Brad Wilson / Power Blues Guitar Live
Power Blues Guitar Live Spielzeit: 70:18
Medium: CD
Label: Cali Bee Music, 2016
Stil: Blues Rock

Review vom 03.04.2016


Joachim 'Joe' Brookes
Blues Thunder war »[...] nicht unbedingt die reine Lehre des Blues. [...]« Brad Wilsons Nachfolge-Werk "Power Blues Guitar Live" ist heftig und kräftig. Der amerikanische Künstler haut quasi auf den Putz, was das Zeug hält. Vielleicht nicht immer überzeugend.
Bei welchen Konzerten die Aufnahmebänder mitliefen, bleibt ein Geheimnis. Im schmalen Booklet gibt es ein Foto mit einer verdammt großen Zuschauermenge, aber man sieht nicht, wer auf der Bühne steht.
Über Live-Atmosphäre kann sich der Hörer nicht beklagen. Hier wird ein Musiker zu Beginn und am Ende eines jeden Tracks geradezu mit frenetischem Applaus gefeiert. Irgendwie klingt der Beifall aber fast immer gleich, mit einem Pfiff ungefähr an der gleichen Stelle.
Lediglich bei den letzten Nummern merkt man, dass Brad Wilson mit seiner Band in einem (kleinen) Club auftrat. Im Line-up wird Kirk Baker als Keyboarder gelistet. Den hört man nicht unbedingt in allen Liedern. Beziehungsweise auch nur in den letzten Songs der vorliegenden Platte. "Power Blues Guitar Live" muss tatsächlich wörtlich genommen werden. Bei dieser Scheibe ist Brad Wilson der Mittelpunkt. Seine Begleitmusiker sind Beiwerk. Klar, die machen mit, allerdings ist es schon spürbar, dass hier die Gitarre und der Gesang deutlich im Vordergrund stehen.
Okay, dieser Brad Wilson gibt hinlänglich bekannten Blues-Dauerbrennern die eine oder andere interessante Wendung, aber was hilft es, wenn dann aus dem CD-Sound auch noch das letzte Quäntchen Machbarkeit herausgekitzelt wurde und die bereits erwähnten Club-Aufnahmen zwar den Keyboarder zum Leben erweckt haben, sich insgesamt aber auf Bootleg-Niveau bewegen. "Stormy Monday" als Sturm im Wasserglas, oder wie? Ah, bei "I'm Still Breathin'" bläst Joe Robb sein Saxofon als eine gelungene Abwechslung zur Gitarrenarbeit eines Brad Wilson.
Auch wenn man bezüglich der Klangqualität so etwas wie Authentizität ins Spiel bringt, bleibt unter dem Strich nicht viel übrig. Das Brad Wilson-Blues-Schaufenster ist mit klasse Song-Klassikern ausgelegt, aber eben nicht entsprechend dekoriert worden. Man geht daran vorbei, ohne auf die Auslage aufmerksam geworden zu sein. Schade, denn der Guitarslinger hat definitiv einige sehr gute Momente, die sich besonders im Slow Blues bemerkbar machen.
Große Festival-Stimmung wird einem hier wohl nur vorgegaukelt. Am Studio-Mischpult lässt sich, bezogen auf den Beifall, ja bekanntlich so einiges arrangieren. Unter den Coversongs unter anderem von Muddy Waters, Willie Dixon oder "Born Under A Bad Sign", besonders bekannt in der Version von Albert King, bedankt sich der Protagonist ganz allgemein: »A tip of the hat to all the great Blues songwriters and musicians that made these songs Blues standards«. Brad Wilson zieht seinen musikalischen Hut nicht immer überzeugend. Einen Tieftöner-Klang vermisst man bei den Nummern auch. Das Album ist dem Bassisten Oscar Huguet gewidmet. Brian Beal war der Bassist auf "Blues Thunder". Brad Wilson hat auf seiner Homepage von 2008 bis 2013 sogenannte Journals veröffentlicht. Dort taucht Oscar Huguet bis einschließlich 2011 namentlich auf. Aus welchem Jahr die Aufnahmen zu vorliegender Platte stammen bleibt nebulös.
"Power Blues Guitar Live" ist so, wie es der Titel aussagt. Bestimmt etwas für die Vertreter der härteren Gitarren-Gangart des Blues Rock.
Line-up:
Brad Wilson (guitar, vocals)
Oscar Huguet (bass)
Thaxter Daggs (drums)
Kofi Baker (drums)
Kirk Nelson (keyboards)
Joe Robb (saxophone)
Tracklist
01:Got My Mojo Working (4:21)
02:I'm Tore Down (5:39)
03:I Can't Quit You Baby (8:11)
04:All Kinds Of Fool (3:26)
05:Born Under A Bad Sign (3:12)
06:Sweet Home Chicago (6:23)
07:Slide On Over (3:20)
08:I Just Want To Make Love To You (8:48)
09:She Moves Me (5:54)
10:Standin' Around Cryin' (8:15)
11:Black Coffee At Sunrise (3:09)
12:Stormy Monday (5:20)

Bonus Track:
13:I'm Still Breathing (3:59)
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