The Void's Last Stand / Rakash
Rakash Medium: CD
Spielzeit: 56:51
Label: Long Hair Music, 2011
Stil: Progressive

Review vom 16.02.2012


Ulli Heiser
Bereits bei der Vorstellung von A Sun By Rising Set schrieb ich, dass wir es nicht mit Schönwetter-Prog zu tun haben. Daran hat sich auch mit "Rakash" nichts geändert. Grund ist u. a. der sehr ungewöhnliche Gesang Jonas Wingens'. Aber auch instrumental geht es hefig zu. Brutale Breaks wechseln von einer chaotisch anmutenden Passage zur nächsten.
Ich muss immer an einen Meister dieser Spielart denken: Frank Zappa. Auch er hatte es drauf, dich erst in den Wahnsinn zu treiben und dann urplötzlich eine harmonische Sequenz durch die Lauscher zu jagen. The Last Void's Stand eröffnen das Album genau so. Bei "Mother Sun And The Other Son (Part III) - The Syrian Goddess" sind das die Gitarrensoli, die äußerst angenehm und auflockernd aus dem Wirrwarr führen.
Überhaupt ist die Lead Gitarre eine feine Sache. Fast schon jammig schraubt sie sich durch viele Minuten auf dem Album. Ebenfalls ein Glücksgriff ist der Gastmusiker Alex Stoll - besonders dessen Einsatz an den Tasten lässt das Album stellenweise angenehm 'weich' klingen. Aber auch Jonas ist nicht immer auf Stimmkonfrontation aus, bei "Cut Open Feet" z. B. klingt er zahm und melodiös, was dem leicht angejazzten Stück zu Gute kommt.
Apropos angejazzt: auch Punk und Rock zeigen Spuren auf "Rakash". Wie so oft bei Platten dieses musikalischen Kalibers, entdeckt man mit fortschreitendem Genuss immer wieder Neues. Auf keinen Fall ist das Musik, die man nach einmaligem Hören beurteilen sollte. Wie den Vorgänger, gibt es auch dieses zweite Werk der Jungs aus Aachen zusätzlich auf Vinyl. Einer drehende Scheibe bei dieser Musik zuzuschauen wird den Zustand des Hörers ohne Zweifel beeinflussen.
"She's A Ghost / They Shall Not Pass" ist schon fast zum Kreischen schön. Gedeckte Vocals mit Trinkliedcharakter eröffnen in Begleitung süßer Tasten und schrammelnder Saiten. Einfach herrlich. Besser hätte auch Zappa den Zuhörer nicht an der Nase herumführen können. Schön in Harmonie und Mandoline- sowie Lap Steel-verstärktem Wohlklang wiegeln und dann mit "Land(E)Scapes And Beauty Of No. 64" zappesk schräg daherkommen. Aber gerade diese ruhigen und schrägen Tracks sind die Meisterstücke. Die Band scheint (sorry, ich komme immer wieder auf diesen Mann) Zappa verschlungen zu haben, besonders die Gitarren erinnern an den Meister. Leicht angezerrt und Gefühl verbreitend soliert sie durch Raum und Zeit. Die Rhythmusgitarre sorgt mit Bass und Drums für ein federndes Fundament. Eine schöne Nummer ...
"Glass Cabinet" wächst mit jedem Durchgang. Hat man sich in den Groove hineingefunden shuffelt die Nummer (natürlich rockig-progressiv) richtig durch die Beine. Und - der Gitarrenlauf dann wieder ... Jesses, höre sich bloß niemand das Album nur einmal an und bilde sich dann bereits eine Meinung. Und auf keinen Fall mit dem ersten Song einsteigen. "Rakash" hat es verdient, intensiv begutachtet zu werden. Liebe auf den ersten Blick gibt es schließlich auch nur im Film ...
Lob auch für das vorbildliche Booklet mit den abgedruckten Lyrics. Kennern wird das Motiv bekannt vorkommen. Dafür zeichnet Helmut Wenske verantwortlich und wem das jetzt nichts sagt, der soll bitte googlen. Den Mann, bzw. dessen Arbeiten sollte man kennen.
Line-up:
Jonas Wingens (vocals, rhythm guitar)
Geoffrey Blaeske (rhytm and lead guitar)
Ray Dratwa (drums, soundscapes)
Rachid Touzani (bass)

Additional Musician:
Alex Stoll (keys, lap steel, melodica, mandolin)
Tracklist
01:Mother Sun And The Other Son (Part III) - The Syrian Goddess
02:Sail My Ship Achilles
03:Cut Open Feet
04:She's A Ghost / They Shall Not Pass
05:Land(E)Scapes And Beauty Of No. 64
06:Glass Cabinet
07:An Ode To Antoine Marie Joesph Artaud: Poesy In Asylum
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