Xcarnation - Grounded
Grounded
Xcarnation ist das Studioprojekt des türkischen Gitarristen, Sängers und Komponisten Cenk Eroglu, der 1967 als Sohn eines Dirigenten und Jazz Pianisten in Istanbul geboren wurde.
Wie so oft bei Kindern mit musikalischem Familienbackground kam es wie es kommen musste und Cenk fand schon in ganz jungen Jahren zur Musik. Soloalben 1991 und 1996, anerkannter Produzent und schließlich die Begegnung mit Pat Mastellotto (Mr. Mister, King Crimson) und Kip Winger (Winger).
Xcarnation ist das Studioprojekt, schrieb ich im vorherigen Absatz. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Geplant war eine Mischung von Songs aus den Federn von Cenk und Kip. Diese sind auch vorhanden, jedoch stilistisch so geartet, dass sie nicht auf einem Album Platz finden sollten. Teils sind es 'Heavy electronic' Tracks und auf der anderen Seite eher 'ethnisch-spirituell-melodische' Sachen.
So entschloss man sich das Projekt zu teilen; einmal in das nun vorliegende Xcarnation und in ein kommendes Projekt namens Istanblue.
Xcarnation ist die heavy Variante und gleich beim Opener "Personal Antichrist" wird dies deutlich. Es treibt nach vorne, dieses Stück ist sehr 'dicht gewebt' und macht Appetit auf mehr.
Und es kommt mehr in Form eines rollenden Basses, geheimnisvoller, sphärischer, ausbrechender Gitarre - sehr melodisch, trotz düsterer Grundstimmung. Tolle Breaks und orientalische Klänge halten Einzug. Sehr spannend, dieses "Everlasting".
Balladesker Beginn, das Keyboard steht auf Klaviersound: "Without You" ist mir zu brav, zu still, so gar nicht zu dem bisher Gehörten passend.
"Desperately Sad" beginnt aufregend - schöne ,abgehackte Gitarrenarbeit, Effekte - ja Düsterniss macht sich breit. Keine Nummer für diejenigen, die im Dunkeln Angst haben, alleine in den Keller zu gehen.
"Reason To Believe" = Orient meets Okzident, leichter 'Easy-listening-Jazz'-Touch in Form von Biddu Orchestra-Feeling, welches aber immer wieder durch Gitarrenparts durchbrochen wird.
Geräusche, viele elektronische Gimmicks und dann ist "Lucky Day" wieder nahe an der Grundstimmung des Vorgängers. Die Platte ist nicht einfach. Hier ist es schwer in Bitform zu klassifizieren. Ja oder Nein ist eindeutig zu wenig. Man muss die bits gegen Quantenbits austauschen, und vor allem bereit sein, sich dem Kosmos hinzugeben, den "Grounded" vor einem öffnet.
Tief durchatmen, dann beginnt "Take A Deep Breath", eine Art Reise durch die eigene Seele. Ups and downs, saustarke Gitarrenbretter auf einem rollenden Bass.
Minimal, fast nur auf die (aber intensiven) Vocals beschränkt tönt "Coma White" aus den Speakern; zwei Minuten lang und somit die kürzeste Nummer. Mit "Willing To Wait" und "Pictures" im gewohnten Potpourri aus gewaltigen Gitarreneruptionen, intimen Vocals, viel elektronischem Einsatz und brabbelnden Bassläufen klingt ein sehr interessantes Album aus.
Sicher nicht für jedermann geeignet, aber dort wo es zündet wird man überlegen, bei welchen Gelegenheiten "Grounded" gespielt werden kann.


Spielzeit: 47:48, Medium: CD, Frontiers Records (Muse-Wrapped Records), 2005
1:Personal Antichrist 2:Everlasting 3:Without You 4:Desperately Sad 5:Reason To Believe 6:Lucky Day 7:Take A Deep Breath 8:Coma White 9:Willing To Wait 10:Pictures
Ulli Heiser, 28.08.2005