Yagull / Kai
Kai Spielzeit: 53:11
Medium: CD
Label: MoonJune Records, 2015
Stil: Folk, Jazz, Klassik

Review vom 18.01.2015


Steve Braun
MoonJune Records hat sich als Garant für ungewöhnliche Musik, abseits aller ausgetretenen stilistischen Pfade, herauskristallisiert. Zwischen allen Stühlen hat sich das New Yorker Duo Yagull, bestehend aus dem Gitarristen/Komponisten/Produzenten Sasha Markovic und dessen Ehefrau Kana Kamitsubo, eingerichtet und bereichert mit seinem zweiten Album "Kai" das Portofolio des experimentierfreudigen Labels eindrucksvoll.
Sasha Markovic konnte uns bereits mit seinem Singer/Songwriter-Duo The Sours überzeugen, bei dem Kana Kamitsubo mit zwei zauberhaften Auftritten glänzen konnte.
Mit Yagull überraschen die beiden mit einer ganz außergewöhnlichen Mixtur aus Jazz, Folk sowie klassischer Kammermusik. Ausgerechnet die stilistische Bezeichnung »Post Rock« bringt das Paar selbst ins Spiel und sorgt hier erstmal für nachdenkliches Stirnrunzeln. Doch nach den eigenwilligen Interpretationen der beiden Klassiker "Wishing Well" und "Burn" ahnt man, was Yagull - Free bzw. Blackfoot hin, Deep Purple her - sehen, wenn sie 'hinter den Rock' schauen...
Ihr zweites Album haben Markovic und Kamitsubo ihrem Sohn Kai gewidmet. Die zwölf Aufnahmen sind, bei aller detailverliebten Eleganz, von einer grenzenlosen Zärtlichkeit durchströmt. Yagull reduzieren hier die Musik auf den wesentlichen Kern: akustische Gitarre, Piano und allumfassende Liebe als Produkt beider.
Markovic macht dabei keinen Hehl aus seinem Faible für Folkmusik und Kamitsubo kann Beethovens - man höre "Mio" - tiefe Furchen in ihrem Pianospiel kaum verhehlen. Wenn dann die Violinistin Wen Chang ins spartanische Grundgerüst eingreift, kommt man kaum umhin, an Kammermusik zu denken. Die reichhaltigen Ausflüge in jazzige Gefilde streifen oft Pat Methenys akustische Solopfade- Man denke an "One Quiet Night" (2003) oder "New Chatauqua" (1979), die man beide bekanntlich dem Folk Jazz zurechnet.
Sasha Markovic hat zudem ganz verschiedene Folkstile verinnerlicht, seien es seine Ausflüge auf der Flamencogitarre bei "Burn" oder die Reminiszenz an die britischen Veteranen Steeleye Span mit "Wishing Well". Neben diesen beiden, überaus eigenwillig interpretierten Coverversionen blitzt mehr als einmal auch die irische Variante, besonders erfrischend in "Z-Parrow", durch.
Mehr als einmal glaubt man sprichwörtlich die zärtliche Hand an der Wiege' zu spüren ("Heiwa" bzw. "Sound Of M", mit traumhaft schöner Harp) oder die kleine Familie über eine Sommerwiese tanzen zu sehen ("Blossom"). Bei letzterem tupft ein weiterer, uns wohlbekannter Gast, Labelkollege Dewa Budjana, mit seiner Gitarre in eine ganze Palette bunter jazzrockiger Klangfarben hinzu.
Neben all diesen genannten kleinen Meisterwerken gefallen noch besonders die angenehm kühle Frische von "North" und das - im Gegensatz dazu - erwärmende "Omniprism", bei dem mit dem uruguayische Gitarristen Beledo ein weiterer MoonJune-Künstler massiv ins Arrangement eingreift.
Yagull erzeugen mit minimalistischsten Instrumentierungen maximale Spannung, lassen mit "Kai" sämtliche 'heiße Luft' aus bombastischen Klangkonstrukten und konzentrieren ihre Musik auf das Wesentliche: Zuwendung, Wärme, Intimität.
Ein wunderbares Album - entrückt wie ein zauberhafter Traum...
Line-up:
Sasha Markovic (guitars, bass, percussion)
Kana Kamitsubo (grand piano)

Additional Musicians:
Marko Djordjevic (drums - #8,9,11)
Dewa Budjana (guitars - #4)
Beledo (classical guitar - #11, lute -#7, electric guitars/bass - #11)
Wen Chang (violin - 2,6,11)
Anthony Mullin (guitar/last solo - #6)
Jackson Kincheloe (harmonica - #8)
Tracklist
01:North (5:29)
02:Dark (6:56)
03:Heiwa (3:14)
04:Blossom (5:03)
05:Mio (5:16)
06:Wishing Well (4:35)
07:Burn (3:51)
08:Sound Of M (4:27)
09:Z-Parrow (1:47)
10:Kai (4:01)
11:Omniprism (5:38)
12:Oyasumi (1:55)
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