Walking Naked Mary / ConScripts
ConScripts Spielzeit: 45:35
Medium: CD
Label: Stringkiller Records, 2008
Stil: Power Pop

Review vom 23.11.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Walking Naked Mary (WNM) will die Welt erobern, zumindest die musikalische.
Zum Zeitpunkt des Review-Schreibens waren über 270.000 Besucher auf deren MySpace-Seite.
Dann noch etwas aus dem Info-Blatt zitiert: »Eine zwei Mann Band mit viel Elektro- und Sythiesounds und einer Backingband, die sich niemals verspielt, einem iPod.«
Wohin soll das noch führen?
Im Waschzettel steht aber auch: »Im Sommer 2007 entschlossen sich zwei Freunde, nachdem sie über 10 Jahre in konventionellen Rock- und Punkbands gespielt hatten, endlich das zu realisieren, was sie schon immer wollten.«
Man kann dem Duo sowohl den Umgang mit dem iPod als auch mit den Gitarren attestieren und die machen so richtig Power. Da wird ordentlich Dampf abgelassen und ein Händchen für Klebstoff-Melodien hat man auch noch.
Omnipräsent sind die einen ganzen Wald absägenden 6-Saiter. Die riffen um die Wette, sind fett angemacht und die Zwei solieren auch noch saustark.
Schaut man sich die WNM-Videos auf deren MySpace-Seite an, sieht man im Hintergrund ein Schlagzeug, das auch bei einem Live-Mitschnitt zu sehen ist.
Irgendwie mutet es schon surrealistisch an, zwei Gitarristen als gute Poser zu sehen, aber darüber hinaus keine weiteren Musiker. WNM sind auch on the road und da stellt sich die Frage, ob man sich mit dieser 'iPod-Backingband' nicht in ein Zwangskorsett begibt? Mit Improvisationen ist es an dieser Stelle wohl Essig.
Sehr wohl kreiert das Duo recht unterschiedliche Atmosphären in ihren Songs.
Lxx und Kevo können die Tränendrüsen aktivieren. Auch die Sentimentalität ist ihr Ding, besonders, wenn Frau S. Hully in zwei Tracks mitsingt und virtuelle Streicher den Raum erfüllen.
Da werden die Strom-Gitarren in die Ecke gepfeffert und dafür die auf Hochglanz polierte Akustische geschultert und die klingt klasse, fernab von einem Wanderklampfen-Status.
Individuell machen Lxx und Kevo den Punk salonfähig und können es mit imitierten Chorussen ebenso sakral angehen lassen. Pop, Rock und Punk stehen bei den beiden Soundtüftlern in Reihe und Glied nebeneinander und dem Hörer offenbart sich schon eine nicht von der Hand zu weisende Eigenständigkeit.
Je öfter man sich "ConScript" gönnt, kann man Walking Naked Marys »Retro-Electronic-Postmodern-Indie-Powerpop« nachvollziehen. Die im Rückspiegel zu betrachende Musik hat fest im Boden verankerte Wurzeln und das Konzept geht auf: es rockt!
Hochgeschwindigkeits-Beats treiben den Schweiß aus den Poren, gekonnter Groove lässt die Fußwippe arbeiten und gesanglich kann es WNM auch vielschichtig.
Unübersehbar der Warnhinweis auf dem Cover. OK… »Besonders in den Texten ist der Hang zum Punk sehr gut zu erkennen.« Auf der Homepage findet man den Menü-Punkt 'Lyrics' und wird mächtig enttäuscht, denn lediglich ein Text ist nachzulesen. Hey, Lxx und Kevo, das ist nicht gerade erfreulich…
Die elekronische Musik mit echten Gitarren und realem Gesang törnt schon an und wenn man "ConSript" vorurteilsfrei begegnet, wird der Hörer fündig.
Allerdings gibt es keine Zwangsverpflichtung dazu, wie der Album-Titel suggeriert und WNM entlassen uns im letzten Track mit 'drei Worten'. Für mich sind diese "Three Words" Rock, Punk und Pop.
Line-up:
Lxx (guitar, vocals)
Kevo (guitar)

Special Guest:
S. Hully (vocals - #6, 11)
Tracklist
01:No Choice (1:50)
02:Life Without You (4:11)
03:Boy Soldier (4:19)
04:A Nation Of Mice (3:56)
05:Belisima (4:30)
06:Now There's You (6:41)
07:City Life (4:19)
08:Saturday Night (3:28)
09:Siblings (2:49)
10:Superheroes (3:30)
11:Three Words (3:25)
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