Raphael Wressnig & Enrico Crivellaro Organ Trio
Mosquito Bite
Mosquito Bite Spielzeit: 56:13
Medium: CD
Label: Village/ZYX, 2006
Stil: Jazz/Blues

Review vom 11.08.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Da muss man schon etwas genauer hinschauen, um herauszubekommen, welches Album im Jahr 2005 zuerst aufgenommen wurde. Fünf Wochen bevor Raphael Wressnig's Organic Trio
Boom Bello! einspielte, war er zwei Tage mit Enrico Crivellaro für "Mosquito Bite" im Studio. Alleine dafür darf man dem Österreicher Respekt zollen.
Ähnlich wie Wressnig gehört auch Crivellaro zur Gattung der Fleißigen und umtriebigen Musiker. Der Gitarrist spielte zusammen mit James Harmann, Kirk Fletcher und dem Sänger Finis Tasby.
Als dritter im Bunde bedient Lukas Knöfler aus Wressnig's Organic Trio die Felle.
War die CD "Boom Bello!" schon eine beeindruckende CD, ist "Mosquito Bite" eine weitere Trumpfkarte.
Wer glaubt die Titel "Boom Bello" und "Banana Boogaloo" sind so etwas wie doppelte Lottchen, hat sich geschnitten, denn es werden sozusagen vier Lieder geliefert. Die Songs sind unterschiedlich interpretiert und es fällt schwer, eine Version zu favorisieren. Die genaue Auswertung des Zielfotos ergibt ein Pari, folglich vier Sieger.
Fast alle Songs wurden von Wressnig oder Crivellaro sowie im Team geschrieben und es zeigt sich, welch hervorragende Songwriter die Musiker sind.
Der in Italien geborene und mittlerweile in Los Angeles lebende Gitarrist gibt dem Album mit "West 43rd St. Blues" und "Frankie Lee Goes Uptown", einem Tribut an den Blueser Frankie Lee Sims, einen deutlich bluesigen Touch.
Wieder steht, in unterschiedlicher Auslegung der Groove im Vordergrund der Nummern und das nicht nur in den beiden Crivellaro-Songs. "West 43rd St. Blues" ist ein fantastischer Slow-Blues, mit einem gnadenlos langen Gitarrensolo ausgestattet. Bei der Einleitung zu "Frankie Lee Goes Uptown" hat die Blues-Legende John Lee Hooker Pate gestanden. Es ist umwerfend, wie sich der Gitarrist dann von diesem Muster löst und dem Track seinen eigenen Stempel aufdrückt. Auch hier schöpft man aus dem vollen Groove-Brunnen der Musik. Toll, wie Hammond-Meister Wressnig und Schlagzeuger Knöfler mitmischen.
Gecovert wird mit "A-Level" ein Song des afrikanischen Jazz-Gitarristen Jimmy Dludlu und dieser Track ist Acid-Jazz par excellence. Gast-Trompeter Scott Stehen, den Crivellaro aus gemeinsamen Zeiten bei der Band Royal Crown Revue kennt, spielt sein Instrument mit einem Dämpfer und sorgt somit für feinsten Sound. Eine weitere Kostprobe seines Könnens hören wir in "Wally's March" und sein Solo ist wahrlich nicht von schlechten Eltern!
Traumhaft ist die Fähigkeit von Wressnig und Crivellaro, die Grenzen zwischen Jazz und Blues aufzulösen. Immer mit einem respektvollen Blick auf die Blues-Wurzeln, schaffen es beide auf der Platte "Mosquito Bite" in keinster Weise altbacken zu klingen.
Mit "Sugar" gibt es eine weitere Fremdkomposition, dieses Mal vom Saxofonisten Stanley Turrentine. Herrlich, wie Enrico Crivellaro und Raphael Wressnig über einer bluesigen Grundstruktur improvisieren. Beeindruckend, welche Sounds der Tastenmann aus der Hammond herausholt!
"Cherokee" soll als ein Beispiel dafür stehen, wie geschickt man ein Thema in den unterschiedlichsten Varianten interpretieren kann und in 7 ½ Minuten eine Vielfalt präsentiert, die nicht aufgesetzt oder überfrachtet, sondern grundehrlich klingt.
Klar, der Groove darf nicht fehlen!
Es gelingt ihnen ein ums andere Mal, ihre Musik im Hier und Jetzt zu verankern. Das klingt alles sehr modern und da es Abwechslung genug gibt, sorgen sie für eine sehr unterhaltsame Stunde Musik.
Line-up:
Raphael Wressnig (Hammond B3, organ)
Enrico Crivellaro (guitar)
Lukas Knöfler (drums)
Scott Steen (trumpet - #3, 9)
Tracklist
01:Speedin' (4:10)
02:Mosquito Bite (3:03)
03:Wally's March (6:25)
04:Boom Bello (6:30)
05:West 43rd St. Blues (4:49)
06:Cherokee (7:38)
07:Frankie Lee Goes Uptown (6:26)
08:Banana Boogaloo (3:56)
09:A-Level (5:48)
10:Sugar (7:07)
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