Vdelli
25.03.2006, Reichenbach, Die Halle
Die Halle
Michael Vdelli Die zum Trio geschrumpfte Band Vdelli aus Perth in Australien, um den gleichnamigen Ausnahmegitarristen Michael Vdelli legte auf Ihrer aktuellen Europatournee wieder einen Stop für ihre Fans in Reichenbach ein.
Vdelli steht für erstklassig gespielten, gefühlvollen Blues bis zu straightem Rock. Neben täglichen Konzerten in kleineren australischen Szene-Clubs war Vdelli mit Bands wie ZZ Top, BB King und vielen anderen Größen auf Tour.
Michael Vdelli Als Intro ertönt "Help Me", ein Bluesklassiker von Sonny Boy Williamson in einer messerscharfen Version, die dem Zuhörer bereits anfangs klarmacht, dass er es hier mit einem Saitenbearbeiter der Extraklasse zu tun hat. Man merkt sofort die Professionalität und Freude mit der die Musiker zu Werke gehen.
"Crazy Days" und "Boogie Sky" aus dem reichhaltigen Repertoire, das bisher 4 CDs umfasst, folgen. Michael Vdelli dessen Faible für Funk sofort bemerkbar wird, bearbeitet sein Instrument nicht nur beim Nachspielen althergebrachter Bluesschemata, sondern gibt ihnen sein eigenes Gesicht. Unverkennbar wie bei "Hardway Funk" die Gitarre zum Einsatz kommt - in dieser Form nicht unbedingt dem australischen Typus des traditionellen Blues Rockers entsprechend.
Michael Vdelli Das Publikum drängt sich mittlerweile in der gut besuchten Halle bis an den Bühnenrand. Vdelli legt "Born Under A Bad Sign" nach, grandios und mit einer packenden kräftigen Stimme des Saitenhexers verziert, der hier alle Register seines Könnens zieht. Manchmal meint man Stevie Ray Vaughan und dann wieder Freddie King zu hören, aber das ist beabsichtigt, denn diese gehören alle zu seinen Lieblings-Gitarristen und sind mit stilbildend.
"Sugar & Spice" wird in einer derart harten funkigen abgerockten Version gebracht, dass beinahe der Gitarrenhals abbricht. Hier zeigt sich wiederum des Meisters wahres Können, Klassikern ein komplett neues Gesicht zu geben.
Bei "Desert Rain" kommt es wieder zu neuen Ausbrüchen an Riffs, die teils gefühlvoll und teils brachial aus der Gitarre geschraubt werden. Michael Vdelli beherrscht sein Metier, das Publikum begleitet jede Ansage des stets gut gelaunten Frontmannes mit lautem Beifall. Der in Schweiss gebadete Axeman reitet von einem Adrenalinschub zum anderen.
"Noel Burnt The Kitchen Down" ist ein Knaller vor dem Herrn, die Backing Group groovt und heizt das Auditorium weiter auf. Hier beweist der Meister, dass er auch Shuffles in gekonnter Manier zu einem Gebräu mitreissender rockiger Rhythmen formen kann.
Michael Vdelli Toni Gibbs der Bassist, ein bereits etwas angegrauter Veteran, spielt Bassläufe in einer derart pumpenden Version, dass den meisten Zuhörern vor Begeisterung der Atem stockt. Der Mann passt zu dieser einmaligen Truppe aus Australien, die eine Fusion der verschiedenartigsten Stilrichtungen in atemberaubender Geschwindigkeit umsetzen.
Ric Whittle an den Drums überzeugt durch sein exaktes Timing und mitreißenden Tempiwechsel, die den Songs die eigene Note verleihen.
Michael Vdelli "Osaka" ein neuer, am Anfang verhaltener Midtempo-Song mit hinreisenden Tonvariationen folgt, dichtauf von "All Along The Watchtower" einer J. Hendrix-Nummer aus der Feder von Bob Dylan, schroff und sharp edged in Szene gesetzt. M. Vdelli, der immer einige kleine Sätze zu seinen Stücken hinzufügt, ist voll in seinem Element. Der Mann ist nicht mehr zu stoppen. Wie eine Lok mit ausgefallener Bremsanlage brettert er einen Hammer nach dem anderen aus seiner strapazierten Gitarre, ein Glück dass davon 3 zur Auswahl stehen.
Michael Vdelli "New Town" und "Skitzoid" gehen ohne Ansatz von normalem Blues in gnadenlosen Rock über, mit einer Stimme die so shoutet, dass das Herz eines jeden Hard Rockers zu galoppieren anfängt. "Boogie A" und "Green Light Girl" bringen den Saal endgültig zum überkochen. Michael geht in die Vollen, Power Blues Rock vom Besten, manchmal schaut Pat Travers um die Ecke, auch Rob Tognoni und Johnny Winter lassen grüßen, allerdings nicht als Interpreten, sondern als Impulsgeber, die das variantenreiche Spiel nochmals pushen um dem Gitarrero in einen Zustand zu versetzen, Walls of Sound aufzubauen und extatischen Rock der Extraklasse zu zelebrieren.
Michael Vdelli "You Could Be Good" wird von "Tush" der Boogie-Fraktion ZZ Top abgelöst und lässt abermals das Faible der Truppe für Boogie erkennen, die ihre Version eigenständig und satt in die Beine der bereits tanzenden Fans schleudern. Mit "Voodoo Chile" der zweiten Hendrix-Referenz an diesem Abend, bringt Michael nochmals seine überragende Spieltechnik zum Ausdruck, natürlich dürfen Hendrix-typische Merkmale, wie das Seitenbearbeiten mit den Zähnen und die Nackenspieltechnik nicht fehlen.
Nach über zwei Stunden pausenloser Vollbedienung kommt mit der Zugabe "Ain't Bringing Me Down" ein Übersong mit Slide-Einlagen und Killerriffs zum abwinken.
Es gibt wirklich selten Bands, die mit einer derart überschäumenden Spielfreude das Publikum in den Bann ziehen können, Vdelli ist eine von Ihnen. Noch lange nachdem die letzte Seite zerrissen wurde und der letzte Ton verklungen, steht das Publikum da und kann es noch nicht glauben, dass das Konzert beendet ist. Das war mit Sicherheit einer der besten Acts der letzten Zeit und lässt auf ein baldiges Wiedersehen mit grandios dargebotener Rockmusik vom Feinsten hoffen.


Bilder vom Konzert
Michael Vdelli    Michael Vdelli    Michael Vdelli
Vdelli - Reichenbach - Die Halle, 25.03.2006
Jürgen B. Volkmar, 05.04.2006