VENcE / The Beggar's Butler
The Beggar's Butler Spielzeit: 29:26
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2007
Stil: Folk & More

Review vom 22.11.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Eine weitere Nachlese zum Roepaen Festival.
"The Beggar's Butler"… echt abgefahren, der Album-Titel.
Die dritte CD der niederländischen Band VENcE wurde im Herbst 2007 aufgenommen und repräsentiert genau die begeisternde Unterhaltung ihres Festival-Beitrags.
Im hohen Norden der Niederlande, genauer in Groningen beheimatet, ist die Musik des Quintetts in keiner Weise unterkühlt, allerdings recht schwer einzuordnen. VENcE steht für den Folk und viel mehr.
Darüber hinaus ist durch die Instrumentierung und die Gäste "The Beggar's Butler" eine Quelle an herrlichen Melodien, Gesang und Hörfreude gegeben.
Die Vorlieben der Kapelle verdeutlichen vielleicht auch die Vielfalt ihrer Musik:
Jos steht auf Nick Cave und Tom Waits.
Laura mag »balkan-fiddly folkmusic «.
Lielian beschäftigt sich verschärft mit »jazzy skanking poppy tunes«.
Mariken fährt auf » the hard stuff« ab.
Sebastiaan ist »the longhaired foofighting classical hippie«.
An dieser CD findet man Gefallen, manchmal nicht ohne ein leichtes Lächeln um die Mundwinkel.
Jos de Vries hat alle Texte zu verantworten und die Musik ist der kollektive Wahnsinn aller Bandmitglieder. Der Hörer kommt sich vor wie eine Marionette, bei der VENcE die Fäden in der Hand hält. Der Fünfer macht mit einem, was er will. Mal ist man der Zappelphilipp, dann der fliegende Robert.
Nicht ohne Ironie schreibt de Vries Texte über die alltäglichen Dinge des Lebens und die Band lässt die Zuhörer tanzen.
Bereits nach den ersten Takten des Openers bekommt man dieses erwartungsvolle Kribbeln in den Fingern. Was hat VENcE denn noch so alles drauf?
Der Combo ohne Bassisten gelingt es im Handumdrehen, den Hörer zu entführen. Das Band-Universum ist unendlich groß und man findet an den insgesamt sieben Fixsternen riesigen Gefallen.
Musikalische Dramen, perfekt inszeniert, Sympathieträger einer undefinierbaren Verkettung von akustisch gewordenen Ideen. Die Gruppe hat ein Gespür für die richtige Atmosphäre. Jeder Song stellt eine schlüssige Einheit dar.
Der Begriff Rock bekommt in den Fingern der Niederländer ein andere Qualität. Hier rocken die Streicher und de Vries' Gitarre. VENcE verfügt über schier unerschöpfliche, an Magie grenzende kreative Möglichkeiten. Die singulären Elemente verschmelzen zu einer dynamischen Einheit in sieben Aufzügen mit hohem Wiedererkennungwert.
Der Hörer durchlebt ein Wechselbad der Gefühle… prickelnde, großformatige, dramatische Emotionen und dann verblüfft man durch "Living With The Spiders". Aus der einsamen Stille heraus schält sich das Dirk-jan Heinstra-Saxofon. Gehauchte Töne schweben durch die Luft und nehmen Form an. Eine laszive Stimme, die das arterielle Blut in die Nähe des Gefrierpunktes treibt, gesellt sich dazu und Sebastiaan Wiering zupft dezent an den dicken Saiten seines Cellos. Violinen-Solo, Akkordeon-Teppich und das Saxofon scannt die Trübsal in die CD-Unterseite. Lielian ist eine tolle Rhythmus-Geberin und Laura zieht dem Hörer den Boden unter den Füßen weg.
"Fishing In The Ponds Of Hell" ist ein ganz geschickt arrangiertes Stück. Eine Ballade, ganz klar. Sanft die Gitarre, sehnsüchtiger Gesang, eine gezupfte Violine lullt ein und dann übernehmen die Streicher-Stakkati, wie aus dem Nichts Intermezzo-artig das Geschehen. Schnell wechselt das Flair hin zum herrlich melodiösen Refrain und die Nummer endet mit Klang-Überraschungen. Nicht ohne Grund kann man sich diesen Track auf der MySpace-Seite anhören. Doch keine Ballade.
"Open Ending" baut auf klassische Elemente und die Backing Vocals sind nicht erst hier eine verdammt gute Ergänzung zur de Vries-Stimme.
Wenn dieses Album mehr als knapp dreißig Minuten Spielzeit hätte, ja wenn, dann wäre es ein Tipp.
"The Beggar's Butler" ist sehr interessant, fernab der üblichen Pfade und ganz starkes musikalisches Entertainment.
Line-up:
Jos de Vries (vocals, guitar)
Sebastiaan Wiering (cello, backing vocals)
Mariken Hoving (violin, backing vocals)
Lielian Tan (drums, backing vocals)
Laura Iwema (accordion, piano)

with:
Dirk-jan Heinstra (saxophone)
Obed Brinkman (trombone)
Annelies Kort (soprano)
Tracklist
01:Chaos Over Protocol (4:20)
02:Not Knowing What You Fear (5:57)
03:Living With The Spiders (3:37)
04:Fishing In The Ponds Of Hell (4:20)
05:Open Ending (2:29)
06:Mount Doom (4:02)
07:Chess (4:38)
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