Alle Jahre wieder. Alle Jahre wieder Mandy’s Lounge und alle Jahre wieder Markus Rill at Mandy’s Lounge. Mal abgesehen von der Zwangspause in der Pandemie. Alle Jahre wieder. Also, eigentlich …, da die RockTimes-Delegation aus dem Südwesten des Landes im vergangenen Jahr aus logistischen Gründen leider passen musste. Umso schöner war das Wiedersehen an diesem sonnigen und und mit angenehmen Temperaturen ausgestatteten Freitagabend.
Den Komponisten, Musiker und Sänger Markus Rill braucht man dem aufmerksamen RockTimes-Leser, aber auch jedem- anderen Musik-Fan mit einem feinen Ohr für sehr gut gemachte Americana-Musik 'Made in Germany', an dieser Stelle sicher nicht mehr vorzustellen. Und falls doch: Der in Frankfurt geborene und mittlerweile seit Jahren in München lebende Rill veröffentlichte sein Debütalbum, "Gunslinger’s Tales" im Jahr 1997 und ließ daraufhin kontinuierlich weitere folgen. Mittlerweile über zwanzig Alben dürften es sein, entweder solo, mit seiner Begleitband The Troublemakers oder in Zusammenarbeit mit anderen Musikern. Um an dieser Stelle nur mal die drei letzten Alben zu erwähnen, waren sowohl Everything We Wanted (2022), als auch Snapshots sowie die Townes Van Zandt-Tribute-Scheibe To Live Is To Fly – Remembering Townes Van Zandt (beide 2024) absolute Volltreffer.
An diesem Mai-Tag war es also wieder soweit und sowohl der Musiker wie auch das Publikum freuten sich auf einen tollen Abend, der standesgemäß mit "Saddle Up & Ride" aus dem Album Songland (2019) eröffnet wurde. Im Laufe des Abends kamen mehrere Tracks des bereits erwähnten "Snapshots" wie beispielsweise "Eddie & Rita", das melancholische "Can’t Get Over You", der Titelsong "Snapshots From My Life" oder das herrliche "The Cowboy & Sweet Kitty" zum Zuge. Aus dem 'Townes'-Album brachte er den Klassiker "Tecumseh Valley" und überzeugte sowohl mit seinem eigenen, als auch mit dem Fremd-Material.
Der Musiker war erneut sehr kommunikativ mit den anwesenden Gästen und gab auch immer erleuchtende Einblicke in die Entstehungsgeschichten seiner Songs.
So etwa bei "Losing My Mind", das sich mit dem Thema Alzheimer befasst. Oder auch, dass Rills eigenes Stück "The Pauper’s Daughter" den Blickwinkel eines Mannes aus dem Heimatdorf der Protagonistin des Van Zandt-Songs "Tecumseh Valley" darstellt. Diese wurde von ihrem Vater in die nächst größere Stadt geschickt, um Geld für die Kohlen zu verdienen, damit im anstehenden Winter wenigstens das Haus geheizt werden kann. Der Vater verstarb jedoch in ihrer Abwesenheit. Ein Schicksalsschlag, mit dem sie selbst nicht fertig wurde, sie vollkommen aus der Bahn warf und zu ihrem eigenen frühen Tod führte.
Grundsätzlich erst mal super für Fans, die des Englischen nicht so mächtig sind und – wie im zweiten Fall – auch eine Erleuchtung für den Rezensenten. Gefühlt bei allen, aber speziell bei den ruhigen Stücken hätte man geradezu eine Stecknadel fallen hören können. Dies spricht zum einen für das sehr an Musik interessierte Publikum in Mandy’s Lounge, zum anderen aber natürlich auch für Markus Rill, da man sich einen solchen Respekt des Publikums über die Jahre erst mal erarbeiten muss.
Im zweiten Set ging es dann noch mal ein gutes Stück in die Vergangenheit. Der Musiker hatte in den neunziger Jahren für einige Zeit in Austin, Texas gelebt und studiert und kehrte in den 2000ern dorthin zurück, um drei Alben (Hobo Dream, The Price Of Sin sowie The Things That Count) aufzunehmen. Aus dem genannten Trio gab es den Titeltrack der erstgenannten Scheibe, es folgten weitere etwas ältere Nummern wie My Rocket Ship sowie Late Night Sunday Drive und oben drauf packte Markus Rill dann noch eine klasse Version von dem Dylan-Klassiker Tangled Up In Blue. Wieder mal ein klasse Abend mit einem sehr überzeugenden Musiker in einer urgemütlichen Location. Und als wenn das alles nicht schon genug gewesen wäre, gab es anschließend mit dem Protagonisten hinter der Theke noch eine kleine Aftershow mit einigen Coversongs und abschließend Markus Rills eigenem Dream Anyway. Klasse Abschluss eines tollen Abends.
Wie Mr. Rill dem Rezensenten im persönlichen Gespräch verriet, sind die Aufnahmen des neuen Studioalbums von Markus Rill & The Troublemakers übrigens bereits so gut wie abgeschlossen. Erscheinen soll das neue Werk dann etwa im Herbst 2025. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.




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