Todd Wolfe Band / 12.05.2011, Rainers Rockhouse, Sarstedt
Todd Wolfe Band Todd Wolfe Band
Rainers Rockhouse, Sarstedt
12. Mai 2011
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 16.05.2011


Jürgen Bauerochse
Todd Wolfe BandManchmal gibt es schon komische Zufälle. Vor gut zwei Jahren, bei der ersten RockTimes-Stippvisite im Blues Joint, Seelze, gab die Todd Wolfe Band ein Gastspiel und überzeugte uns mit einem starken Gig vor einem etwas spärlichen Publikum.
An diesem Donnerstag des Jahres 2011, ebenfalls der erste Besuch unserer Redaktion in Rainers Rockhouse zu Sarstedt, Heimatstadt von Michael und Rudolf Schenker, gab es erneut eine starke Show in dem kleinen Saal dieser urigen Szene-Kneipe, mit - richtig, der Todd Wolfe Band. Anscheinend gehören RT-Premieren in für uns neuen Clubs und der amerikanische Sänger/Gitarrist irgendwie zusammen.
Todd Wolfe BandSchon seit längerer Zeit wurden wir durch unseren Freund, begeisterten RockTimes-Leser und Musikverrückten Henner Daewes auf die Location vor den Toren Hildesheims hingewiesen, und jetzt war die Zeit gekommen, mit dem Besitzer Rainer mal persönlich Kontakt aufzunehmen, schließlich wollen wir ja über die angesagten Veranstaltungsorte Bescheid wissen und auch unsere Leser darauf hinweisen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Boss empfing uns sehr freundlich und so werden wir bei unserem nächsten Konzertbesuch im Juni bei
Johnny Mastro & Mamas Boys (übrigens eine weitere Parallele zum Blues Joint) ein paar Fotos schießen und Euch diese urgemütliche Kneipe mal ein bisschen näher vorstellen, denn die Macher dieser Location haben es echt verdient, bei uns entsprechend gewürdigt zu werden.
Todd Wolfe BandWirft man einen Blick in unser Archiv, dann wird deutlich, dass Todd Wolfe schon seit vielen Jahren zu den favorisierten Musikern der Redaktion gehört. Neben seinen Sounds macht auch sein natürliches Wesen ohne Star-Allüren jeden Konzertbesuch zu einer sehr angenehmen Veranstaltung. So war es fast selbstverständlich, dass auch unser Freund Florian von Radio Okerwelle wieder mit dabei war, denn dieser Mann weiß auch ganz genau, wo und wann er auftauchen muss, um Spaß und gute Musik zu haben. Man sieht also, die Verrückten in Sachen Rock treffen immer wieder, auch ohne jede Absprache, regelmäßig aufeinander.
Todd Wolfe BandSeit etlichen Jahren spielt die Band des ehemaligen Sheryl Crow-Sidemans nun schon in der gleichen Besetzung zusammen. Und das merkte man auch bei diesem Gig. Das Verständnis des Trios untereinander hätte nicht besser sein können. Die Rhythmus-Sektion war perfekt eingespielt, obwohl Bassist Suavek Zaniesienko auch weiterhin die dicken Saiten nicht nur zur reinen Taktbegleitung nutzt, sondern sein Instrument auch öfter mal für Solo-Ausflüge einsetzt. Dazu passt Drummer Roger Voss optimal. Seine filigrane Beckenarbeit macht die ruhigen Parts zu wahren Klangerlebnissen, bei denen jede Kleinigkeit stimmt und herauszuhören ist. Doch er kann auch ganz anders. Allein wenn ich an die Version des Mörderriffs aus Zeppelins "Whole Lotta Love" denke, sträubt sich mir immer noch das Nackenhaar. Was für eine Energie!
Todd Wolfe BandIm ersten Teil des zweieinhalbstündigen Sets gab es vorwiegend Eigenkompositionen auf die Ohren, die fast alle auf dem aktuellen Live-Album nachzuhören sind. Schon hier machte der Gitarrist deutlich, wozu er musikalisch in der Lage ist. Funkige Songs ("Beg Forgiveness") wechselten mit wunderschönen Jams ("Black Hearted Woman"), wobei Todd Wolfe ein ums andere Mal das Wah Wah-Pedal voll durchtrat. Dazu gesellte sich mit dem Slow Blues "Cold Black Night" ein weiterer Höhepunkt der Show, den die Band mit reichlich Überlänge ausstattete. Dabei stand das Trio gefühlt fast vor dem Abheben, ganz zu schweigen vom Rezensenten selbst…!
Todd Wolfe BandUnd dann packt Todd Wolfe auch immer wieder das Slide-Röhrchen aus. Ich persönlich bin jedes mal fasziniert von diesen herrlich weinenden Tönen. Und wenn ein Könner seines Fachs direkt vor meinen Augen diese Songs zelebriert, dann ist das immer ein ganz besonderer Kick. In diesem Zusammenhang muss unbedingt "Silver Blue" erwähnt werden, das ebenfalls auf der aktuellen "Live"-Scheibe enthalten ist. Außerdem legte Todd Wolfe eine starke, aber auch sehr eigenständige Fassung vom alten Mountain-Klassiker "Mississippi Queen" hin, wie ich sie so noch nie gehört habe.
Todd Wolfe BandIm zweiten Teil des Konzertes gab es dann vorwiegend Coverversionen zu hören, die deutlich machten, dass der Auftritt auch für die Band eine Spaß-Show war. Okay, man kann trefflich darüber streiten, ob unbedingt ein Reggae-Titel dabei sein musste, und auch "Knocking On Heavens Door" hätte ich persönlich nicht unbedingt gebraucht. Aber das ist natürlich eine reine Geschmacksfrage. Ganz anders sah das dann schon mit dem zweiten Dylan-Song aus. "All Along The Watchtower" war in dieser Version, die sich zwischen 'His Bobness' und
Jimi Hendrix bewegte, schon ein ganz anderes Kaliber. Da brannte die Bühne und die Zuhörer hatten sichtlich ihren Spaß.
Todd Wolfe BandSelbst die Stones kamen mit "It's All Over Now" zu verdienten Ehren, und Muddys "Can't Be Satisfied" war ebenfalls ein Highlight des Abends, das allerdings noch von den beiden Clapton-Klassikern aus seligen Derek & The Dominos-Zeiten getoppt wurde. "Why Does Love Got To Be So Bad" und "Got To Get Better In A Little While" gehörten zu den besten Einzeltiteln, die mir in der letzten Zeit untergekommen sind. Immer wieder fiel Wolfe nach den Textpassagen in immer neue Solo-Einlagen, die den beiden Songs dadurch gleich mehrere Höhepunkte bescherten. Viel fehlte da nicht zu den Originalversionen, die auf "Derek & The Dominos Live" zu hören sind.
Todd Wolfe BandNachdem bei der zweiten und letzten Zugabe auch noch ein Bluesharp-Player aus dem Publikum die Todd Wolfe Band begleiten durfte, war ein wunderschönes Konzert in einem ganz kleinen intimen Rahmen beendet, das allen Anwesenden sicherlich viel Spaß gemacht haben dürfte. Solche Club-Gigs geben mir wesentlich mehr, als die anonymen Riesenveranstaltungen, bei denen jede persönliche Bindung zwischen Musikern und dem Publikum fehlt. Es gibt für mich nichts Schöneres als solchen Könnern wie Todd Wolfe aus nächster Nähe auf die Finger schauen zu dürfen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rainer für die problemlose Akkreditierung und die freundliche Aufnahme, sowie bei Henner Daewes für die Kontaktaufnahme zu Rainers Rockhouse.
Line-up:
Todd Wolfe (guitar, vocals)
Suavek Zaniesienko (bass, backing vocals)
Roger Voss (drums, backing vocals)
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