Rob Zombie / Educated Horses
Educated Horses
"A journey back to fear" flüstert Rob Zombie zu Beginn des Openers "American Witch". Nun, genauso gut könnte es auch heißen, "A journey back to basic". Denn während die letzten beiden Alben "Hellbilly Deluxe" und "The Sinister Urge" mit ihren Industrialelementen noch eng im Fahrwasser von Robs alter Kapelle White Zombie schipperten, findet beim ersten neuen Studioalbum seit fünf Jahren, bei dem unter anderem Tommy Lee von Mötley Crüe als Gastmusiker einige Drumparts und Backingvocals beisteuerte, eine erstaunliche Kurskorrektur statt.
Lediglich die treibende Uptemponummer "Let It All Bleed Out" erinnert noch ein wenig an das alte Material. Aber auch hier geben die völlig verschwundenen Industrialelemente und ein langsamer, melodischer Mittelteil die Marschroute vor, die da heisst: Abwechslungsreicher, harter und melodischer Rock, von Produzent Scott Humphrey und Rob selbst druckvoll und klar in Szene gesetzt. Nicht zuletzt der differenzierten (man kann hier wirklich jedes Instrument klar heraushören) aber nie zu sterilen Produktion ist es zu verdanken, dass das neue, wie oben schon erwähnt sehr abwechslungsreiche Material zwar modern aber absolut zeitlos klingt. Nehmen wir zum Beispiel das in Amerika als erste Single ausgekoppelte "Foxy Foxy": Sowohl der ungewohnt melodische Gesang von Rob wie auch der tolle eingängige Refrain erinnern schwerstens an Alice Cooper zu seinen besten Zeiten.
In die gleiche Kerbe haut der Gute Laune-Rocker "The Scorpion Sleeps", ebenfalls sehr eingängig und ein absoluter Ohrwurm.
In dem schleppenden und mit tiefen Gitarren versehenden "17 Year Locust" überrascht eine immer wieder eingestreute orientalische Melodie, während das ruhige und düstere "The Death Of It All" von einer Akustikgitarre dominiert wird. Und in diesem Stil geht das ganze Album weiter: Ein geschickt plaziertes Break hier, ein unerwarteter Melodiebogen dort, hammerharte Grooves wechseln sich ab mit eingängigen Melodien und düsteren, getragenen Teilen, wie z.B die beiden Instrumentalnummern "1000 Ways" und das Intro "Sawdust In The Blood" oder das groovige "The Devil's Rejects".
Genau aufgrund dieser Viefalt legt man die Scheibe trotz der vergleichsweise kurzen Spielzeit auch immer wieder gerne auf, denn man entdeckt stets etwas Neues, es wird einfach nicht langweilig. Und das ein kompaktes, auschließlich mit Hits versehendem Album sehr viel besser ist als ein mit zahlreichen Lückenfüllern auf 60 oder 70 Minuten Spielzeit künstlich gestrecktes, wird wohl niemand ernsthaft anzweifeln wollen, oder?
Abschließend bleibt zu sagen, dass sich einige Altfans definitiv schwer mit "Educated Horses" tun werden, während alle scheuklappenfreien Rockfans, die eingängigen wie groovigen Stoff von Alice Cooper bis Down zu schätzen wissen, unbedingt ein Ohr riskieren sollten.
Absolut Empfehlenswert !!


Spielzeit: 38:31, Medium: CD, Geffen Records , 2006
1:Sawdust In The Blood (Intro) 2:American Witch 3:Foxy Foxy 4:17 Year Locust 5:The Scorpion Sleeps 6:100 Ways 7:Let It All Bleed Out 8:Death Of It All 9:Ride 10:The Devil's Rejects 11:The Lords Of Salem
Gunnar Körner, 11.05.2006