vonFrickle / Arrhythmia
Arrhythmia Spielzeit: 52:01
Medium: CD
Label: o.i.e. Records, 2006
Stil: Prog Rock

Review vom 19.03.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Klar, bei dem Namen sind Wortspielereien fast schon vorprogrammiert. Benannt nach dem Urgroßonkel eines der Bandmitglieder - Baron Frederick vonFrickle - wird auf dem 8. Werk der Truppe vonFrickle (auch) gefrickelt.
Das amerikanische Quartett aus Eureka, Illinois nimmt auf ihrem Instrumental-Album "Arrhythmia" kein 'Blatt vor den Mund':
Melodiöses im Wechsel mit orientalischen Klängen, Riffs aus der rockigen Ecke oder direkt aus dem Hochofen, Keyboard-Teppiche mit dem Charme der frühen Pink Floyd, Gitarren-Sounds nach Art von King Crimson und und und…
"Arrhythmia": Alles vonFrickle, heftig, gediegen, ruhig, eruptiv, vertrackt, spacig. Die kennen keine Ge- oder Verbotsschilder, machen vor nichts Halt.
"Scatterbrain", zu deutsch Schussel oder Wirrkopf, trifft den Nagel auf den Rock-Kopf.
Riff-orientiert geht die Band zur Sache, zwei Gitarren, krachende Drums mit viel Becken-Einsatz und ein geerdeter Bass. Ruhiges Intermezzo, zurück zum Thema. Die Keyboards liefern Stimmen imitierende Sounds in leicht klassischem Gewand und werden durch metallische Gitarren ‚abgewürgt'.
"Arrhythmia", vonFrickle: Nach dem Einstieg mit "Pyramidium" und "Scatterbrain" findet man Gefallen an der Kunstform.
Donnerwetter, mit "Freak Parade" erst der dritte Song und etwas, was wir noch nicht hatten: Rockiges mit Jazz gemixt kommt uns an die Lauscher. Gibt es das noch… Retro meets vonFrickle. Die machen ihr Ding.
Auch das noch: Soundtechnisch ist die CD erste Sahne.
"Relax". Genau! Sonst nur für Kleinkinderohren bestimmt, setzt eine Spielorgel ein. Schöööön! Eine weitere, anders klingende, gesellt sich dazu und noch eine und noch eine. Nichts mehr mit Relax: Jedes Kind würde bereits lauthals brüllen, obwohl im Song jemand stereotyp einen von »Relax« erzählt.
Was folgt, ist herrlichstes vonFrickle-Material: Keyboards rollen den roten Teppich für die Meister an den Gitarren, Lee Fehr und Ken Thornton aus. In "Broth Of Oblivion" braut sich was zusammen. John Ganser bearbeitet bedrohlich die Becken seines Schlagzeugs. Mit hypnotischen Tönen übernehmen die Gitarren die Mission, den Hörer in ein Wechselbad der Gefühle zu entführen. Was jetzt? Wir geraten in ruhigere Fahrwasser und die Keys imitieren einen Querflöten-Sound. Ohne in Bombast auszuarten, wird jetzt großes Gefrickle, äh vonFrickle-Tennis geboten.
Wer vermisst hier Gesang? Richtig! Niemand. Die Musik spricht schon Bände genug.
Vertrackte Rhythmik, an Robert Fripp erinnernde Gitarren leiten "Antiparticle Assassin" ein, um dann in ein höllisch rockendes Solo überzugehen. Gute Güte, was veranstalten die Amerikaner hier bloß?
Ohne Pause geht es mit "Triptique d'Étrange", einem orgiastischen, mit Rückkopplungseffekten gespickten 'Wall Of Guitar'-Gemetzel, weiter.
Nicht minder heftig verfolgen einen die Sechssaiter in "March Of The Centipede Army" - Marsch der Tausendfüßler-Armee - um nach drei Minuten mit Keyboard-Gefrickle zu enden.
Mehr vonFrickle
"Wreck Of The Hallucinato" ist ein aus 'nur' zwei Teilen bestehendes Stück Opus, das "Arrhythmia" zu einem brillanten Ende führt. Ist man einmal in den vonFrickle-Kosmos eingetaucht, wird der stark vom Schlagzeug geprägte zweite Teil zu einem absoluten Highlight…
Noch Fragen? Wohl kaum. Viel Spaß mit den Grenzgängern vonFrickle, einer in keine Schublade passenden, ungewöhnlichen Band, die monstermäßig abgeht.
Line-up:
Lee Fehr (guitar, guitar synth, keyboards)
John Ganser (drums, electronic percussion, Moog, keyboards)
Dan Meyer (bass, bass synth, keyboards, cello, tuba)
Ken Thornton (lead guitar, guitar synth, keyboardsolo - #5, additional drums - #9)
Tracklist
01:Pyramidium (6:58)
02:Scatterbrain (3:38)
03:Freak Parade (4:53)
04:Relax (1:07)
05:Broth Of Oblivion (8:18)
06:Antiparticle Assassin (3:45)
07:Triptique d'Étrange (4:49)
08:March Of The Centipede Army (4:05)
09:Wreck Of The Hallucinato (14:23)
I. Call Of The Siren
II. Descent Into The Deep
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