Deniece Williams / Niecy/Let's Hear It For The Boy
Niecy And Boy Spielzeit: 74:48
Medium: CD
Label: Yellow Label/SPV, 2009
Stil: Soul/R&B

Review vom 24.03.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Drei Personen waren für die frühe Karriere der 1951 geborenen Deniece Williams, mit Mädchennamen Chandler, ausschlaggebend: Stevie Wonder, Maurice White von Earth, Wind & Fire sowie Thom Bell, seines Zeichens Produzent.
Wonder ließ seiner Zeit mehr als ein Dutzend Frauen in einem Casting vorsingen und Williams war eine der drei Siegerinnen. Sie firmierten unter dem Namen Wonderlove und wurden zu Wonders Chorus-Gruppe.
1975 kehrte sie dem Vokal-Trio den Rücken zu und schloss sich dem Earth, Wind & Fire-Mann an. Ergebnis der Zusammenarbeit war unter anderem "This Is Niecy" mit dem Hit "Free". In der Folgezeit konnte Williams einige R&B/Soul-Hits auf ihrem Konto verbuchen.
Dann begab sie sich unter die Fittiche des angesagten Produzenten Thom Bell und es folgten weitere Hits und das Album "Niecy", das den ersten Teil vorliegender Zusammenführung von zwei Platten auf einer CD bildet. Die ersten acht Tracks, genauer gesagt.
Außerdem befindet sich noch das ebenfalls vorzügliche Album "Let's Hear It For The Boy" auf dem Silberling. Von Bell oder White war keine Spur mehr zu sehen. Hier saß ein ganz anderer auf dem Produzentenstuhl: George Duke, der ebenfalls im Musiker-Line-up auftaucht.
Beide Alben waren große Erfolge für die Williams und es ist für die Soul-Anhänger sicherlich eine Freude, jetzt ein Wiederhören mit den zwei Platten zu feiern.
In den Philadelphia Sigma Sound Studios, unter anderem mit dem Motown-Musiker Bob Babbitt am Bass eingespielt, ist die 'zwei-in-eins-CD' ein wunderbarer Rückblick auf die R&B/Soul-Musik vom Anfang der Achtzigerjahre.
Eröffnet wird die Platte gleich mit zwei großen Hits für die Sängerin: "Waiting By The Hotline" sowie "It''s Gonna Take A Miracle", einem Song aus den Sechzigerjahren von den Royalettes.
Man muss wohl niemandem erzählen, dass der damalige Sound geprägt von Streichern und Keyboards war. Auf "Niecy" geht alles perfekt zusammen und dass Deniece Williams eine Stimme mit Ausstrahlung hatte und hat, ist fast schon eine Selbstverständlichkeit, sollte allerdings hervorgehoben werden.
Siehe da: Die 'nur-männlichen' Backing Vocals von George Merrill, Joseph B. Jefferson als auch Thom Bell sind hervorragend und wirken auf den Hörer sehr viel voluminöser, als nur von drei Personen gesungen.
Mit "Love Notes" hat die Sängerin auch einen etwas rockigeren Song geschrieben.
Da spielen sich die beiden Gitarristen Bill Neale, der auch für die Temptations in die Saiten gegriffen hat, sowie Bobby Eli (Wilson Pickett, The O'Jays, Rory Block, Elton John) mehr in den Vordergrund.
Neben herrlichen Soul-Balladen gibt es natürlich auch etwas für den Dancefloor, zum Beispiel die rhythmisch ganz starke Nummer "How Does It Feel" und das groovende "Now Is The Time For Love".
Durch den Einsatz von Bläsern ist in dem einen oder anderen Track Verstärkung angesagt.
"Niecy" schließt mit einem fast Solo gesungenen "A Part Of Love"... eine ganz tolle Nummer, wie auch der Titel-Song des 1984 veröffentlichten "Let's Hear It For The Boy" ist.
Da braucht man nicht lange, denn immer noch bekannt ist dieser Track aus dem Film "Footloose". Dance on! Auch heute noch.
Mit dem Erfolg der Vorgänger-Alben ist nicht nur George Duke vertreten. Die Handtrommeln bedienten Paulinho da Costa sowie Sheila Escovado aka Sheila E. und den Bass zupfte Nathan East. Deutlich mehr Wert legte man auf einen Sound mit Saxofon, gespielt von Ronnie Laws, der den Songs einen jazzigen Flair verpasst. Mit von der Partie war ebenfalls sein älterer Bruder Hubert Laws an der Flute.
Auch wenn ein George Merrill die Linn Drums betätigt, kommt der Rhythmus stets organisch rüber. Die CD macht einen deutlichen Schritt nach vorne, sie klingt reifer und hat nicht mehr so viele zuckersüße Sounds parat und man hat das Schlagzeug mehr nach vorne gemischt.
Auch der Funk wurde deutlicher zum Vorschein gebracht, so zum Beispiel in "Next Love" oder "Wrapped Up".
"Let's Hear It For The Boy" endet genau so, wie "Niecy", nur um Längen intensiver.
Das Traditional "Whiter Than Snow" ist, nur mit der Orgel begleitet, ein hinreißend gesungener Gospel, in dem die Williams mit Erfolg ihre gesamten stimmlichen Qualitäten in die Waagschale legt. Erste Anzeichen für einen Stil-Wechsel, denn in den späten 80er-Jahren stand der Gospel mehr im Vordergrund ihrer musikalischen Aktivitäten.
Im schmucken Digipack befindet sich ein informatives Booklet, das man sich beim Hören zur Hand nehmen kann, um ihre Biografie nachzulesen.
Das Paket aus zwei erfolgreichen Alben, deren Veröffentlichung nun über 25 Jahre zurückliegt, ist allemal lohnenswert, natürlich nur für die Anhänger des Soul, R&B und dem sogenannten Philly-Sound.
Line-up:
"Niecy":
Deniece Williams (vocals)
Bill Neale (guitar)
Bobby Eli (guitar)
Bob Babbitt (bass, piccolo bass)
Charles Collins (drums)
Thom Bell (keyboards, backing vocals)
George Merrill (synthesizer, backing vocals)
Larry Washington (percussion)
Ed Shay (percussion)
Don Renaldo (strings, horns)
Joseph B. Jefferson (backing vocals)

"Let's Hear It For The Boy":
Deniece Williams (vocals)
Paul Jackson (guitar)
Jeff Baxter (guitar)
Michael Sambello (guitar)
Nathan East (bass)
Fred Washington (bass)
Ricky Lawson (drums)
George Duke (keyboards, Moog bass, Rhodes, vocoder, synthesizer, Linn Drum, Prophet V)
Kevin Grady (synthesizer)
Leon Pandarvis (synthesizer)
Jerry Peters (organ)
Russell Ferrante (piano, Rhodes)
Ronnie Laws (tenor saxophone)
Hubert Laws (flute)
George Merrill (Jupiter 8, Linn Drum, backing vocals)
John Robinson (tom toms)
Shannon Rubicam (backing vocals)
Roosevelt Christmas (backing vocals)
Oren Waters (backing vocals)
Tracklist
01:Waiting By The Hotline (3:41)
02:It's Gonna Take A Miracle (4:13)
03:Love Notes (4:23)
04:I Believe In Miracles (2:54)
05:How Does It Feel (5:50)
06:Waiting (4:33)
07:Now Is The Time For Love (4:08)
08:A Part Of Love (3:40)
09:Let's Hear It For The Boy (4:21)
10:I Want You (2:50)
11:Picking Up The Pieces (4:41)
12:Black Butterfly (4:26)
13:Next Love (4:37)
14:Haunting Me (4:58)
15:Don't Tell Me We Have Nothing (4:00)
16:Blind Dating (3:39)
17:Wrapped Up (4:38)
18:Whiter Than Snow (3:45)
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