Wharthey / Striken The Fries That's A Vos
Striken The Fries Thats A Vos Spielzeit: 41:09
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2010
Stil: Nu Jazz, Funk

Review vom 24.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Bei all den Bands, die wir vom Label Go Down Records im Index haben, hätte ich die Musik von Wharthey (sprich: 'who are they') nicht erwartet. Normalerweise sind prächtige Stoner Rock-Bands bei der Plattenfirma vertreten. Nun sticht schon auf dem Cover Nu Jazz sowie Funk ins Auge und ich hielt das zunächst für einen Scherz. Allerdings überzeugten mich bereits die ersten Töne von "Hen In The Hell" von anderem.
Die Mixtur der beiden Genres haut voll hin und rein. Wharthey macht verdammt gute Musik, die sich auch im Fusion tummelt. Sehr ansprechend sind die recht breit gefächerten Songs und der Songwriter Marino de Angeli spielt eine ganz starke Gitarre. Die anderen drei Künstler stehen dem Mann aber in nichts nach. Bei dem, was hier abgeliefert wird, sind alle Wharthey-Musiker längst über den Gesellenschein hinweg und haben den Meisterbrief für ihre Instrumente schon an der Wand hängen.
Mit "Hen In The Hell" (welch ein Songtitel) zeigt das Quartett, welches Verständnis man vom Funk hat. Mit viel Fantasie mag der Hörer den Gitarrensounds ein gewisses Gackern abgewinnen. Es funkt heftig, allerdings auf ganz kuriose Art und Weise. Das Leben einer Henne in der Hölle muss interessant sein. Mit einem tierisch tiefen Bass, der später auch als Soloinstrument auftaucht, geht es in "Sam LA" ähnlich weiter. Der Funk ist mächtig gut und jetzt mit rockjazzigen Gitarren-Extras aufgeladen. Schräg ist schön!
"Stan To Been" ist die Eröffnung der Jazz-Linie des italienischen Kollektivs. Coole Tastenklänge begleiten nun einen äußerst sanft und relaxt aufspielenden Sechssaiter. Das klingt sehr ausgewogen und dieses Stück könnte man fast schon unter der Rubrik Lounge Jazz einsortieren, so herrlich entspannt ist die Atmosphäre. Mit ihren warmen Tönen klingt die Gitarre nach einer Halbakustischen. "3 For Me" startet ziemlich experimentell. Alle Instrumente bauen an einem Soundberg und dann entspannt sich die Situation. Marino de Angeli versorgt seine Gitarre mit Effekten und Mauro Gatto fegt mit seinen Jazzbesen über Felle sowie Becken. Dann übernimmt Lorenzo Nizzolini mit fuzzigem Keyboardklang das Geschehen. Sein Solo ist ganz besonders fein. Wie der Track begann, so endet er auch. Wow, jetzt geht es noch doller zu. Wharthey liefert mit "Menandotal C" eine Dynamik-Nummer mit schon sehr jazzigen Elaboraten ab. Bis hier hin ist in einer Art Zwischenbilanz festzustellen, dass das Quartett mit seinen Spielereien überzeugt.
Der Titeltrack "Striken The Fries That's A Vos" treibt den musikalischen Output der Gruppe noch weiter in eine experimentelle Ecke des Jazz. Hier spielen die Instrumente in arg freier Form und de Angelis sowie Nizzolinis Arbeitsgeräte laufen kaum eine gemeinsame Strecke ab. Nur wenige Riffs bilden im rockigen Mittelstück eine klangliche Einheit. Der Vierer fährt in turbulenten Gewässern.
Schon wieder ein Sinneswandel. Die Band bleibt, was sie vorher schon war ... ziemlich unberechenbar. "Wait A Moment" könnte in seiner anfänglichen Grundstimmung einem Londoner Nebel-Krimi entstammen bei dem der Kommissar mit Hut und im Trenchcoat inklusive hochgeschlagenem Kragen zu Fuß auf Gangsterjagd ist. Nur ein aufgewühltes Intermezzo passt nicht zur Atmosphäre. "Becerofunk" spricht für sich. Hier ist Wharthey mit dem Funk in eigener Sache. Hölle, haben die eine individuelle Vorstellung von dem Genre. Allerdings findet man daran Gefallen, vorausgesetzt der Hörer geht offenohrig an das Stück ran.
Diese Vorgehensweise ist auch für den vorletzten Track geboten, denn die Gruppe spannt die Sehne noch straffer. Das Tempo von "Junglefa" ist schnell und reflektiert die Feuchtigkeit nasser Straßenzüge einer lebhaften Großstadt. Irgendetwas produziert Ähnlichkeiten zu Autohupenklänge, der Bass verbreitet Hektik und das Keyboard steckt mit sich wiederholenden Soundgebilden in einem Laufrad. Hundegebell mischt sich dazwischen und für diese gerade mal zwei Minuten braucht man Nerven. Fernab von allem bisher Gehörten sprengt die versierte Band mit dem vertrackten Blues "Funny Day" alle Ketten. Klasse!
Tja, so wie die Stilarten eine Überraschung im Angebot des Labels sind, ist auch die Musik. Eigenwillig-interessant stellt sich Wharthey dar und kann überzeugen. Hörproben werden vor einem Kauf empfohlen.
Line-up:
Marino de Angeli (guitar, voice)
Lorenzo Nizzolini (keyboards, voice)
Stefano Andeatta (bass, voice)
Mauro Gatto (drums, percussion, voice)
Tracklist
01:Hen In The Hell (5:07)
02:Sam LA (3:20)
03:Stan To Been (4:00)
04:3 For Me (5:07)
05:Menandotal C (4:32)
06:Striken The Fries That's A Vos (4:09)
07:Wait A Moment (4:51)
08:Becerofunk (3:38)
09:Junglefa (1:59)
10:Funny Day (4:26)
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