We / Tension & Release
Tension & Release Spielzeit: 52:20 (CD), 55:00 (DVD)
Medium: CD & DVD
Label: Rodeostar Records (SPV), 2008
Stil: Heavy Rock

Review vom 24.01.2008


Markus Kerren
Donnerwetter, da hat sich tatsächlich mal jemand Gedanken gemacht. Selten hatte ich bisher ein Album vorliegen, dessen Titel die darauf enthaltene Musik so genau auf den Punkt bringt. Wobei man allerdings auch feststellen muss, dass die Entspannung (Release) wesentlich seltener zum Zuge kommt, als die schiere Intensität der meisten hier enthaltenen Tracks. Die fünf Norweger von We haben hier elf Songs abgeliefert, die einen umgehend gefangen nehmen, in ihren Sog ziehen und durch die Mangel drehen.
"Tension & Release" ist der Nachfolger des im Jahr 2004 erschienenen Debüts "Smugglers", wofür das Quintett gleich mehrere Preise und Auszeichnungen, dazu die Nr. 1 Platzierung in den norwegischen Charts einheimsen konnte und das es in den vergangenen Jahren intensiv mit Legenden wie unter anderem Motörhead, Hawkwind oder Whitesnake betourte. Eine Stilbezeichnung für die Musik von We zu finden, ist gar nicht so einfach. Da tummeln sich Heavy-, Rock-, Krautrock- und Spacerock-Einflüsse, reihen sich hier mal nacheinander ein oder fließen an anderen Stellen naht- und widerstandslos ineinander über.
"Lotus Rising (In The Emotional Minefields)" beginnt zunächst mit einem coolen Percussion-Intro, bis es von einem heavy Gitarren-Riff abgelöst wird. Ein Gewinner durch die variierenden Tempi, den sphärischen Mittelteil und die starke Double-Bass-Arbeit, abgerundet von einem melodiösen Refrain. Noch eine Spur stärker ist "Free Behind Bars", das eine seltsame Mischung aus Heavy und Rock ist, schön uptempo-mäßig geradeaus geht und wieder durch einen sehr guten und eingängigen Refrain zu überzeugen weiß.
Sofort aufmerksam wird man bei "That's Why (You're So Fine)", das, da muss ich dem Infoblatt Recht geben, eigentlich nur die erste Single sein kann. Nach wie vor ist satte Power am Start, gepaart mit einem feinen Spürsinn für starke Melodien. Nach den ersten drei Songs und ohne das Debütalbum zu kennen, sickert dann langsam aber sicher die Erkenntnis ein, dass diese Norweger da, fernab von allen anderen Combos, ihr ganz eigenes Süppchen am kochen sind. Auf "For Love, For Life" und "Popul Vuh" wird weitergerockt und die Krautrock-Elemente preschen speziell beim Letztgenannten deutlich nach vorne.
Total spannend ist das mit 8:28 Minuten zweitlängste Stück "Appreciation". Es wird eine unheilvolle Atmosphäre aufgebaut, gefolgt von einem donnernden, etwas verschleppten Riff, bevor sich die Angelegenheit zu einem Kraut- und Spacerock-Erlebnis der besonderen Art entwickelt. "Hurdy Gurdy" kommt als fetter Rocker mit sehr offenem und weitflächigem Sound daher, einer starken Wah Wah-Gitarre und einem wieder sehr melodischen Chorus. Eine Wah Wah- und Keyboard-Nebelballade stellt "No End" dar, die für eine 'Lange Zigaretten-'/Space-Party wie gemacht zu sein scheint. Ich kann beim Anhören deutlich die Räucherstäbchen riechen, obwohl tatsächlich gar keine hier sind.
Sehr heavy, schnell und kurz ist "Thorns", das einmal mehr über einen tollen Chorus, einen Killer-Bass und Gitarren verfügt, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Ein weiterer Hit könnte der "Post Millenium Tension Blues" werden, der auf spacige Keyboards zurückgreift und ganz nebenbei die Ohren des Zuhörers mit fetzigen Riffs und ansteckenden Gesangslinien zum Brennen bringt, verfügt. Den Abschluss macht das fast zehnminütige "Freaks In The Street", das noch einmal alle Stärken der Band (massive Gitarren-/Keyboardwände mit Space-Einflüssen, eine höllisch groovende und rockende Rhythmusabteilung, starke Gesangslinien und Refrains) in sich vereint. Dazu kommen orientalische Spielereien.
Bei diesem Album geht es wirklich rauf und runter, sodass man sich am Ende im positiven Sinn ganz schön durch den Fleischwolf gedreht fühlt. 8,5 RockTimes-Uhren für ein intensives, innovatives, mitreissendes und melodiöses Album, das einer Vollbedienung gleichkommt. Wer die Jungs von We noch nicht kennt, sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren, denn es lohnt sich.
Und wenn man schnell ist, kann man sich eines der limitierten Exemplare unter den Nagel reißen, die mit einer zusätzlichen DVD kommen, deren Höhepunkte die ca. 30-minütige Deutschland-Tour-Dokumentation mit Motörhead (Lemmy und Mikkey Dee mit Backstage-Gastauftritten) und das Interview aus dem WDR-Rockpalast sind. Ein toller Bonus zu einem ohnehin schon sehr guten Album.
Line-up:
Tariq (keyboards)
Goshie (bass)
Don Dons (guitars)
Thomas Felberg (vocals)
Krisvaag (drums)
Tracklist
01:Lotus Rising (In The Emotional Minefields)
02:Free Behind Bars
03:That's Why (You're So Fine)
04:For Love, For Life
05:Popul Vuh
06:Appreciation
07:Hurdy Gurdy
08:Post Millenium Tension Blues
09:Thorns
10:No End
11:Freaks In The Street
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