|
The Wild Boars / A Bottle Or A Gun
|
|||
|
Mal was anderes, Americana made in Italy! Die sechs Mann starke Combo The Wild Boars stammt aus Turin und hat bereits Ende letzten Jahres ihr Album "A Bottle Or A Gun" vorgelegt. Nun sind unsere südländischen Nachbarn ja nicht unbedingt bekannt für dieses Genre. Umso schöner aber, dass die hier vorliegenden zehn Tracks locker-leicht aus der Hüfte geschossen daher kommen, nie aufgesetzt wirken und in einem angenehm warmen Sound verpackt wurden. Selbst der Gesang kommt akzentfrei, was aber allein schon daran liegt, dass Frontmann Andy Penington ein in Schottland geborener, zu den Azzuri ausgewanderter Zeitgenosse ist. Der hatte übrigens unseren Norbert bereits vor ein paar Jahren mit einem Soloalbum überzeugt.
Was The Wild Boars auf "A Bottle Or A Gun" bieten, ist unaufgeregte, dafür aber sehr angenehme Musik, bei der keines der Bandmitglieder besonders hervorsticht. Vielmehr wird, wie in etwa damals bei The Band, alles dem eigentlichen Ziel, dem Song, untergeordnet. Die Musiker sind hervorragend und es macht richtig Spaß, sich diesem Gebräu aus miteinander spielenden und ineinander überfließenden Gitarren, Dobros, Mandolinen, Banjos und auch mal E-Piano hinzugeben. Schlagzeuger Gianmaria Pepi packt sehr gerne auch mal die Jazz-Besen aus, was einigen Songs eine zusätzliche Leichtigkeit, nicht zu verwechseln mit fehlender Tiefe, verleiht.
"This Bottle" wird von einem losgelösten Banjo-Ritt eröffnet, während der Gesang von einem Akkordeon unterlegt wird. Die Nummer ist eines der Uptempo-Stücke auf der Scheibe, das klasse in die Beine geht. Der Eröffnungs-Titel kommt dagegen eher verhalten, um sich dann langsam wie ein anrollender Zug zu steigern. Unterstützt von schöner Slide-Arbeit und der vergleichsweise druckvoll harten Drum- und Bass-Arbeit. Relativ sanft dagegen "Unfaithful", das mit deutlichem Country-Einschlag seine melancholischen Runden dreht. Versehen dazu mit guten Vokal-Harmonien, stammend von Stefano Raggi.
Mit einer einsam klingenden Harmonika unterlegt beginnt "Vigilante", bevor sich das Ganze in einen deutlich heftigeren Refrain steigert. Apropos heftig: Fett gerockt wird bei "Linedance Hooker", dem immer wieder Dobro-Licks hinzugefügt werden. Ergänzt durch ein Honky Tonk-Piano entwickelt sich das Stück dann zu einem starken Country Rock-Stück, veredelt durch ein feines Gitarrensolo. Richtig schön melancholisch-sentimental geht es im abschließenden "Your Train" zu, das vor allem vom Gesang, der Akustischen und der sanften Solo-Gitarre gesteuert wird.
Bei dem sehr coolen "This Bottle" kommt das bereits erwähnte E-Piano ins Spiel und verleiht dem Song ein gewisses Jazz-Feeling, bevor im Refrain dann ein Zahn zugelegt wird. Klasse gemacht! "Where Credit's Due" schlängelt sich sehr beschwingt aus den Boxen und macht Laune, wogegen das bittersüße "One Day All This Will Be Yours" einmal mehr von einer unterschwelligen Melancholie geleitet wird. "Out Of Luck" erspielt sich mit einem treibenden Rhythmus das Herz des Hörers und "Do I Have To?" kann mit tollen Tempowechseln punkten, während sich der einsame Cowboy Gedanken um seine Verflossene macht.
Den Wild Boars ist mit "A Bottle Or A Gun" ein wirklich tolles Americana-Album gelungen, das durch sechs großartige Musiker glänzt, die als Band zu einem Ganzen werden. The Band hatte ich als Referenzband bereits erwähnt, und wenn The Wild Boars auch anders klingen, so haben sie mit den Kanadiern (plus ihrem US-amerikanischen Drummer) gemeinsam, dass sie nicht darauf aus sind, mit marktschreierischen Mitteln Songs oder Hits zu produzieren, sondern vielmehr ein sehr starkes und stimmiges Gesamtbild entstehen zu lassen. Klasse Material, das jedem Freund der Americana-Musik ohne Bedenken ans Herz gelegt werden kann.
Line-up:
Andy Penington (vocals, acoustic guitars, banjo, mandolin) Stefano Raggi (vocals, electric guitars, dobro, harmonica) Roberto Zisa (lead guitars) Maurizio Spandre (piano, accordion, background vocals) Simone Ubezio (bass, background vocals) Gianmaria Pepi (drums)
Externe Links:
|
