Mike Zito / Pearl River
Pearl River Spielzeit: 55:50
Medium: CD
Label: Eclecto Groove Records, 2009
Stil: Blues & More

Review vom 26.09.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Mike Zito! Den Namen sollten alle Anhänger des Blues schleunigst in ihrer Liste aufnehmen.
Nach Platten, die als Eigenproduktionen auf dem Markt kamen, ist "Pearl River" seine zweite Produktion für das amerikanische Label Eclecto Groove Records.
Dieses Album schlug hier ein wie ein tonnenschwerer Asteroid aus dem Nichts und hinterlässt bei jeder Playerfütterung neue Spuren der Hörfreude. Wie so oft, war es eine bestimmte Platte, die sich als Initialzündung für sein Interesse an der Musik heraus stellte. In Zitos Fall war es ein Album von Van Halen.
Im Alter von neunzehn Jahren konnte er die ersten Leute von seiner Art der Musik überzeugen und 1996 war "Blue Room" sein erstes selbstproduziertes Album.1999 war es "America's Most Wanted". Tourneen folgten quer durchs Land und Zito hatte fast täglich einen Auftritt in St. Louis.
Für den jungen Mann ging es ziemlich wild zu und so wurden leider auch Alkohol und andere Drogen seine Freunde. Es ging steil bergab mit dem talentierten Gitarristen, Sänger und Komponisten. Erst ein gewisser Walter Trout redete ihm ins Gewissen. Wenn man so tief unten ist, braucht man Haltepunkte, Personen, die einem etwas bedeuten, eine Richtung geben. In diesem Fall war es seine damalige Freundin und jetzige Frau.
Zito spürte abermals Boden unter den Füßen und konnte seine Energie wieder auf die Musik konzentrieren.
2004 wurde "Slow It Down" veröffentlicht und mit einer starken Band an seiner Seite spielte er 2005 sage und schreibe 250 Gigs.
Jetzt hat er auch die richtigen Leute um sich und acht seiner selbst geschriebenen Songs haben den Weg auf seine aktuelle Platte gemacht.
"Pearl River" ist ein phantastisches Album geworden. Mike Zito zeigt, dass es verdammt viel Nebenarme gibt, die letztendlich seinen breiten Strom vom Blues ausmachen. Genau darin liegt die Würze der Platte. Der 12-Takter mit vielen Ablegern, die in Richtung anderer Genres gehen.
Seine Stimme ist ein wenig rau und ganz tief unten scheint es in ihm eine Quelle des Souls zu geben. Gesanglich ist der Protagonist voll auf der Höhe.
Was sein Gitarrenspiel angeht, steht Mike Zito schon auf dem roten Teppich mit einem Termin zur Audienz bei so einigen klasse Gitarristen an. Ein erstes Krönchen hat sich der Mann schon verdient und mit seinem Songwriting liegt er auch ziemlich weit vorne.
Genauso, wie der Mann kreuz und quer in den Staaten unterwegs ist, liefert er unterschiedliche Fassetten des Blues. Mal ist er in Louisiana (speziell New Orleans), dann im Mississippidelta und vom allgemein mit Americana bezeichneten Stil hat er auch noch etwas im Programm.
Besonders erfreulich ist, dass so einige seiner Einladung gefolgt sind, mit ihm zusammen manche Tracks einzuspielen. Allen voran Cyril Neville, der auch den balladesken Titelsong mitgeschrieben hat und hier singt.
Bei "Shoes Blues" befindet sich Susan Cowsill mit ihm am Gesangsmikrofon. Ein wunderschön schmachtendes Duett liefern beide ab und die Honky Tonk-Keyboards dazu sind perfekt inszeniert.
Die bedient schließlich auch Reece Wynans (Stevie Ray Vaughan, Mark Selby, Ian Moore, Allman Brothers Band), der mit viel Vehemenz in verschiedene Songs eingreift.
Ein ebenfalls viel gelobter Gitarrist greift in dem herrlichen laid back-Track "One Step At A Time" in die Saiten der Akustischen: Anders Osborne, der mit seiner Stimme für den Countryflair in der Nummer sorgt.
Mit Jumpin' Johnny Sansone und seinem Akkordeon weht ein Hauch von New Orleans durch die Platte und schließlich hat Mike Zito natürlich auch den Blues in relativ reiner Kultur zu bieten.
"Pearl River" hat so manches für die physische und psychische Ertüchtigung auf Lager, denn man kann seine Muskulatur im Ganzen durch Tanzen in Schwung halten. Bei den flotten Stücken geht unter der Fußwippe hier aber gar nichts. Dann gibt es Songs, die einen zum Träumen bringen.
Der Mann ist ein super Gitarrist, der auch durch einen gepflegten Bottleneckeinsatz glänzen kann. Zito feuert rockigen Blues ab, der einen Berg geradlinig bezwingt und kann direkt danach einen hinreißenden Slowsong servieren.
Schon nach dem ersten Durchgang fand meine Begeisterung kaum Grenzen und genau solche Leute wünscht man sich auch auf Bühnen in unseren Breitengraden. Eine Enttäuschung hat "Pearl River" leider zu bieten: Man möchte nach 55 Minuten einfach mehr, mehr, mehr...
Line-up:
Mike Zito (vocals, guitar, toy piano - #9)
Reese Wynans (keyboards)
Lonnie 'Popcorn' Trevino Jr. (bass, backing vocals)
Eric Bolivar (drums, percussion)
Cyril Neville (vocals - #2)
Susan Cowsill (vocals - #8)
Anders Osborne (acoustic guiatr, vocals - #6)
Randy Chortkoff (harmonica - #5)
Lynwood Slim (harmonica - #12)
Jumpin' Johnny sansone (accordion - #9)
Tracklist
01:Dirty Blonde (3:37)
02:Pearl River (4:54)
03:Big Mouth (4:08)
04:Change My Ways (5:15)
05:Eyesight To The Blind (3:21)
06:One Step At A Time (3:37)
07:39 Days (4:07)
08:Shoes Blues (3:24)
09:The Dead Of Night (4:05)
10:Sugar Sweet (3:30)
11:Natural Born Lover (5:30)
12:All Last Night (5:27)
13:C'mon Baby (4:57)
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