Lieber eine neue Metal-Band als ein weiterer 'Hit' von Dieter Bohlen
Im Gespräch RockTimes geht nun furchtlos nach Bayern, um sich mit einem Rudel singender Wölfe zu treffen, welches den nordischen Weltuntergang überstanden hat.


Interview vom 07.05.2009


Andrea Groh
RockTimes: Ich begrüße nun den Leitwolf und möchte zunächst wissen, wie denn das Ragnarök war, bei dem sie nun schon das dritte Mal teilgenommen haben.
Lokhi: Hallo! Das Ragnarök war wieder mal eine feine Sache und wir hatten jede Menge Spaß zusammen mit dem Publikum. Wir hatten ja Uwe Lulis und Michael Seifert von Rebellion als Gäste auf der Bühne mit dabei was auch für uns selber ein zusätzliches Highlight darstellte.
Auch Veranstalter Ivo Raab hat uns bei einem Song unterstützt. Eine, wiedermal rundum gelungene Veranstaltung.
RockTimes: Bleiben wir noch bei dem Thema. Im Infozettel wurdet Ihr als Veranstalter des Ragnarök Festivals genannt. Eine andere Quelle sprach davon, dass Ihr hinter den Walpurgis Metal Days steckt. Was davon stimmt nun?
Lokhi: Das mit dem Ragnarök Festival ist natürlich ein Fehler.
Wir sind Veranstalter der Walpurgis Metal Days. Mit Ivo Raab, dem Ragnarök Veranstalter, sind wir allerdings sehr gut befreundet.
RockTimes: Bayern gilt ja als ziemlich christlich. Erstaunlich ist, dass es dort zwei heidnische Festivals gibt und natürlich Euch als Band. Hattet Ihr schon Probleme mit der Kirche oder ihren Anhängern?
Lokhi: Nein, direkte Probleme hatten wir noch nicht, denn sowas passiert ja meist dann hinten rum.
So hat der damals ansässige Pfarrer dafür gesorgt, dass wir wieder aus unserem Proberaum ausziehen mussten. Natürlich unter Vorgabe fadenscheiniger Gründe und nicht unter dem Aspekt dass ihm unsere Musik nicht gefallen hat, hehe.
Dann gab es noch so ein paar Penner, die uns via Mail und mit 'zig Gästebucheinträgen auf den 'richtigen' Weg bringen wollten.
RockTimes: Ihr geltet als eine der wichtigsten Bands der deutschen Pagan Metal-Szene. Was meint Ihr zu der derzeitigen Situation - ist das nicht mittlerweile ein überlaufener Trend geworden? Oder kann es davon gar nicht genug geben, weil der Grundgedanke wichtig ist? Steckt da überhaupt noch überall eine Überzeugung dahinter?
Lokhi: Das ist eine Frage auf die die Antwort immer schwieriger wird. Ich finde es auf der einen Seite wirklich toll, dass es soviel neue Bands in unserem Genre gibt, auf der anderen Seite ist es deprimierend zu sehen wie viele einfach nur versuchen einen Trend zu kopieren.
Grundsätzlich sage ich aber: Lieber eine neue Metal-Band als ein weiterer 'Hit' von Dieter Bohlen oder einem seiner beschissenen Schützlinge.
Wie viel Überzeugung hinter den einzelnen Bands steckt ist natürlich immer schwer zusagen.
Es ist aber eine Tatsache dass immer mehr Personen vom heidnischen Gedanken begeistert sind und die Sache auch sehr ernst angehen. Ob dann alle diese Personen auch eine Band gründen sollten, wage ich zu bezweifeln.
RockTimes: Sehr kirchenkritisch kommt Euer aktuelles Cover daher. Beschreibt doch mal in Euren Worten die Aussage dahinter.
Lokhi: Es geht um Determinismus. Das heißt, der Mensch ist nicht generell frei, sondern wird durch äußere Einflüsse gesteuert. Diese Einflüsse können unterschiedlich sein. Der Glauben, Medien, die Familie usw. Wir haben hauptsächlich den christlichen Glauben als Determinanten aufgegriffen, da es ebenso faszinierend wie erschreckend ist, wie diese Institution in unserer aufgeklärten Zeit nach wie vor solche Macht ausüben darf und Leute blendet. In Zeiten, in denen Pfarrer kleine vergewaltigte Mädchen aus der Kirche verstoßen, weil sie abtreiben, in denen Pfarrer Kinder vergewaltigen und nicht mal angemessen bestraft werden, da können wir einfach nicht mehr nur zuschauen, sondern treten dafür ein, dass auch die Letzten erwachen und sich abwenden.
RockTimes: Bei Heiden und Bayern denke ich auch an die Metalmessage-Homepage und deren idealistischen Betreiber Markus Eck. Ihr wart ja schon auf dem zweiten "Metalmessage-Sampler" vertreten und er hat mit Euch Interviews geführt und Eure CDs besprochen. Was haltet Ihr von der Seite und von Markus?
Lokhi: Ja die Seite ist toll und Markus Eck ein alter Freund von uns. Es ist ja kein Geheimnis, dass uns Markus seit Jahren als Tour Manager und auch schon seit Anfangstagen beim Marketing/Werbung usw. unterstützt hat. Es ist mit der Zeit eine tiefe Freundschaft entstanden und Markus verbringt seinen Urlaub oft bei uns. Meist gehen wir dann wandern oder in den National Park, und Abends wird dann wie üblich hier am Lagerfeuer gefeiert.
Ich denke auch er könnte dir da die eine oder andere nette Geschichte erzählen, wenn ich da z. B. an die Geburtstagsfeier unseres Drummers zusammen mit den Iren von Waylander denke.
RockTimes: Markus hat auf seiner Seite sehr schöne Naturfotos. Seht Ihr das genauso, dass Heidentum und Natur eng zusammenhängen, die Liebe zu Natur sogar kennzeichnender ist als von nordischen oder anderen Göttern zu schreiben?
Lokhi: Einige seiner Fotos sind ja bei uns hier im Nationalpark bzw. am Lusen (Berg) entstanden.
Unserer Ansicht nach ist die Natur das Höchste zu erhaltende Gut, das die Menschheit besitzt. Sie gilt es zu erhalten und zu beschützen. Zerstören wir sie, zerstören wir uns selbst - dann kann auch kein Pfarrer oder der Papst mehr helfen. Wir sehen die Natur als eigentliche Gottheit und das größte Wunder, das wir täglich vor Augen haben. In Songs wie "The Path" oder auch "Schwerter der Erde" kommt dieser Aspekt auch deutlich zum Ausdruck.
RockTimes: Erzählt doch mal mehr über die Natur in Eurer Umgebung.
Lokhi: Die Natur hier in unserer Gegend ist herrlich und einzigartig. Wir wohnen mitten im Nationalpark, umgeben von Bergen, Seen und tiefen Wäldern. Die größte Stadt hier im bayerischen Wald heißt Regen und hat gerade mal 20.000 Einwohner. Wir hier in St. Oswald haben sogar nur 700 Einwohner, das heißt es ist wirklich ruhig. St. Oswald ist auf 800 Meter Höhe und der Skilift oder die Loipen vor meiner Haustüre. Luftline ca. 3 km ist das Tierfreigelände des Nationalparks, da sind auch die Wolfsgehege sowie die Bären, Luchse usw. Bei unserer Gegend handelt es sich um eine Tourismus-Gegend die aber auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
RockTimes: Ich habe als Kind mehrmals im Bayrischen Wald (genauer: in Geyerberg bei Freyung) Urlaub gemacht und mir hat es dort gut gefallen. Habt Ihr schon mal die Wölfe im Nationalpark besucht? Wurde Euer Bandname gar von deren Heulen inspiriert?
Lokhi: Freyung ist nur ca. 15 km von St. Oswald entfernt und unsere Kreisstadt. Wie bereits oben erwähnt haben wir schon oft die Wölfe im Freigelände besucht und beobachtet. Es sind beeindruckende Tiere und die Leute die sie zum ersten mal wirklich aus der Nähe sehen sind meist zu tiefst begeistert und wollen dann gar nicht mehr weg. Der Name Wolfchant ist, wie du bereits richtig vermutet hast, tatsächlich vom heulen des Wolfes abgeleitet.
RockTimes: Damit will ich dann den Wolf zurück zu seinem Rudel lassen, die bestimmt schon nach ihm heulen. RockTimes bedankt sich für den Einblick in seine Welt und wünscht noch fette Beute (Erfolg).
Lokhi: Wir möchten uns für das Interview und eure Unterstützung bedanken. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einem Konzert oder Festival !
Wir danken Tom von Massacre Records, der uns das Gespräch mit Lokhi ermöglicht hat.
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