Work Of Art / Framework
Framework Spielzeit: 46:59
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: Melodic Rock

Review vom 18.10.2014


Daniel Daus
Fertigmachen zu einem Trip in die Vergangenheit! Streng genommen bin auch ich ein Kind der Achtziger Jahre. Dort spielten sich zweifelsohne viele der prägnantesten Momente meines Lebens ab (Abitur, erste große Liebe, Sportkompanie, Ausbildung, Führerschein, erstes Auto, erste Wohnung, Hochphase als Leistungssportler, etc.). Allerdings steht diese Ära musikalisch und medientechnisch auch stellvertretend für den schleichenden Gang meines bis dato geliebten Southern Rock-Genres in die Bedeutungslosigkeit (anhaltend bis heute).
Die gewünschte Omnipräsenz des Synthesizers zog in die Musik ein und quasi fast alle Richtungen mussten auf Druck der Plattenfirmen mitziehen, sofern man weiterhin mit am Trog stehen wollte. Wo vorher Acts wie Allman Brothers, Skynyrd, Marshall Tucker Band, Outlaws, 38. Special, Molly Hatchet, Bad Company, Thin Lizzy und die üblichen Verdächtigen der Rockmusik das musikalische Sagen hatten, schossen jetzt Interpreten wie Survivor, Toto, Boston, Mr. Mister, Journey, Richard Marx - und wie sie alle hießen - mit ihrem Melodic Rock/AOR wie Pilze aus dem Boden und vereinnahmten den, mittlerweile von MTV dominierten Markt. Und fast alle der erstgenannten Southern-Größen zogen zum Ärger ihrer Anhängerschaft in irgendeiner Form auch mit. Jim Peterik lässt grüßen…
Das neue und schon dritte Album des schwedischen Trios Work Of Art (bestehend aus Robert Säll, Lars Säfsund und Herman Furin sowie einigen Gästen), "Framework", katapultiert einen regelrecht zurück in diese Epoche, als man im Fernsehen noch eher überschaubare Krimiserien wie "Miami Vice" serviert bekam. Die Lieder dieses Werkes hätte man auch perfekt als Soundtrack für beliebige Folgen der Reihe integrieren können. Da sieht man vorm geistigen Auge förmlich zur Musik die beiden Protagonisten Sonny Crocket und Ricardo Tubbs in ihrem weißen Ferrari in neonbeleuchteter Nacht, rasant geschnitten, hinter irgendwelchen Koksdealern hinterherjagen.
Hier wummern die Synthies, künstliche, nach Korg schmeckende Pianoklänge, poltrige Drum-Teppiche (inkl. Loops) und quirlige E-Gitarren (dazu typische Strat-Fill-Arbeit), dünne Harmoniegesänge, dass einem regelrecht schwindelig wird. Lars Säfsund hat zudem noch die perfekte Stimme dafür und pendelt in Sphären zwischen dem leider kürzlich verstorbenen Jimi Jamison und Don Johnson (der ja bekanntlich seine damalige Popularität auch für einen Abstecher in die Musik nutzte). Robert Säll, bekannt auch durch seine Mitwirkung in Bands wie Eclipse und W.E.T., setzt als Hauptsongwriter sämtliche Tracks mit seinen Kollegen handwerklich gekonnt in Szene.
Mir ist dieses andauernde Synthie-Geglucker und -Gefiepe allerdings auf die Dauer, trotz des durchgehenden melodischen Gehalts der Lieder und vieler ganz guter Gitarrenparts, trotzdem irgendwie 'too much'. Selbst langsamere Titel, wie "Over The Line" (mit klirrendem Steve Winwood-Synthie-Gedächtnis-Solo) oder "Hold On To Love" (mit originellem Textbeginn "Yesterday heaven seems so far away…"), geben kaum eine Gelegenheit zum Durchatmen.
Im Fokus stehen eindeutig dynamisch strukturierte Songs, wie der flockige Opener "Time To Let Go", "Shout Till You Wake Up", das wohl als verspätete Antwort auf Bostons "Amanda" gedachte "Natalie" oder das fulminante "The Turning Point". Wenn man diese Musik mag, und WOA haben sich - laut Beipackzettel - ja bereits Legionen an Fans erspielt, wird man hier professionell und bestens bedient.
Auch das Coverartwork ist genauso bunt wie die damalige Zeit, wer sich allerdings die hellgraue Mini-Miniaturschrift auf grauem Hintergrund für die Texte hat einfallen lassen hat, ist mir ein Rätsel. "Framework" von Work Of Art wird Leute, die gerne im Melodic Rock-Bereich unterwegs sind und einen gewissen Hang zur Nostalgie ihr Eigen nennen, bestens versorgen. Den Silberling kann man aus besagten Gründen blind zu jeder 80er-Party anschleppen. Ich bin allerdings froh, dass es dann doch noch andere musikalische Entwicklungen gegeben hat, die mir deutlich mehr zusagen…
Line-up:
Lars Säfsund (vocals)
Robert Säll (guitars, keyboards)
Herman Furin (drums)
Tracklist
01:Time To Let Go
02:How Will I Know
03:Shout Till You Wake Up
04:Can't Let Go
05:How Do You Sleep At Night
06:Over The Line
07:The Machine
08:Hold On To Love
09:Natalie
10:The Turning Point
11:My Waking Dream
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