Westpol: Unsere Musik sollte schon auf Gitarren fokussiert bleiben
Leon Klaus Das Jahr 2014 dürfte für Westpol. mehr als nur zufriedenstellend verlaufen sein. Die junge Band aus dem Schaumburger Land konnte geradezu raketenartig durchstarten. Selbst der bedauerliche Abgang ihres Frontmannes Yannic Klaus, vor wenigen Wochen, bremst seinen Bruder Leon sowie Fabian und Jan nicht aus. Munter gehen die zum Trio geschrumpften jungen Musiker den nächsten Contest an.

Westpol. zogen nun mit uns Bilanz und richten dabei den Blick hoffnungsfroh auf das neue Jahr...

Interview vom 18.11.2014


Steve Braun
RockTimes: Erstmal nachträglich noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Jurypreises des Joker Studio Contests. Hat dieser Preis Eurer Karriere den erhofften Schub verpassen können?
Leon: Danke! Wir meldeten uns beim Joker Studio Contest an, um eine Single aufzunehmen und hätten nie gerechnet, dass wir den 1. Platz machen würden und gleich drei Tage aufnehmen dürften. Wir waren völlig aus dem Häuschen, als uns Niels die Nachricht überbracht hat. Sie hat schon einen erheblichen Schub in unsere Karriere gbracht. Anders als andere Bands nahmen wir nicht erst das Album auf und spielten 'ne Tour - nein, wir waren bis Mitte des Jahres sehr, sehr viel unterwegs und haben kleine und große Konzerte sowie Festivals gespielt und nahmen die vier Songs auf, die sich das Publikum gewünscht hatte. Mal sehen, was sich mit der EP noch alles machen lässt - aber man kann sagen, dass sie unsere Karriere gepuscht hat, ja.
RockTimes: Die erste Auflage der EP Sommerregen ist ja bereits fast vergriffen. Seid Ihr schon auf der Suche nach einem Label für eine weitere, noch größere Tranche?
Fabi: Wir sind natürlich auf der Suche und wollen weitere Schritte in Richtung Professionalität gehen und einen Partner finden, der die nötigen Kontakte hat... das wäre optimal.
RockTimes: Wie sieht es mit einer Single aus?
Leon: Unsere gleichnamige Single ist schon seit dem 10. Oktober auf iTunes, GooglePlay und Amazon-MP3 erhältlich.
RockTimes: Seid Ihr auch dort mit der Resonanz zufrieden?
Leon: Wir waren überwältigt, da die Beliebtheitsskala bei iTunes gleich auf die höchste Stufe ging und wir sehr viele positive Nachrichten bekommen haben. Damit hätten wir so gar nicht gerechnet!
Westpol. RockTimes: Ihr wart ja sicher erstmals in einem Studio. Hat diese neue Arbeitserfahrung Auswirkungen auf Eure Art, Songs zu schreiben oder zu arrangieren, genommen?
Fabi: Nicht direkt, aber wir haben wichtige Erfahrungen gesammelt, die uns auch im Songwriting immer reifer werden lassen.
RockTimes: Und welche wären das?
Fabi: In erster Linie die, auch mal vom eigenen 'Schema F' abzuweichen und den eigenen kreativen Horizont soweit zu überschreiten, wie es nur möglich ist.
RockTimes: Wie war die Zusammenarbeit mit Niels Stummeyer? Konnte er noch wertvolle Impulse setzen und wenn ja, welcher Art?
Leon: Die Zusammenarbeit war klasse, wir haben uns super verstanden, hatten riesig viel Spaß und waren trotzdem unheimlich produktiv, was das Endprodukt - denke ich - ganz gut zeigt. Er hat uns viele Impulse und Ideen gegeben und wir haben sowohl textlich wie auch instrumental noch viel an den Songs rum geschraubt. Niels war eine 'kreative Befruchtung', wie Fabi es bezeichnet.
RockTimes: Die dezenten Keyboards verleihen manchen Songs noch eine ganz besondere Note. Wäre es eine Option für Euch, einen festen Tastendrücker ins Line-up zu holen?
Fabi: Unsere Musik soll schon auf Gitarren fokussiert bleiben. Keyboards sind zur Unterstützung zwar ganz gut, aber wir haben nicht das Geld einen Keyboarder durchzufüttern…. Das Bier reicht nur für mich (lacht!) - kleiner Spaß... Wir wollen den Unterschied zwischen Live und Studio schon erkennbar machen.
RockTimes: "Sommerregen" umfasst drei knackige, gitarrenorientierte Indie-Rocker und eine Ballade? Ist das in etwa die Richtung, die ihr weiterverfolgen wollt oder sollte man sich bei künftigen Aufnahmen auf die eine oder andere Überraschung einstellen?
Fabi: Überraschungen stehen bei uns auf der Tagesordnung (lacht)... Unsere Einflüsse reichen - vor allem bei den neuen Songs, nach "Sommerregen" - vom harten Nu-Metal bis zur modernen Elektro-Popmusik.
RockTimes: Auf welche Dinge legt Ihr beim Songwriting gesteigerten Wert? Und wie stehst Ihr persönlich zu diesem Zitat von Herbert GrÖnemeyer: »Eine gute Melodie transportiert jeden Text, aber nicht umgekehrt«?
Yannic: Der Spaß muss dabei rüberkommen und es muss was transportiert werden, aber das geht über den Text und nicht über die Melodie. Die Melodie bringt den Wiedererkennungswert. Es kommt darauf an, wie man die Texte rüberbringt... sie müssen authentisch sein.
Westpol. RockTimes: Wie darf man sich den Prozess vorstellen, wenn Ihr Stücke schreibt. Kommt da einer mit einer Grundidee an und Ihr arbeitet die gemeinsam aus? Schließlich nennt Ihr Euch ja alle vier in den Credits als Songschreiber...
Fabi: Ja, ziemlich genau so - meistens, wenn wir nachts selig in unserm Bettlein ruhen, schießt uns eine Idee mitten ins Genick. Wir wachen vom genialen Geist der Inspiration geweckt auf, stürmen voller Elan in den Proberaum und setzen uns zu viert daran, alles aus dieser Idee rauszuholen. Letztendlich wird diese Idee aber verworfen und wir machen dann meist was komplett anderes. Das ist die Art, auf die wir unsere Songs schreiben.
RockTimes: Apropos neue Songs: Habt Ihr bereits ein Follow-up für "Sommerregen" ins Auge gefasst? Existieren dafür bereits erste Lieder?
Fabi: Oh ja! Wir sind hart am Arbeiten an weiteren Songs. Die Kreativität fließt in unseren Köpfen und unsere nachsommerlichen Eindrücke, wollen zu Papier gebracht werden.
RockTimes: Gebt mal einen winzigkleinen Blick hinter Eure nachsommerlichen Eindrücke, damit die Spannung auf das Kommende steigen kann...
Fabi: Nun ja, das Ende des Sommers brachte bei uns ja weit mehr Umbrüche als nur den Ausstieg von Yannic zum Herbst. Sowohl in der Besetzung, als auch bei uns privat ist einiges zerbrochen, anderes aufgeflammt. Alles in allem sehr bunt und wild - also Spannung gibts ohne Ende. Vor allem bei uns...
RockTimes: Nun kurz zu Eurem ungewöhnlichen Bandamen. Welchen Endpunkt der 'musikalischen Erdachse' markiert der 'Westpol' und was ist an seinem Gegenpol, dem 'Ostpol', zu finden?
Leon: Die Frage bleibt jedem selbst überlassen .. In unserer Single singen wir ja auch »Wie ist es am Westpol?« und jeder kann sich ein Bild machen, wie es mit uns ist. Mal laut, mal leise, mal zu dritt, mal zu viert. Ich denke, genau das ist es, was unsere Band auszeichnet: das Ehrliche in der Musik und den Texten. Was am Ostpol los ist, weiß ich nicht... (lacht)
RockTimes: Ihr macht ja bereits erfolgreich die Bühnen unsicher - wie bestreitet Ihr Euer Live-Programm? Spielt Ihr auch Cover-Versionen oder ausschließlich eigene Sachen?
Yannic: Hin und wieder spielen wir Cover aber eigentlich beschränken wir uns darauf, dass wir mehr oder weniger eine feste Liste haben, von unseren eigenen Songs, die wir spielen.
RockTimes: Wer ist es denn aber 'wert', von Euch gecovert zu werden? Sprich: Welche Nummer haut Euch total um und würde bei Euch live unglaublich zünden?
Leon: Wir spielen oft Snow Patrol, "Sky Full Of Stars" (Coldplay) und "Nachtbaden" (Madsen). Ich glaube das sind die Songs, die wir am meisten covern. Wenn wir abends in Kneipen spielen, covern wir von unbekannten Liedern bis hin zu Klassikern und von alt zu neu...
RockTimes: Dummerweise muss ausgerechnet jetzt mit Deinem Bruder Yannic Euer Frontmann den Dienst quittieren, Leon. Wie gedenkt Ihr diese Lücke zu schließen? Wenn ich richtig gehört habe, singst Du ja bei "Auch wenn die Welt" ebenfalls ein paar Lead-Passagen...
Leon: Genau, ich singe bei allen Liedern auf der EP, außer bei "Realitäten und Visionen" und ich werde den Gesangpart vom Schlagzeug aus übernehmen. Die fehlende Rhythmusgitarre ersetzen wir durch neue, einprogrammierte Synthesizer.
RockTimes: Im Dezember steht bereits das nächste Contest-Finale an - beim 'Sixpack' im MusikZentrum Hannover. Rechnet Ihr Euch Chancen aus? Ich weiß, saublöde Frage... hahaha!
Leon: Es ist für uns der Beginn einer neuen musikalischen Ära. Wir rechnen nicht damit, dass wir gewinnen, aber auch nicht, dass wir verlieren. Wir wissen nur, dass wir teilnehmen - und dass wir 1000 Prozent geben werden!!
Westpol. RockTimes: Was war denn bis dato Euer aufregendster Auftritt? Und vor allem: warum?
Yannic: Im Faust in Hannover, weil viele Leute mitgegangen sind und mitgesungen haben.
RockTimes: Mal hypothetisch - Ihr bekommt zwei Anfragen für den gleichen Tag. Einmal einen Gig, abends in einem kleinen, knallvollen Club, oder einen Slot am Frühnachmittag auf einem großen Festival, vor halbleeren Rängen. Welchen Kontrakt würdet Ihr unterzeichnen?
Leon: Wir standen tatsächlich schon einmal vor einer ähnlichen Entscheidung. Da haben wir beide Konzerte angenommen und gespielt, nur waren leider die Zeitabstände zwischen den Konzerten so gering, dass wir großen Stress hatten und beim zweiten Konzert mit etwas Verspätung ankamen. Aber wenn wir vor der genannten Entscheidung stehen sollten, dann würden wir den knallvollen Club nehmen, weil die Stimmung in einem solchen Club immer unbeschreiblich geil ist. Es kommt eigentlich nicht immer darauf an, wie viele Leute da sind, sondern wie viele mitmachen. Es kann auch mit zwei Leuten im Publikum supergeil werden.
RockTimes: Achtung, Scherzfrage - Magst Du folgenden Satz vervollständigen? Wenn wir als Indie-Rocker im nächsten Jahr zum Wacken Open Air-Festival eingeladen werden würden, um auf der Mainstage zu spielen,.....
Fabi: ...würden wir mit einem massiven Vorrat an Herforder Bier anreisen, eine riesige Party mit Papa Roach schmeißen und mit einem Riesensack voll leerer Pfandflaschen wieder abreisen (lacht)!!
RockTimes: Wir schreiten mit Riesenschritten auf den Jahreswechsel zu. Wie sieht Deine Bilanz für Westpol. und dieses Jahr aus? Und was steht für das kommende auf der Agenda?
Leon: Es war das bisher aufregendste Jahr! Danke an alle, die uns das ermöglicht haben. Wir hatten einen aufregenden Sommer und ich denke, das neue Jahr kann kommen und wir werden es rocken!
RockTimes: Jetzt hast Du noch die Gelegenheit, eine Message an unsere Leser in die Welt zu schreien. Was möchtest Du unbedingt noch schnell loswerden?
Fabi: Leute, macht so weiter wie bisher. Bleibt uns treu, kauft unsere CDs, kommt zu Konzerten und feiert mit uns! Wenn ich euch in zwanzig Jahren wiedersehe, gebe ich Euch jedem eine Flasche Herforder aus!
Alle Bilder von wurden von Leon Klaus authorisiert - vielen Dank dafür.
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