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The 6th Son Of Anderson Lee / Bangkok – CD-Review

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Was muss denn The 6th Son Of Anderson Lee alles in seinem Plattenschrank stehen haben. Die Band, sorry, der Musiker Nils Neumann ist The 6th Son Of Anderson Lee. Er hat alle Songs komponiert und arrangiert. Darüber hinaus hat er »[…] auf >>Bangkok<< ausschließlich auf Aufnahmetechnik und Instrumente der 60er und 70er Jahre zurückgegriffen. […]«
Do it yourself, nur ein Aufnahmestudio hat der Mann aus Norddeutschland nicht. Sein komplettes Equipment schleppte er in die YeahYeahYeah! Studios, Hamburg. Vielleicht kam diese Aktion einem Umzug nahe, aber die Schufterei hat sich gelohnt, denn "Bangkok" bietet Musik, die sich, einer Katze vor dem Wasser gleich, mit Händen und Füßen dagegen wehrt, kategorisiert zu werden.

Den Hut zieht man vor dem Multiinstrumentalisten eh schon. Der Bandname hat was. Zumindest kann man ihn sich merken. Da fällt schon die Fantasie eines Nils Neumann positiv ins Gewicht.
Davon abgesehen ist der Alleinunterhalter live dann doch mit einer Band unterwegs. Neben ihm am Gesangsmikrofon und der Gitarre sind mit Svenion sowie René Zimmermann gleich noch zwei Gitarristen mit von der Partie. Die Combo vervollständigen Bassist Rodolfo Ventorium und Lars Brockob (Schlagzeug, Gesang).

Zurück zum Plattenschrank des Musikers. Wer schon authentische Instrumente und das passende Drumherum benutzt, der muss sich auch mit der Musik dieser Zeit auskennen. Daran hapert es bei Nils Neumann definitiv nicht.
Viele Favoriten werden in einen Mixer gepackt, ordentlich durcheinander gewirbelt, aber nicht bis zu einer pulvrigen Mischung. Der Ausschalter muss zum richtigen Zeitpunkt betätigt werden, damit man noch Bestandteile des Gemenges erkennen kann. Bei einer Kostprobe stellt man fest, dass noch etwas fehlt. Irgendwie schmeckt die Mischung fade.
An diesem Punkt kommt die Kreativität eines Nils Neumann ins Spiel, denn er schafft es, den Erinnerungen an die tollen Zeiten der Sechziger- und Siebzigerjahre eine andere Perspektive zu verleihen. Bei "How Walk Through The Fire" wundert sich wohl kein Hörer mehr, dass er ausreichend Platz brauchte, um bei den einleitenden Riffs die Pete Townshend-Windmühle hinzubekommen. Was sich dann weiterentwickelt, hat so ziemlich nichts mehr mit The Who zu tun. Vielmehr ist der Rest des Stücks Rock mit einer Messerspitze Punk.

Zugegeben, die Songs auf "Bangkok" klingen »[…] mehr nach dem Soundtrack eines kalifornischen Roadmovies […], als nach norddeutschem Landleben. […]«
"Bangkok" ist wie die Schnur zur Zündung einer Synapsen-Explosion. Country-Ambiente trifft auf den ganz dicht über der Ackerkrume angesiedelten Blues. Den urbanen Zwölftakter sieht man nicht einmal mit dem Fernglas und ein Schlagzeug ist auch nicht erforderlich. Da setzt der Musiker Akzente mit Handclaps. Klingt ein wenig wie Larman Clamor. Klasse! Der Album-Rausschmeißer hat so etwas von Endgültigkeit im Titel. Dabei möchte man nach "Go To Hell" die elf Lieder doch noch einmal hören. Während der siebenunddreißig Minuten gibt es viel zu entdecken und wenn man meint, den Musiker entlarvt zu haben, dann ist er schon wieder ganz woanders. Mit Ähnlichkeiten zu den Beatles singt Nils Neumann mit Ray Davies-Flair und spielt Rückspiegel-Rock, den die Kinks nie komponiert haben.
"Bangkok" macht Laune und kommt auf auf die To-Do-Liste des Lesers. Reinhören kann nicht schaden. Nils Neumann aka The 6the Son Of Anderson Lee ist kreativ genug, um sich als eigenständiger Musiker zu präsentieren.


Line-up The 6th Son Of Anderson Lee:

Nils Neumann (all instruments)

Tracklist "Bangkok":

  1. Keep Your Head Up (3:57)
  2. I Won’t Come Back (3:35)
  3. Don’t Make Me Run (3:28)
  4. Whom The Gods Love Die Young (3:45)
  5. Crystal Salt Tequila Shots (4:08)
  6. Never Get What I Need (2:58)
  7. I Feel Safe (1:57)
  8. Amble Through The Old Town (2:15)
  9. How Walk Through Fire (3:14)
  10. Keep It Dark (3:15)
  11. Go To Hell (4:20)

Gesamtspielzeit: 38:58, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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