problem. Wieder liegt ein Album, das ausschließlich aus Coversongs besteht, vor mir und bereitet mir einiges Kopfzerbrechen. Es gehört schon eine Portion Selbstbewußtsein dazu, sich an Songs von Led Zeppelin heranzuwagen. Zweifellos haben es die Musiker um Carmine Appice und Tim Bogert drauf, sich mit Jimmy Page & Co. zu messen. Aber gelingt es ihnen auch dieses ganz besondere Flair und die besondere Aura rüber zu bringen, die fast allen Songs von Led Zeppelin nun mal anhaftet? Sicherlich ein sehr schwieriges Unterfangen!
Und so ist es dann auch. Den direkten Vergleich mit den Originalen kann Vanilla Fudge nicht gewinnen. Und zwar bei keinem einzigen Titel. Gegen einen Shouter wie Robert Plant ist eben kein Kraut gewachsen. Zudem ist diesem reinen Gitarrenrock allein schon von der instrumentalen Besetzung her nicht beizukommen. Das Duo Page / Plant ist eben nicht zu toppen.
Aber genau darin liegt auch der interessante Aspekt dieser CD. Durch den starken Hammond-Sound von Mark Stein wurden zwangsläufig einige Änderungen im Arrangement nötig. So entstand z.B. bei "Ramble On" eine ziemlich eigenständige Version, während sich "Immigrant Song" und "Trampled Under Foot" doch recht nah am Original bewegen, abgesehen von einem 'Zwiegespräch' zwischen Orgel und Gitarre beim letztgenannten Titel.
Auch "Dazed And Confused" ähnelt der Zep-Fassung in weiten Teilen. Vince Martell spielt eine hervorragende Leadgitarre. Trotzdem fehlt der letzte Druck beim Übergang von den leiseren Parts in den Grundrhythmus.
Für mich am Stärksten ist "Babe, I'm Gonna Leave You". Mit seinen Tempiwechseln zwischen knallharten Einsätzen und den ruhigeren Teilen ist das ein richtig gutes Stück Musik. Wenn es das Original nicht gäbe, das ganz eindeutig durch die Vocals von Robert Plant bestimmt wird.
Bonhams Solo "Moby Dick" ist logischerweise ein ganz eigenes Werk, das am Anfang und Ende von einer kräftigen Hammond begleitet wird. Hier hätte man auch getrost einen anderen Namen wählen können, denn Carmine Appice macht doch sein ziemlich eigenes Ding. Aber das natürlich in hervorragender Manier.
"All Of My Love" könnte von Vanilla Fudge direkt sein. Hier kommt der Band-typische Harmoniegesang zum Tragen, und die Orgel bestimmt das Geschehen. Das ist wohl die eigenständigste Version auf diesem Album. Diese Bearbeitung ist wirklich perfekt gelungen.
Das Gleiche kann man auch von dem Kracher "Rock And Roll" sagen, der mit unglaublicher Wucht rüberkommt. Vanilla Fudge können also auch geradeaus rocken!
Zum Schluss gibt es noch eine interessante Version von "Your Time Is Gonna Come". Hier ist die Umsetzung in den Fudge-Sound recht gut gelungen. Auch dieser Song hat eigentlich ein völlig neues Gesicht erhalten, und das gefällt mir doch recht gut.
So kann ich als abschließendes Fazit anmerken, dass dieses Album trotz aller zwiespältigen Gefühle doch ziemlich gut gelungen ist, wenn man den direkten Vergleich mit Led Zeppelin mal ein wenig beiseite lässt und nur das Musikalische in den Vordergrund stellt. Vanilla Fudge haben ihre Huldigung an die ehemalige Vorband erledigt und sollten sich aber nun wieder auf ihre eigene Musik konzentrieren und neue Songs in Angriff nehmen.
Line-up:
Carmine Appice (drums, lead and backing vocals, percussian)
Tim Bogert (bass, back ground vocals)
Mark Stein (lead vocals, backing vocals, keyboards)
Vince Martell (guitars, lead and backing vocals)
Tracklist
01:Immigrant Song (3:19)
02:Ramble On (4:30)
03:Trampled Under Foot (4:49)
04:Dazed And Confused (5:57)
05:Black Mountain Side (3:31)
06:Fool In The Rain (5:30)
07:Babe, I'm Gonna Leave You (7:05)
08:Dancing Days (4:49)
09:Moby Dick (6:06)
10:All Of My Love (6:17)
11:Rock And Roll (4:21)
12:Your Time Is Gonna Come (5:46)
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