Truckin' USA - ein ROCKTIMER unterwegs im Land des Rock'n'Rolls
Zwischenruf New Orleans, West Coast, San Francisco, Highway No 1, Las Vegas - da schwirren die nostalgischen Emotionen nur so durch das Rockhirn. ROCKTIMER Norbert cruiste mit Ehefrau Ingrid im späten Frühjahr 2011 auf den Rock'n'Roll-Roots zu legendären Stätten der US-Music-History, die Antennen voll auf Empfang für die good vibes unterwegs.


Reisebericht
Südwesten der USA
vom 21. April bis 11. Mai 2011

Artikel vom 16.07.2011


Norbert Neugebauer
Part VII - Das Staunen hört nicht auf
»Drive into the sun
Sinkin' down the road
Feel our wheels in motion
That's when i know
That the road to freedom
Is the road we're on

See our reflection
In the cities that come and go
From the rear view mirror
That's when I know
That the road to freedom
Is the road we're on«

(Sonny Landreth)
Ab Las Vegas auf rund 600 m Meereshöhe bewegten wir uns ständig bergan und damit praktisch rückwärts in der Jahresvegetation. Dass es auch in der Wüste erst Frühling war, darauf deuteten die relativ vielen blühenden Pflanzen hin, die es in der richtig heißen Periode nicht mehr gibt. Am höchsten Punkt unseres Trips durch die Bergwelt, auf 3.000 m, erwartete uns eine grad erst aus dem Winterschlaf erwachenden Landschaft.
On the road againAb jetzt, liebe Rockfreunde, geht es fast ausschließlich nur noch um die kaum beschreibliche Faszination des Canyonlands von Utah und die kleinen Geschichten dazwischen. Die Musik beschränkt sich vorwiegend auf die Geräusche der Natur. Aus der Anlage im Auto erklingt nach den West Coast-Sounds, dem "California Songbook" der Nitty Gritty Dirt Band oder Santanas "Caravanserai" durch die Wüste und kernigem Americana zwischendurch, nun gediegene Rootsmusik. Da für mich Utah, bis auf den Mormoney Tabernacle Choir und die Träller-Familie The Cowsills musikmäßig ein großer weißer Fleck ist, lasse ich meinen eigenen Mix aus dem mp3-Player klingeln. Keltisches passt ebenso gut zu den grandiosen Szenerien, wie Borderline, Country Blues, Bluegrass, Southern- oder Folkrock. Aber oft bleibt die Kiste aus und wir genießen die Ruhe wenig befahrener Straßen über die Berge.
»There are songs in the murmur of the river and there are songs in the silence of the mountains«
(Paiute Native im Film des Zion-NP-Visitor Center)
Zion und Polygamy
On the road againBald verlassen wir nun endlich den staubigen Interstate 15 und biegen nach Osten auf den Highway No 9 ab, Richtung Zion National Park, unserem Tagesziel. Am frühen Abend stehen wir hoch über der Kleinstadt Hurricane und haben den ersten grandiosen Rundblick weit ins Land hinein vor uns. Den genießt auch eine Gruppe von Jugendlichen mit uns, die typischen Landeier mit offensichtlichem Hang zur Romantik. Es sind schon noch ein paar gute Meilen durch die nun recht roten Schluchten bis Springdale, dem Eingang zum Park, wo wir vorsichtshalber Zimmer gebucht haben. Abends essen wir in einem rustikalen Restaurant, das mit geschnitzten Looney Tunes-Figuren und Bildern von Western-Stars geschmückt ist. Zu den Steaks trinken wir malziges 'Polygamy Porter'.
Witziger Laden.
On the road again
On the road againMit dem Shuttlebus fuhren wir am nächsten Vormittag zunächst durch den Park (der Eingang liegt auf ca. 1.200 m) entlang des Virgin Rivers bis zur Endhaltestelle, zu Fuß ging's dann einige Etappen zurück. Unsere durchtrainierte Pia kletterte die 450 Höhenmeter zum 'Angels Landing' wie eine Gemse hinauf und schaffte den Weg zur Bergspitze und zurück in anderthalb Stunden (drei bis vier hatte der Führer angegeben). Wir genossen die steilen Flanken von unten von den grünen Talauen aus und hatten auch dort mit der Sonne zu kämpfen. Die Luft war so trocken, dass wir bei jeder Berührung mit Metall kräftig einen 'gewischt' bekamen. Am Wegrand und in der Luft gab's einiges zu entdecken, den Kalifornischen Kondor eingeschlossen. Der Zion NP beeindruckt durch die mächtigen roten Berge und seine 'wilde' Szenerie, in der man auf kurzen oder langen Trails wandern kann. Wir verabschiedeten uns am Nachmittag, um unser nächstes Ziel anzusteuern. Die Straße führt zunächst noch durch den NP mit einem knapp zwei Kilometer langen, dunklen Tunnel. Er ist so eng, dass Vans und Laster nur im Einbahnverkehr gegen Sondergebühr mit Eskorte passieren können. Wer da ohne Beklemmung durchkommt, ist wirklich ein ganz Tougher.
On the road again            On the road again
Schnee und 'Hoodoos' im Bryce Canyon
On the road againDie Bergwelt blieb auch nach dem NP dramatisch, unsere Fotostopps häuften sich und kosteten reichlich Zeit. Immer wieder neue Ausblicke auf den Pässen und tiefe Einblicke in den Schluchten. Der Verkehr wurde deutlich weniger und nur an den ausgebauten 'View Points' waren ein paar Autos mit Touristen aus allen Ländern anzutreffen. Noch reagierten wir mit Staunen auf die zahlreichen Greifvögel oder Schalenwild, das auch kaum von den anhaltenden Menschen Notiz nahm. Es ging nun deutlich bergauf und die Luft wurde kühler. Am Abend erreichten wir die Ruby's Inn Lodge am Bryce Canyon , die auf ihrem großen Areal alles von Übernachtung bis Auto-Werkstätte bietet. Die perfekt durchorganisierte Touristen-Burg, auch Anlaufstelle für die Busse mit den 'der-ganze-Südwesten-in-10-Tagen'-Reisenden, die früh um 6 Uhr wieder raus mussten.
On the road againDer Park ist um die Ecke und dort lag auch noch teilweise Schnee, nicht verwunderlich bei 2.400 - 2.700 m Höhe. Eigentlich kein Canyon, sondern eine spektakuläre Abbruchkante mit zahlreichen pittoresken Felsnadeln, den 'Hoodoos', deren bekannteste 'Thor's Hammer' heißt (endlich können sich nun auch mal die Hard Rock- und Metal-Fans ein paar passende Songs dazu denken!). Pia sauste vom 'Sunset Point' talwärts los, wir bevorzugten 'Car-Sightseeing' auf der Straße mit ihren zahlreichen Parkplätzen auf dem Bergrücken.
On the road againDer Wind pfiff kalt und heftig, auf dem exponierten 'Rainbow Point' am Ende der Strecke blies er uns fast weg. Trotz Wetterkleidung war es dort nur wenige Minuten auszuhalten, nicht nur weil der Rundumblick allein schon atemberaubend ist. Wir stimmen all denen zu, die in den Internetforen vom Bryce Canyon als 'Muss' schwärmen. Der Andrang hielt sich allerdings um diese Jahreszeit in Grenzen. Zum Besuch gehört auch, sich im Visitor Center zu informieren, das (wie eigentlich überall in den Parks) didaktisch hervorragend ausgestattet ist.
On the road again
Traum-Highway Utah State Route 12
On the road againIm Bereich des Großen Plateaus, an dessen Rand, der 'Grand Staircase' wir uns nun bewegten, gibt es neben den offiziellen National- und Stateparks nahezu unzählige weitere steinerne Naturphänomene, grandiose Panoramen und tiefe Einblicke. Das Ganze ist seit 1996 ein 'National Monument' und ein Dorado für Offroader, Trecker und Wanderer. Wir konnten nur ein paar Abstecher entlang der Utah Route 12 unternehmen, aber allein die Fahrt über diesen Highway begeisterte uns immer wieder - ein einziger 'Scenic Drive'! Auch ohne Allrad kamen wir über eine trockene Dirtroad zum 'Devil's Garden' hinter Tropic, einem Areal voller braunroter 'Hoodoos', die an Kobolde erinnerten.
On the road againLeider kam die Sonne kaum raus und es war empfindlich frisch zwischen den Felsformationen und dem angrenzenden Canyon. Aber trotzdem hat uns das schwer beeindruckt! Einen der schönsten Campgrounds sahen wir im Kodachrome Basin State Park, einem kleinen Juwel voll farbiger, teilweise bizarrer Felsen und auch schattigem Grün.
Der Highway durchquert einige Flusstäler und wasserreiche Hochebenen, hält aber sein ansteigendes Niveau.On the road againIn Boulder betreiben junge Leute ein nettes Café mit Biokost, unserem letzten Zwischenstop an diesem Tag. Durch den Dixie Forest geht es schnell höher hinauf, bald tauchen auch wieder schneebedeckte Gipfel auf. Die Ausblicke werden immer weiter, ganz oben wartet ein Wahnsinns-Ausblick bei bester Fernsicht auf uns. Unmöglich zu schildern, wie weit man schauen kann und was es da an unterschiedlichsten Formationen zu sehen gibt. Wie eine dreidimensionale Landkarte breitet sich diese Szenerie unter uns aus.
On the road again         On the road again         On the road again
»Stood alone on a mountain top,
Starin' out at the great divide
On the road again I could go east, I could go west,
It was all up to me to decide
Just then I saw a young hawk flyin'
And my soul began to rise
And pretty soon
My heart was singin'

Roll, roll me away,
I'm gonna roll me away tonight
Gotta keep rollin, gotta keep ridin',
Keep searchin' till I find what's right
And as the sunset faded
I spoke to the faintest first starlight
And I said next time
Next time
We'll get it right«

(Bob Seger)
On the road againAllerdings schneidet der kalte Wind auf fast 3.000 Meter schnell durch unsere Klamotten und wir sehen auch in der Ferne dunkle Wolkenwände. Noch einen Pass weiter und dann sind wir mittendrin im schönsten Schneesturm und sehen kaum die Straße mehr. Die kleinen Herden mit Hirschen am Straßenrand, die nun alle paar Meter auftauchen, scheint das nicht zu stören.On the road againUns ist aber ohne Winterreifen auf den abschüssigen Straßen nicht sehr wohl. Das melodramatische Instrumental mit der Resonator-Gitarre von Mojave 3 aus den Autoboxen passt genau zu der beklemmenden Stimmung. Aber nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, es geht wieder tiefer und bald tauchen die Hinweisschilder zum Capitol Reef National Park mit seinem ebenfalls eindrucksvollen Panorama auf. Wir biegen jedoch nach Westen auf den Highway 24 ein, die bunten Berge begleiten uns noch eine Weile. Es ist ein gutes Stück Weg bis Salt Lake City, unserem letzten Ziel am nächsten Tag.
On the road again        On the road again        On the road again
Der Schock nach den einsamen Highways war groß, als wir wieder auf den Interstate 15 kamen. Auto an Auto und davon ein Großteil Laster auf dieser Hauptverkehrsader durch das Salt Lake Valley nach Norden. Weit vor der Hauptstadt des Bundesstaates Utah begann eine riesige Baustelle mit engen Fahrbahnen, die sich mit Unterbrechungen bis in die City hinzog. Und das Blechgewühl wurde immer dicker. Pia kannte die Stadt und zeigte uns die paar Sehenswürdigkeiten im Zentrum. Rund um den 'Tempel' kamen uns zur Mittagszeit Menschen vorwiegend im dunklen Tuch entgegen, die uns unisono anstrahlten: »God bless you«, aber ansonsten in ihrem Slang kaum zu verstehen waren. Reihenweise frierende Brautpaare an den Portalen und im Grün, jede Menge Schwangere (verboten sind u.a. Empfängnisverhütung, Alkohol, richtiger Kaffee und sonstige Zerstreuungen oder Aufputschmittel für die Gläubigen der 'Kirche der Heiligen der letzten Tage'),On the road again Ampelanlagen, die zwitschern oder 'Kuckuck' rufen (als akustische Signale für Sehbehinderte), kein Papierchen auf der Straße und ständig das Gefühl, der Hl. Geist werde gleich einschlagen ...
Genauso fürchterlich wie Las Vegas, nur andersrum. Out Demons out!
Nachdem wir Pia abends zu ihrem Flieger gebracht hatten, blieben wir gleich draußen am Airport, gaben früh unser 'Schiff' ab und machten uns dann auch auf die Heimreise via Atlanta. Beide Maschinen waren gerammelt voll und der Heimflug kein Vergnügen. Aber die fast drei Wochen vorher umso mehr.
»Truckin', I'm a goin' home. Whoa whoa baby,
back where I belong,
Back home, sit down and patch my bones,
and get back truckin' on.
Hey now get back truckin' home.«

(Grateful Dead)
-The end. Hope, y'all enjoyed it. Cheers!-
Fotos und Repros: Norbert Neugebauer, Ingrid Neugebauer, Pia Köstner.
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