Vinyl Floor / Peninsula
Peninsula Spielzeit: 46:36
Medium: CD
Label: Karmanian Records, 2012 (Vertrieb über Divine Records)
Stil: Pop / Rock / Alternative

Review vom 29.05.2012


Jochen v. Arnim
Hinter dem Namen Vinyl Floor verbirgt sich ein dänisches Trio bestehend aus den Brüdern Daniel und Thomas Charlie Pederson sowie dem Kollegen Rasmus Bruun. Bereits seit elf Jahren sind zumindest die Brüder als musikalischer Bodenbelag unterwegs und in der jetzigen Formation firmiert man immerhin auch schon seit 2003. Die vorliegende CD ist schon das zweite vollwertige Album, nach einer Single in 2007, dem Debütalbum von 2009 "Do You Still Dream" sowie einer EP mit dem gleichlautenden Namen "Peninsula", die bereits vorab vier Songs der neuen Vollversion enthielt. Seinerzeit konnten sie mit ihrem Debüt Erfolge in ihrer nordischen Heimat aber auch speziell in den USA und Japan erzielen, wohin sie auch eine größere Tour unternahmen. In unsere Gefilde sollen sie auch kommen, Termine sind jedoch nicht ausgewiesen.
Für ihr neues Album, das in einem sehr ansprechenden Gatefold-Digipak mit 28-seitigem Booklet und allen Texten sowie aufwändigen Grafiken erscheint, haben sie nun neben dem angeheuerten Bassisten Mads Rye Bjerregaard auch das Vindla String Quartet verpflichtet, das man auf mehr als der Hälfte der Songs hören kann. Weitere Gastmusiker haben sie ebenfalls eingebunden, deren Namen im untenstehenden Line-up aufgeführt sind. Eingespielt wurde alles im Sommer 2011 unter dem Produzenten Emil Isaksson (der offensichtlich auch ein Gastspiel mit der Lap Steel gibt) in Schweden und anschließend in New York gemastert.
Zieht man sich nun die gute Dreiviertelstunde Rock-Pop-Alternative-Mix genüsslich aus den Speakern, wird augen- bzw. ohrenfällig, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Die Dänen haben sich des alten Themas von Utopie und Anti-Utopie, nämlich Dystopie (siehe Tracklist) angenommen und setzten sich musikalisch damit auseinander. Unterteilt in die (fiktionären) A- und B-Seiten haben wir es mit zwei durchaus unterschiedlichen Stimmungen zu tun. Während sich nach einem tollen instrumentalen "Frames And Orchids" als Opener fünf weitere eher lockerere Stücke aneinanderreihen, kommt es im zweiten Teil dann schon etwas düsterer daher. Natürlich ahnt der aufmerksame Hörer und Leser, dass die Leichtigkeit des ersten Teils bei Titeln wie "What Lies Ahead", "Written In The Cards" oder "Diverging Paths" schnell zu Ende sein kann. Mit einer gut durchdachten und umgesetzten Dramaturgie werden Spannungen innerhalb der einzelnen Tracks aufgebaut, die nicht so richtig alltäglich sind. Teilweise musste ich an die manchmal, für das subjektive Empfinden, unerreichten Spannungsbögen denken, die ein gewisser Pete Townshend z. B. bei seiner ersten richtigen Rockoper zu setzen vermochte. Ansonsten sind die Parallelen von Vinyl Floor wohl eher im Bereich eines Mixes von den Beatles, The Cure oder Coldplay angesiedelt - dieses auch laut eigener Aussage.
Wer sich jetzt nicht vorstellen kann, wie so etwas klingt, oder wer meint, hier wäre der britische Pop der achtziger Jahre neu vertont worden, dem sei dringlichst empfohlen, ein waches Ohr in Richtung Dänemark zu richten. Denn die Vereinigung dieser verschiedensten Elemente, aufgepeppt mit ein paar weiteren Zutaten, lassen wahrlich keinen unausgegorenen Stilmix aufkommen. Das hat alles Sinn und Verstand, die harmoniebetonten Linien der einzelnen Stücke, mal akustisch unterlegt, mal rockig und hart vorgetragen, tragen den Hörer durch das Konzept dieses Albums und es eröffnen sich bei jedem weiteren Durchlauf neue und interessante Aspekte. Nicht zuletzt die Texte erfordern ein gewisses Maß an Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, und dann erschließt sich die Tatsache, dass wir es hier mit einer toll intonierten, runden Geschichte zu tun haben - die am Ende vielleicht sogar dem Düsteren (»I was this boy who threw out his toys, I never felt enjoyed…« in "Force You Through") der Dystopie wieder entfliehen (»Open your eyes to me…to see the light…« im letzten Track "Frozen Moon") kann. Wer mal ein bisschen anders hören möchte, dem empfehle ich diese Scheibe ohne Einschränkung.
Line-up:
Daniel Pedersen (drums, vocals, piano)
Thomas Charlie Pedersen (vocals, guitars, piano, organ)
Rasmus Bruun (guitars, organ, piano, bow)
Mads Rye Bjerregaard (bass)
and:
The Vindla String Quartet (Maria Andersson, Malin Lund, Elina Nygren, Gerda Holmquist)
Emil Isaksson (lap steel guitar - #9)
Fredrik Gustafsson (trumpet - #2)
Nils Carlsson (trombone - #2)
Stine Nystrøm Tandrup (additional vocals - #1,5)
Tracklist
Side A: Utopia
01:Frames And Orchids
02:Ghost Of England
03:What Lies Ahead
04:Written In The Cards
05:Car In The Sky
06:Diverging Paths
Side B: Dystopia
07:Force You Through
08:In The Air
09:Baton Rouge
10:Dumbfounded
11:King Of Dystopia
12:Frozen Moon
Externe Links: