Witch / Paralyzed
Paralyzed Spielzeit: 37:44
Medium: CD
Label: Tee Pee Records, 2008
Stil: Psycho, Alternative

Review vom 11.06.2008


Florian Kollin
Witch. Klingt irgendwie so, als müssten tausende von Bands so heißen. Dennoch passt der Name hier mal gut zur Musik. Gepflegter Psychadelic Rock mit Einflüssen von Grunge, Alternative und einigem mehr. Und dann ist da noch dieser Name: J. Mascis... . Kennt man den nicht von irgendwo her? Aber hallo. Hier verschanzt sich kein Geringerer als der Dinosaur Jr.-Papa höchstpersönlich hinter den Toms.
Das Album geht stetig nach vorne, lässt dem Zuhörer nicht viel Zeit zum Verschnaufen, nimmt dabei aber auch sicher nicht jeden vollends mit. Sicher dürfte allerdings sein, dass hier Freunde ganz unterschiedlicher Genres zusammen Spaß haben können. Denn ebenso wenig wie hier eine Musikrichtung vorherrscht, sieht man die Musiker in der Schuld dies nachzuholen. Und trotz der Abwechslung zieht sich ein roter Faden durch die Platte, ein Gefühl des Zurücklehnens und Genießens - und das selbst bei den härteren Momenten. Wie so oft in diesem Genre, wirken die Aufnahmen manchmal ein wenig verwischt, ideal halt um sich fallen zu lassen oder aber einfach nebenbei zu konsumieren.
Und hier liegt zugleich das große Problem dieses Albums: Während des Hörprozesses fühlt man sich immer stärker hinein, hat den Aha-Moment des erkannten Songs aber erst, wenn man die CD erneut hört, es entwickeln sich keine prägnanten Ohrwürmer, es gibt keine Songs, die unauslöschlich in deinem Kopf hängen bleiben. Muss es natürlich auch nicht geben, klar; das sollte nur mal gesagt werden.
Die Aufnahmen sind, wie erwartet, spitze und entführen einen gerade per Kopfhörer in die Welt der alternativen Töne. Hier wurde schön mit dem Stereopanorama gearbeitet, wenngleich auch nicht übertrieben. Hört man das Album viele Male am Stück, so werden die sehr kratzigen Gitarren irgendwann ein wenig anstrengend, ansonsten passen sie perfekt in den leicht mittigen Mix ohne große HiFi-Ambitionen. Ehrlicher Rock könnte man fast sagen, aber dafür herrscht hier vielleicht schon ein wenig zu viel Detailverliebtheit, die sich immer wieder in kurzen Einwürfen und Soundeskapaden zeigt.
Es gibt durchaus Momente, die mich an die 'Psycho-Ausflüge' von Verdena erinnern, wobei: Letztere probieren insgesamt mit ihrem Sound tiefer vorzustoßen. Direkte Dinosaur Jr.-Vergleiche bieten sich natürlich auch nicht an, und ob einem Fan der Band die jeweils andere gefallen muss, bleibt fraglich.
Übrig bleibt eine CD mit viel Potential, welches meiner Meinung nach ein wenig vergeben wird. Einerseits bietet die Platte den berühmten roten Faden durchs Geschehen, andererseits wird sie damit auch ein wenig eindimensional. Vieles klingt ähnlich und wird wohl allzuoft nur nebenbei wahrgenommen werden. Dabei handelt es sich durchaus um eine CD, die es verdient hat, in einer ruhigen Stunde über Kopfhörer vernommen zu werden. Eine Empfehlung also für all die, die die Musikrichtung mögen oder einfach mal ein wenig auf die Ohren wollen, aber auch für jene, welche wissen, worauf sie sich hier einlassen und dies bewusst genießen können. Wohl eher langweilig wenn man jemand ist, der immer nur zwei, drei Songs einer CD nebenbei hört.
Line-up:
Dave Sweetapple (bass)
Kyle Thomas (guitar, vocals)
J. Mascis (drums)
Asa Irons (guitar)
Kurt Weisman (guitar)
Tracklist
01:Eye
02:Gone
03:1000Mph
04:Spacegod
05:Disappear
06:Sweet Sue
07:Psychotic Rock
08:Mutated
09:Old Trap Line
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