Ein nicht ganz normaler Tag im Radio-Studio von Alex-Berlin am 31. Oktober 2010
BON bei Victor Die Berliner AC/DC-Coverband BON war bei Viktor zu Gast! Klar, dass unser Redakteur und Band-Intimus Mike mit dabei war.




Fotos: © Michael König

Zwischenruf vom 20.11.2010


Mike Kempf
BON bei VictorIch kann mich noch gut erinnern, als ich beim diesjährigen Berlin-Gig von Oli Brown Viktor Büttner kennenlernte. Irgendwie verströmte der Radio- und TV-Produzent an diesem Tag enorm viel Energie und seine Zukunftsvisionen sprudelten nur so aus ihm heraus. Ich dachte noch: Klingt alles sehr interessant. Und eh ich mich versah, landete ich eines Tages in seiner Radio-Sendung '60 Minuten in Berlin'. Mittlerweile agiere ich als sein Helferlein, stelle im Namen von RockTimes einige CDs vor und bin zum Teil auch Co-Moderator.
BON bei VictorAls uns letztens die Berliner Coverband Get Stoned im Studio an der Voltastraße besuchte, nutzte ich nach Beendigung der Sendung die Gelegenheit, um Viktor meine Kumpels von BON The AC/DC-Show vorzustellen und für einen Auftritt eines AC/DC-Spezials schmackhaft zu machen. Es dauerte nur ein paar Tage bis ich der Band eine Zusage übermitteln konnte. Immerhin sollten sie drei, vier Songs unplugged im Studio live vortragen.
BON bei VictorDie Zeit verging wie im Fluge und am Sonntag, den 31. Oktober, fuhren gegen 17.30 Uhr zwei Kleintransporter auf dem Parkplatz des riesigen Areals der Deutschen Welle vor. Logisch, dass ich beim Entladen der Fahrzeuge tatkräftig mithalf, um mehr Zeit für den Soundcheck herauszuschinden. Im Prinzip nichts Außergewöhnliches, um darüber zu berichten, hatten doch schon einige Bands vorher ihre Kostproben live im Studio zum Besten gegeben. Während ich Verstärker, Instrumente und weiteres musikalisches Equipment mit nach oben trage, frage ich mich, wo wir das alles aufbauen sollen? Die Assistentin, die für die Verleihung diverser Kabel, Stecker, Mikros, Kameras usw. zuständig ist, fällt aus allen Wolken. Mit angstverzerrter Mimik droht sie dem Ganzen schon vor dem Beginn ein Ende zu setzen. Nur Viktors Überredungskünsten und einiger charmanter Worte meinerseits ist es zu verdanken, dass wir doch noch wie geplant auf Sendung gehen können.
BON bei VictorDer Sekundenzeiger dreht unermüdlich seine Runden und signalisiert uns, dass es bereits 18.15 Uhr ist! Das Schlagzeug nimmt langsam Form an und der Bass wird von Ecki gestimmt. Während Rolf und Shorty mit dem Sortieren der Kabellage beschäftigt sind, wird uns klar, dass wir noch zwei Mischpulte anschließen müssen, um die Klangqualität zu optimieren. Gut dass Stefan noch da ist, der sich mit dem zweiten Gerät auseinander setzt. Dennis hat mittlerweile seine Schuluniform angezogen, weil wir die Sendung auch mit bewegten Bildern einfangen wollen und er so authentisch wie möglich rüberkommen will. Ein Blick auf die Digitaluhr zeigt mir, dass uns nur noch neunzehn Minuten bis zum Sendebeginn zur Verfügung stehen. Kommandos wie: »Hol ma schnell een Kabel«, »Ick brauch noch een Kopfhöra«, »Scheiß, ick hör ma nich« oder Viktors Ansage »zweidreißig!« prasseln auf meine Sinnesorgane ein. Wie von Geisterhand oder instinktiv gesteuert, nehme ich das wunderbare Chaos mit meiner Digi auf.
BON bei VictorOh mein Gott, nur noch fünfzig Sekunden, bis der Alex-Trailer das AC/DC-Spezial einläuten wird. Doch immer noch genügend Zeit für einen weiteren Soundcheck! Während Micha aus Platzmangel seine professionelle Kamera auf den Tresen des riesigen Mischpultes aufbaut und sich selbst, mit fast zwei Meter Größe aufs selbige stellt, höre ich vom Bon Scott-Double Shorty keinen einzigen Laut, obwohl dieser sich die Seele aus dem Leib trällert! »Habta noch een Kopfhöra zur Verfüjung?« Ein Sprint zur völlig geschafften Vergabe-Assistentin, die mich mit angsterfülltem Blick empfängt, kann das Problem lösen. Nach dem Motto: 'Nimm, aber komm nicht so schnell wieder' wirft sie mir ein Exemplar zu. Etwa zehn Sekunden vor Beginn überreiche ich Shorty den Kopfhörer.
BON bei VictorPunkt 19.00 Uhr begrüßt der Moderator die Zuhörer und seine Studiogäste. Die legen gleich los wie die Feuerwehr und geben "Hell Ain't A Bad Place To Be" zum Besten. Wow, dass das so laut wird, damit habe ich nicht gerechnet und bedaure, dass meine Ohren ohne Ohropax auskommen müssen. Die Grundmauern des Senders vibrieren gewaltig, aber vom erstklassigen Stimmvolumen des Frontmannes der Berliner Band bekommen die Anwesenden nichts mit. Imposant, wie Viktor live und ehrlich den Zuhörern erklärt, dass es extrem laut und das Studio für so eine Combo nicht ausgestattet ist. Ansonsten herrscht das blanke Chaos. Es wird ständig rotiert, geflippt, gesprungen, gequatscht und es ist fast ein Wunder, dass kein schwerwiegendes Malheur die Sendung aus den Fugen geraten lässt. Während den musikalischen Pausen ist von alldem nichts zu spüren, wird mit der Band hauptsächlich über AC/DC und sich selbst gesprochen. Dabei fällt mir auf, dass die Jungs, die auf der Bühne die komplette Sau raus lassen, am Mikro des Studios ehrfürchtig und schüchtern die Fragen des Moderators beantworten. Ich merke, die Kapelle fühlt sich an ihren Instrumenten wohler und ist froh, dass sie endlich "Dirty Deeds" in den Raum pfeffern dürfen.
BON bei VictorOje, jetzt gibt's bestimmt Ärger! Kommt vom Fernsehstudio ein Professor nach oben und will wissen, was hier los ist. Doch von Ärger weit und breit keine Spur! Im Gegenteil, der Prof. ist begeistert und faselt auf Englisch, dass er was mit BON produzieren möchte und bleibt bis zum Ende der Sendung im Studio! Als der Finalsong "T N T" eingeläutet wird, stört es auch nicht, dass währenddessen der nachfolgende Moderator Manuel Mühe hat, über das wirr verstreute musikalische Zubehör zu steigen, um seinen Laptop für seine nachfolgendes 'SunLounge' anzuschließen.
BON bei VictorDie 60 Minuten vergehen blitzschnell und alle sind erleichtert, dass das Studio keine bleibenden Schäden davon trägt. Die Mitarbeiter von Alex staunen nicht schlecht und meinen, so was noch nie hier erlebt zu haben. Und vor Viktor ziehe ich meinen Hut! Dass er das Ding, mit allen Konsequenzen und trotz schlechter Tonqualität durchzog, verdient meinen Respekt! Beim abschließenden Feierabendbierchen wird der Abend nochmal in seine Einzelteile zerlegt und so manch Anekdote wird mit großem Gelächter verabschiedet. Letztlich hat die Band, zumindest für Alex-Berlin, den Moderator von "60 Minuten in Berlin" und für mich für einen unvergesslichen Abend gesorgt. Von solch angenehmen Chaostagen kann es für uns ruhig mehr geben.

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