Gary Windo / Steam Radio Tapes
Steam Radio Tapes Spielzeit: 40:20
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2014 (1976-1978)
Stil: Canterbury Prog, Fusion


Review vom 18.02.2014


Wolfgang Giese
Den Briten wird ja nachgesagt, dass sie exzentrisch seien. Das mag sicher oft zutreffen und auch unter Musikern gibt es ausgesprochene Beispiele dafür. Gilt das vielleicht auch für den Saxofonisten Gary Windo?
Windo, geboren in Brighton, lebte vom 7. November 1941 bis zum 25. Juli 1992. Nach frühem Einstieg mit Schlagzeug, Akkordeon und Gitarre sattelte er im Alter von siebzehn Jahren auf das Saxofon um. Einige bekannte musikalische Stationen waren: Brotherhood Of Breath (1970-73), Centipede (1970-75), Matching Mole (1973), Robert Wyatt, Carla Bley Band (1977-80), NRBQ (1981-92) und Psychedelic Furs (1982) sowie einige Soloplatten. Carla Bley nannte Windo »the best saxophone player I had heard.«
Und wie kam es nun zu den Aufnahmen der vorliegenden Platte, mit dieser geballten Ansammlung von Prominenz? 1976 war es, als Nick Mason dem Musiker anbot, im Britannia Row Studio aufzunehmen. So kam es auch dazu, dass Mason Schlagzeug spielte, auf drei Stücken dieses Albums nachzuvollziehen. Aufnahmen aus den kommenden beiden Jahren folgten - hier sind sie nun versammelt und bilden einen wilden Mix verschiedener Stile.
Somit ist einerseits fast durchgehend Abwechslung geboten, aber andererseits bedeutet das auch ein wenig 'Flickschusterei' für mich. Erinnert mich "Ginkie", der Opener, noch sehr stark und angenehm an den britischen Kollegen John Surman, so schwebt durch den zweiten Titel irgendwie der Geist von Soft Machine. Auch der Gesang von Terri Quaye erinnnert mich ein wenig im Ausdruck an Robert Wyatt. Diesen gibt es jedoch auf dem Jazz Rock-Titel "Is This The Time?" zu hören, einem mit Nick Mason und, wie auf vielen anderen Stücken auch, mit Hugh Hoppers satt knurrendem Bass.
Ganz aus dem Rahmen fallend und mir so gar nicht zusagen wollend ist die Bearbeitung eines der Klassiker des Rhythm & Blues - ich meine "Night Train", der mir hier einfach dahingeschludert erscheint - mit wenig Feeling eingespielt kommt das rüber, da gibt es bessere Versionen. Mit Rock garnierte Keyboardfetzen bietet "Stand Fast", ein wenig Country-Anleihen hat man sogar bei "Sweetest Angel" gemacht, aber nur als kleine Zutat.
Alles in allem kann man die Musik grob in die Canterbury Prog-Ecke stecken, mit vielen Zutaten aus dem Jazz, Prog Fusion vielleicht? Julie Tippetts (Driscoll) bringt ihre gesangliche Variante in das fast schon poppig und schönklingend anmutende "Letting Go" und mit "Red River Valley" klingt die Band ja schon fast wie Johnny And The Hurricanes.
Nun ja, eine bunte Mischung mit Höhen und Tiefen, aber interessant sind einige Titel doch schon. Seine Klasse als Saxofonist kann Gary Windo weitestgehend auf diesen Aufnahmen nicht entfalten.
Line-up:
Gary Windo (bass clarinet - #1,2, tenor sax - #2-9, alto sax - #2, rain stick - #4, vocals - #5, gong - #7, African flute - #8)
Nick Griffiths (bells - #1)
Steve Hillage (lead guitar - #2,8)
Terri Quaye (vocals - #2,7)
Gary Moberly (piano - #2,5,8, electric piano - #5)
Mike Hugg (clavinet - #2, organ - #3, synthesizer - #4)
Hugh Hopper (bass - #2-5,7-9)
Peter van Hooke (drums - #2,4,8)
Laurie Allen (drums - #3,5,9)
Harry Beckett (flugelhorn - #4)
Lindy Mason (flute - #4)
Richard Brunton (guitar - #4-9)
Nana Tsboe (cabasa, congas - #4)
Lati Oto (cowbell - #4)
Nick Mason (drums - #4,6,7)
Carla Bley (piano - #5)
Julie Tippetts (vocal - #6)
Pam Windo (piano - #6,7, vocals - #7)
Bill MacCormick (bass - #6,8)
Robert Wyatt (vocal - #7)
Tracklist
01:Ginkie [Gary Windo]
02:Come Into My Garden [Pam Windo]
03:Night Train [Jimmy Forrest]
04:Stand Fast [Gary Windo]
05:Sweetest Angel [Gary Windo]
06:Letting Go [Pam Windo]
07:Is This the Time? [Pam Windo]
08:Missy [Gary Windo]
09:Red River Valley [Traditional]
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