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Völkerball / Weichen und Zunder
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Ein musikalisches Phänomen
So richtig viele deutsche Bands haben es ja bisher nicht zu internationalem Ruhm gebracht. Natürlich waren es in den 70ern die Elektro-Pioniere wie beispielsweise Kraftwerk, die weltweit für Furore sorgten und auch in den 80ern waren die Scorpions weltweit bekannt, aber dann wird es schon langsam rar mit deutschen Musikexportschlagern aus der Rockmusik. Schon seit über 15 Jahren und immer noch auf dem ganzen Globus verehrt sind aber noch die Industrial-Metaller von Rammstein. Wie keine andere Band in den letzten Jahren, haben sie das Bild von deutscher Rockmusik im Ausland geprägt. Ob nun in den USA, Japan oder im europäischen Umland - die sechs Musiker aus der ehemaligen DDR sind ein Garant für volle Stadien und gute Umsätze. Letztes Jahr hat man sogar im berühmten Madison Square Garden in New York vor ausverkauften Rängen gespielt. Das wird sicherlich so schnell keine weitere deutsche Band in den nächsten Jahren schaffen. Mehr als ein Tribut
Natürlich rufen erfolgreiche Bands auch schnell sogenannte Tribut-Bands auf den Plan und vor allem bei Club-Besitzern sind die besonderen Coverbands, die sich ausschließlich auf eine Gruppe konzentrieren und diese dann zumeist sehr detailgetreu nachspielen, äußert beliebt. Hier bekommt der Konzertbesucher zumeist für den Bruchteil des Preises einer normalen Konzerkarte eine ansprechende Show einer bekannten Band geboten und das dann noch in netter Club-Atmosphäre. Völkerball aus Bonn haben sich ganz dem Schaffen von eben Rammstein verschrieben und ihren Namen bei der gleichnamigen Live-DVD aus dem Jahre 2006 entliehen. Das ist nicht nur musikalisch, sondern ebenso optisch eine große Herausforderung, denn genau wie bei Kiss leben Rammstein-Konzerte natürlich auch zu einem großen Teil von Spielereien wie Pyros, brennenden Mänteln oder Flammenwerfern. Völkerball setzen das auch live sehr eindrucksvoll um. Allerdings hatte man in den letzten Jahren immer mehr eigene Songs geschrieben, die man jetzt auf "Weichen und Zunder" auch als CD veröffentlich hat. Back to the Rammstein-Roots
Natürlich sind die elf eigenen Songs alle sehr stark an die Vorbilder angelegt, was man ja auch nicht verheimlicht. Es ist eher eine Huldigung an ihre Lieblinge. Stilistisch erinnern die Titel vor allem an die frühen Rammstein-Werke aus den 90ern wie "Herzeleid" und "Sehnsucht". Der Opener "Alles was du brauchst" kommt noch etwas schleppend daher, aber hat schon direkt die typischen Elemente wie die Stakkato-Gitarren, elektronische Parts und den markanten Gesang. An dieser Stelle ein Kompliment an Sänger Rene Anlauff, der zwar schon wie Frontmann Till Lindemann klingt, aber diesen nicht versucht krampfhaft 1:1 zu kopieren. Erster Höhepunkt ist "Doktor". Zwar erinnert das Lied teilweise etwas an "Asche zu Asche" vom Debüt "Herzeleid", aber dennoch ist die Nummer echt klasse. Das anschließende "Radioaktiv" ist der Hit der CD. Hätte ohne Probleme auch aus der Feder ihrer Vorbilder sein können. Intelligenter und schön zweideutiger Text - typisch Rammstein eben und ganz klar das Highlight der Platte. Über dieselben Attribute verfügt auch "Gammelfleisch". Diese beiden Lieder spielt die Band auch im Rahmen ihrer Rammstein-Tribut-Shows. Zum Ende schwächelt die CD etwas. "Königin" ist sehr belanglos und das sehr pathetische "Erfroren und verbrannt" erinnert sogar stark an die in meinen Augen völlig überbewerteten Unheilig. Mit "La Paloma" als kleiner Bonus am Ende beweist die Band aber dann ein gutes Händchen für eine sehr originelle Coverversion, die an die Version von Hans Albers angelehnt ist. Sehr originell umgesetzt und mit einem Augenzwinkern gesungen. Stark. "Weichen und Zunder" hat zwar nicht die Hitdichte von 'normalen' Rammstein-Alben, aber bei dem Veröffentlichungsrhythmus der Originale ist die CD allemal eine gute Wahl für alle Fans. Immerhin ist das letzte reguläre Rammstein-Album "Liebe ist für alle da" auch schon wieder drei Jahre alt und eine neue Veröffentlichung ist aktuell auch nicht in Sicht. Daher klare Empfehlung an Rammstein-Fans, dieser CD auf jeden Fall mal einen Probelauf zu gönnen. Schön wären sicherlich noch zwei bis drei Knaller mehr im Stile von den genannten "Radioaktiv" und "Gammelfleisch" gewesen, aber für ein Debüt schon mal eine mehr als ansprechende Leistung.
Zum Schluss also eine Empfehlung an alle Rammstein-Fans, sich die hervorragende Band auch einmal live anzusehen. Was die sechs Jungs selbst in einem mittelgroßen Club an Pyros und anderen Effekten live umsetzten, ist wirklich sehr sehenswert.
Line-up:
Rene Anlauff (vocals) Tobias Kaiser (guitar) Marco Vetter (guitar) Tilmann Carbow (bass) Andreas Schanowski (keyboards) Dirk Oechsle (drums)
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