White Canvas / Chariad
Chariad Spielzeit: 61:14
Medium: CD
Label: Ozella Music, 2013
Stil: World Music, Avantgarde

Review vom 07.03.2013


Wolfgang Giese
Wieder einmal stoße ich auf Musik 'zwischen den Stühlen', denn so ohne weiteres eindeutig einzuordnen ist das, was ich höre, sicher nicht. Eindeutig jedoch ist, dass die Stimme von Rena Meyer Weil im Mittelpunkt des Geschehens steht. Mit unterschiedlicher Ausprägung, von folkig bis opernhaft, skizziert sie immer wieder neue Eindrücke.
'White Canvas' - eine weiße, oder leere Leinwand, die es also zu bemalen gilt. Wie bunt wird das Bild werden? Wird es ein alter Ölschinken, erwartet uns Impressionismus, Expressionismus oder gar etwas Abstraktes? Da kann man gespannt sein, wer der vier Musiker welche Palette in der Hand hält. Akustische Gitarre, Perkussion und wortlose Stimme, also Klangsilbensprache, sind die ersten Zutaten auf "Ave Do Paso". Piano, Schlagzeug und nun die mit Textinhalten gefüllte Stimme vervollkommnen das Bild. Zu jedem einzelnen Titel gibt es im Booklet eine Erläuterung, so soll dies das Lied der Zugvögel sein.
So folgen nach und nach Improvisationen zu einem geheimnisvollen englischen Volkslied, Gespräche mit Außerirdischen, Grüße aus Wales gekoppelt mit einem israelischen Volkslied und auch eine Widmung an die burmesische Freiheitskämpferin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kye mit "White Tara On Canvas". So gesehen ist das schon alles recht bunt, nicht wahr?
Doch wird nicht mit Farben unwillkürlich gekleckert - ein roter Faden zieht sich schon durch die ganze Entstehung des Gesamtbildes. Mal wird ganz zart getupft, der Schlagzeuger spielt mit den Becken sehr filigran und dazu ein zartes Piano, darüber Gesang und ständig überlege ich, wie ich das Eine oder Andere einordnen soll, ist es doch mal die Jazz-Ecke, dann wieder drängen sich Elemente der World Music in den Vordergrund, dann klingt es ein wenig nach Laurie Anderson. Ab und zu gibt es elektronische Einsätze - das sind wohl die im Line-up genannten 'Soundscapes'. So geschieht ständig etwas anderes, die Musik fließt unaufhörlich dahin und immer wieder gibt es neue Bilder auf der großen weißen Leinwand, die sich nach und nach mit Einzelbildern füllt. Einzelbilder, die jedoch ein Gesamtbild ergeben - alles scheint miteinander verflochten und das in einem gewissen 'Freistil', der einerseits Kompositionen zu erkennen gibt, aber andererseits eben Raum für Improvisation lässt.
Wie ich anfänglich bemerkte, 'zwischen den Stühlen', aber nicht nur zwischen zweien. Diese Musik vermag durchaus zu polarisieren, ich stehe am 'Positiv-Pol', denn das, was ich höre, ist so erfrischend anders und abseits vom Alltagseinerlei… Übrigens, "Chariad", so habe ich gelesen, soll ein walisischer Gruß sein und 'Liebe' bedeuten.
Line-up:
Rena Meyer Wiel (vocals)
Rolf Beydemüller (guitars and soundscapes)
Christoph Selbach (piano, keyboards)
Christoph Schumacher (drums, percussion)
Tracklist
01:Ave Do Paso (5:15)
02:I Will Give My Love An Apple (5:21)
03:Cities In The Sky - With Alien (4:37)
04:Children, Keep Coming (3:59)
05:Angeli Angeli (6:19)
06:Chariad (3:57)
07:Land's End - Again And Again (5:12)
08:When Will The War Be Over (4:39)
09:Wooden Reloady (4:15)
10:White Tara On Canvas (5:08)
11:New Choices (7:47)
12:Chariad Remix (4:23)
(all titles composed by White Canvas)
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