Vivian / Don't Look Down
Don't Look Down Spielzeit: 46:41 & 3:45 (Videoclip)
Medium: CD
Label: Bob-Media, 2006
Stil: Punkrock (-Pop)

Review vom 12.09.2006


Tom Machoy
Eine schweizer Band, 1998 gegründet, die Rock, Pop und Punk zusammenfließen läßt, was man auf der neuen CD auch sehr gut nachvollziehen kann.
Konzerterfahrungen, so gab es zu lesen, konnten sie bei Veranstaltungen, wie dem Open Air St. Gallen, dem Montreux Jazz Festival oder im Züricher Hallenstadion reichlich sammeln. Auch eine Tour durch Kalifornien ließ Vivian sichtlich reifen. Sie spielten bereits mit Gruppen wie den Cranberries, Lenny Kravitz, Avril Lavigne und mit Status Quo waren sie in diesem Jahr auf deren Tournee durch die BRD.
Wenn ihr Green Day leiden mögt, ist der erste Titel ein Genuß für die Ohren. Die Gitarren krachen, eingängig der Rhythmus - "Fair Is Fair", gut und schnell durchgespielt, auch wenn zwischendurch leicht gerappt wird und Stückchen von "Popmuzic" der Gruppe M einfließen.
Sehr gitarrenlastig aber melodiöser geht's in "C'mon C'mon" weiter. Es gibt eine sehr sparsame Strophenbegleitung durch Schlagzeug und Bass, damit es im Refrain wieder rockig/punkiger und voll-instrumentalisiert klingen kann. Einen schönen Instrumentalteil, im erneuten Refrain endend, können wir nach zwei Minuten hören, womit der Titel dann auch gleich endet.
Schöne, kurze, kräftige Musik!
Und das stimmt mich auch ganz froh, denn "Flash Gordon" fängt an, als wären da Bad Religion am Gitarrendrücker. Die Strophen sind ebenso gehalten, der Refrain aber kippt dann doch leicht in eine wohlgefällige Punkmischung ab, so radiomäßig-angenehm klingend. Und wie alle Punktitel, hat auch dieser einen knackigen, kurzen Abschluss, nach punküblichen 2,5 Minuten.
Pop ist angesagt - softigster Schmusetitel - Bon Jovi hätte es nicht besser hinbekommen: "None Of These Days", da scheiden sich nun schon die Geister. Zu extrem ist hier der Wechsel, was war das bloß vorher, hab ich mich da verhört? Was an Vivian der ersten drei Titel erinnert, ist einzig die Stimme.
So, sie haben sich wieder eingekriegt und spielen Rockmusik im gewohnten Stil. "It's So Funny"; mittel-punkig, hackende Gitarren, am Anfang des Refrains leicht übersteuert, die Keyboards dürfen hohe Töne quietschend von sich geben - sirenenähnlich. Wieder kurzer Schluß, abgehackt und kein bißchen zimperlich. Im nächsten Titel, "The End Or Something New", gibt es wohlgefälligen Punkrock zu hören, schön schnell, Gitarren und Orgel dominieren wechselseitig. Den Orgelklängen ist es aber zu verdanken, dass es nun nicht mehr ganz nach Punk klingt, sie nehmen doch etwas die 'Schärfe' aus der Musik. Doch Vivian kommen zurück und erspielen sich wieder ihren gut hörbaren Sound.
Titel sieben beginnt ruhig mit akustischer Gitarre, ein melodiöser Refrain schließt sich an, der erneut auf akustischer Gitarre endet. Und wieder die Orgeluntermalung, die dem Titel eher einen poppigen denn einen rockigen Anstrich gibt. Es steigert sich gesanglich und instrumental zu hymnischen, orchestralen Klängen - dabei heißt der Titel doch "Deep".
Diese schöne, ruhige Gitarre vom Beginn läßt mit einigen Akkorden, als ginge es wieder von vorne los, diese Nummer fein ausklingen.
Rückkehr zu Green Day-Anleihen. Mit dominantem Schlagzeugrhythmus beginnt die Strophe und wird von diesen Punkgitarren aufgenommen. Alles klingt nach mehr, aber den Refrain 'versauen' sie völlig - das klingt wie Bay City Rollers und schlimmer (wenn es das gibt): "What's Your Problem", ja, das ist der richtige Titel dafür. Um das wieder hinzukriegen, nützt auch der kleine 'F…'-Ausbruch mitten im Titel nichts. Orgel und Piano bauen eine kleine Melodie auf, ein wenig wabernde Gitarren versuchen, mich versöhnen zu wollen, um mir den nächsten Refrain ins Gesicht und um die Ohren zu hauen - "What's Your Problem...let it be".
Abstand.
Vinylklänge, leicht knisternd, so ein wenig milchige Stimme und milchige Gitarre werden von einem ruhigen Studiotonpart übernommen. Ein ruhiger, wenig rockig klingender Refrain fragt danach, ob da draußen irgendwer ist ("Anybody Out There"). Es wird immer poppiger, leicht schmachtende Gitarren, hintergründig, wieder und wieder wird der Refrain gesungen und Piano und akustische Gitarre lassen den Titel schnell und doch gefühlvoll ausklingen.
Nummer elf startet in typischer R.E.M.-Manier: schöner Gitarrenrhythmus und es bleibt so rhythmisch, alle Instrumente sind im Einsatz, die Gitarre wird leicht rückgekoppelt, es geht wieder in den melodischen Refrain. Und alles, um zu sagen: "Be Your Man". Kleine technische Raffinessen lockern die Melodik kurz auf - wann gibt es wieder was Rockiges zu hören?? Vielleicht jetzt im Anschluss, denn dieser Titel klingt mit einer leise übersteuerten, langgezogenen Gitarre und mit Tamburin(!) vielversprechend aus.
Na, wer sagt's denn, es geht doch! Endlich wieder knackige Gitarren, Bassdominanz, dann gesprochene, abgehackte Strophenintonationen, lauter Refrain - stop - Reggaegitarre, nur viel 'heller', gesprochen die nächste Strophe. Die Orgel bringt ein 'Quietschsolo', mußte wohl so sein und irgendwas von 'Bullshit'.
Als letztes, gibt es mit "Sometimes" (live) einen schönen Rocktitel, der musikalisch durch starke Gitarren und Baß umgesetzt wird. Der Gesang ist aber irgendwie nicht so passend zu den Instrumenten, wirkt streckenweise viel zu sanft, zu poppig. Besonders zeigt sich das nach ca. fünf Minuten (da beginnt der Hidden Track). Eine softe Stimme; aus Rock-Live wird Pop-Studio. Das klingt dann wieder wie "None Of These Days" - schöne Ballade, doch zu wenig rockig, kommt daher nicht an eine Metallballade ran.
Als Bonus gibt es einen Videoclip in s/w von "Fair Is Fair". Ist witzig gemacht und zeigt Vivian Pogo tanzend, Matten schüttelnd, als Punkband, mit Publikum, im Studio, Open Air, ganze 3:45 Minuten lang.
Alles in Allem kann man sich die CD gut anhören. Die jungen Leute von Vivian machen auf mich den Eindruck, ihren musikalischen Weg ins Rocklager noch nicht so recht gefunden zu haben, sind aber auf 'nem guten Weg dahin und: Der Weg ist das Ziel.
Tracklist
01:Fair Is Fair
02:C'mon C'mon
03:Flash Gordon
04:None Of These Days
05:It's So Funny
06:The End Or Something New
07:Deep
08:What's Your Problem
09:Anybody Out There
10:Be Your Man
11:Don't Look Down
12:Sometimes (inkl. Hidden Track)
+ Video: Fair Is Fair
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