Zone Six / Love Monster
Love Monster Spielzeit: 46:02
Medium: CD
Label: Sulatron Records, 2015
Stil: Space Rock, Psychedelic

Review vom 21.09.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Verdammt lange her. 2004 erschien das letzte Studioalbum ("Psychedelic Scripture") von Zone Six. Die vier Songs enthaltende CD "Love Monster" aus dem Jahr 2015 ist das Objekt der Begierde aller Space-, Acid-, Neo Kraut Rock und Psycedelic-Fans. Die Musiker von Zone Six sind in einem Netzwerk von Formationen vertreten. Im Zusammenhang mit Sula Bassana, der hier Schlagzeug spielt, Gitarrist Rainer Neeff, Komet Lulu (Bass) und Martin Schorn aka Modulfix (Syntheziser) tauchen Bandnamen wie Krautzone, Electric Moon oder die Pancakes auf.
Bei den vier Zone Six-Liedern von Kompositionen zu sprechen, würde das Ziel verfehlen, denn bei "Love Monster", "The Insight", "Acidic" beziehungsweise "Cosmogyral" handelt es sich um Jamsessions oder Improvisationen.
Kreativität mündet in musikalischer Trance und Hypnose. Heftige Gitarren-Attacken in Richtung Kosmos werden zum Dauerbrenner der Session ohne vom Burn-out-Syndrom durchbohrt zu werden. Zone Six versteht es allerdings auch, dem Hörer Phasen der Einkehr zu gönnen.
Tiefe ist angesagt. Gitarrist Rainer Neeff sucht den zeitlichen Tiefen-Kontakt zu den Sechziger- und Siebzigerjahren. Martin Schorn aka Modulfix ist für die Tiefe des Weltraums zuständig und wenn man so will bieten Schlagzeuger Sula Bassana sowie Komet Lulu am Bass die groovende Erdung zum Treiben.
"Love Monster" hat Rotationskräfte, die in angenehmer Weise auf den Hörer wirken und ihn in eine Art Traumwelt entführen. Jedes Bandmitglied ist Lieferant für Nährstoffe, die bei den anderen Beteiligten wie eine Kette für weitere Ideen sorgen. In dieser bestechenden Form steht Zone Six für hochkarätige Psychedelic, die durchaus ihre exzessiven Momente hat. Sich quasi überschlagende Exkurse in den heftigen Acid Rock kennzeichnen einige Szenen des Seelenlebens von Zone Six.
Die Scheibe "Love Monster" ist nicht für Gemüter, die auf polierte Sounds stehen. Die Formation ist auch nicht eindimensional. Die fuzzig-elektrifizierende Gitarre schmirgelt die matte Patina des Kraut Rock weg und offenbart gegenwärtige Aspekte des Genres.
Vom Psychedelic Rock des fast fünfzehnminütigen Openers "Love Monster" tragen uns die Schwingen von "The Insight" hinaus in den Weltraum der Schwerelosigkeit. Der Effekt der Hypnose liegt in den sich strukturell nur leicht changierenden Mustern der Klänge und dazu kann man Rainer Neeffs Gitarren-Stationen als den Gegenpol des Synthesizer-Trips ansehen. "The Insight" ist groovende Kraft mit einer unerschöpflichen Quelle der Energie. Am Ende wird das Stück zu einem glühenden Asteroiden auf Kollisionskurs mit einem frostigen Planeten eines anderen Universums.
Nicht nur von der Anzahl der Buchstaben im Songtitel "Acidic" ist dieses Stück das kürzeste der Platte. Trotzdem erreicht die Nummer schon ziemlich früh ihren rockigen Höhepunkt, der nach einem kurzen Intermezzo der gezügelten Dynamik nun abermals aufflammt und dabei geradezu ungezähmte Dimensionen annimmt. Zum Schluss befreit einen Modulfix aus der Beklemmung. Beängstigend, aber sehr gut!
Die Zone Six-Raumkapsel rast in einer elliptischen Bahn mit zirka achtundzwanzigtausend Kilometern pro Stunde über die asiatischen Raum unseres Planeten und dazu spielt man zur Einleitung von "Cosmogyral" entsprechende Klangvarianten. Die Gitarre erinnert sich daran, dass es vor gefühlten Urzeiten so etwas wie die Geburt des Blues gab. Zone Six hat auch noch den Space Blues. Bald haben Verzerrung, Wah Wah-Effekte und Hall aus dem Gitarrrenverstärker das Sagen und bringen Salzkristalle zum Schmelzen. Rainer Neeff taucht in einen atemberaubenden Riff-Albtraum, der von ekstatischen Blitzen und sich bedrohlich nährenden Händen begleitet wird. Mit betörenden Klängen kann Modulfix Rainer Neeff retten.
"Love Monster" von Zone Six ist auch ein Ohr-Monster.
Line-up:
Modulfix (synthezisers)
Sula Bassana (drums)
Rainer Neeff (guitar)
Komet Lulu (bass)
Tracklist
01:Love Monster (14:53)
02:The Insight (8:21)
03:Acidic (7:29)
04:Cosmogyral (15:17)
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