Reverend Rusty & The Case / Rough Times – CD-Review

2014 erschien von Reverend Rusty Struggle.
2018 veröffentlichte der Blueser das Album "Rough Times". Bei dem Titel ist es vielleicht verständlich, dass er und seine beiden Mitmusiker für das Coverbild nicht ganz so freundlich in die Kameralinse geschaut haben. Neben dem Frontmann sind es Bassist Mr. C.P. sowie Schlagzeuger Al Wood. Außer diversen Gitarren spielt der Reverend auch Mandoline und Banjo. Bei Mr. C.P. ist neben dem Bass auch die Tuba aufgelistet. Da darf man schon von der Instrumentierung her gespannt sein.
Die zwölf Tracks der vorliegenden Platte wurden allesamt vom Bandleader Reverend Rusty Stone geschrieben und die Texte zu dem Dutzend sind aus dem vollen Leben gegriffen. Wer mag, kann alle Lyrics im sehr fein gestalteten Booklet nachlesen.
Für die Aufnahmen hat man sich ins Münchner Down Hill Studio begeben. Neben der Band hat die CD Tom Peschel produziert. Ebenfalls hat er gemixt sowie gemastered.
Die Basis für "Rough Times" ist natürlich der Blues. Allerdings enthält die Scheibe ziemlich viele Überraschungen für den Hörer bereit.

Selbstredend werden wir auch mit den herrlichen – durch das Bottleneck erzeugten – Klängen verwöhnt.
Eröffnet wird das Album mit dem Titeltrack "Rough Times". Boogie-Verwandtes in rockigem Format kommt wie eine heftige Welle aus den Lautsprechern und auf eine scharf gewürzte Gitarre muss man auch gar nicht warten, bis Reverend Rusty das Metallröhrchen aktiviert. Toller Groove, klasse Stimmung, super Blues Rock. Da sind wir schon mittendrin im Treiben von Reverend Rusty & The Case.
Bei all der Sorge und dem Kummer über die Lage der Welt, dem Verschwinden der Geliebten hilft nur "Back To The Blues". Darauf ist Verlass, besonders bei dieser Combo. Wah Wah-Pedal-Einsätze geben der Nummer eine funkige Richtung und auch hier bewegt sich das Trio eindeutig in den Gefilden des Blues Rock.
Überraschung! Bei "Good Morning" keimt ein kräftiges Reggae-Pflänzchen aus dem Boden des Blues. Hier kommt stilecht Jamaika-Feeling auf. Auch Melodie ist Trumpf und wenn man meint, diese Nummer passe nicht ins Album-Konzept, dann sollte man sich von den musikalischen Breitband-Fähigkeiten der Formation genau bei diesem Track überzeugen lassen. Toll!

Zeitlich ragt unter anderem "When The Sun Goes Down" aus den Spielzeiten heraus. Langsamere Fahrt ist angesagt und Mr. C.P. setzt die Tuba ein. Zunächst hintergründig, später prominent im Vordergrund, wenn es um sein gefühlvolles Solo geht. Dabei darf man durchaus an New Orleans und ein wenig Jazz denken. Super Nummer!
Vor dem Rausschmeißer ist Mr. C.P. dann bei "I Can’t Escape" mit einem herrlichen Basssolo an der Reihe. Natürlich steht außer Frage, dass Reverend Rusty grundsätzlich tiefgreifend, aussagekräftig, emotional und ideenreich die Saiten zum Schwingen bringt.

Auf der Scheibe begegnen wir auch wunderschönen Abstechern ins Gebiet des Americana beziehungsweise der Roots Music. Reverend Rusty & The Case sind Könner.
Mit einem herrlichen Refrain kommt "Rock’n’Roll" daher. Unter anderem mit Chuck Berry und Bo Diddley hat der Protagonist »[…] a good time […]«, weil »[…] they are playing boring songs […]« im Radio.
Mit seiner wandlungsfähigen Stimme kann der Bandleader jede Stimmung reflektieren und im relaxt dahinfließenden "Nighttime" fühlt man sich vom tiefen Timbre angezogen. Klasse!
Mit den gerade genannten Tracks "Nighttime" und "Good Morning" sowie "When The Sun Goes Down" werden sozusagen Tageszeiten angesprochen. Im abschließenden "Summerblues" – einem Lied ohne Text – ist es gleich eine ganze Jahreszeit. Der Reverend schultert einen Sechssaiter, der stark nach einer Dobro klingt und zum Ausklang der Platte gibt sich der Protagonist, abermals mit dem Bottleneck, in dieser Solo-Performance, nachdenklich.

"Rough Times" ist eine Veröffentlichung, die begeistert.
"Rough Times" ist musikalisch vielschichtig, stellt die Band in den Vordergrund, ist signifikant für Blues & More.
"Rough Times" ist eine ganz starke RockTimes-Empfehlung.

Line-up Reverend Rusty & The Case:

Reverend Rusty Stone (guitars, lead vocals, banjo, mandolin)
Al Wood (drums, vocals)
Mr. C.P. (bass, tuba, vocals)

Tracklist "Rough Times":

1. Rough Times
2. Back To The Blues
3. Good Morning
4. Time Is Tickin'
5. Everbody’s Darling
6. Hand To Mouth
7. Hey Bitch
8. When The Sun Goes Down
9. Rock’n’Roll
10. Nighttime
11. I Can’t Escape
12. Summerblues

Gesamtspielzeit: 54:35, Erscheinungsjahr: 2018