Brand X / Live At The Roxy LA 1979
Live At The Roxy, LA 1979 Spielzeit: 70:51
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2013 (1995)
Stil: Jazz Rock


Review vom 12.02.2014


Steve Braun
Schlechte Nachrichten für die Besitzer der Erstausgabe von Brand X' "Live At The Roxy LA 1979" von 1995: Die Preise für dieses rare, schon sehr lange gestrichene und bislang noch nie neu aufgelegte Schätzchen purzeln bereits ins Bodenlose. Die hier zu besprechende Neuauflage von Gonzo Multimedia macht's möglich...
Mit "Live At The Roxy LA 1979" wollen wir die kleine Brand X-Reihe, ergänzt durch Percy Jones' beachtenswertes Soloalbum Cape Catastrophe von 1990, nun (hoffentlich nur vorläufig) abschließen.
Im September 1979 gastierte Brand X im Rahmen einer US-Tour zwei Abende im Roxy in Los Angeles. Der zweite der umjubelten Abende, der 23. September, wurde für eine Veröffentlichung mitgeschnitten, die allerdings erst 16 Jahre später erscheinen sollte - nahezu mittig zwischen den Studioalben "Xcommunicaton" (1992) und "Manifest Destiny" (1997), mit denen Percy Jones und John Goodsall (erfolglos) Brand X zu reanimieren versuchten.
Weil es zuvor nur eine einzige offizielle Live-Veröffentlichung ("Livestock" von 1977) gab, erfreut sich "Live At The Roxy LA 1979" großer Begehrlichkeiten. Sind wir ehrlich: Richtig gut abgestimmt ist der Sound immer noch nicht, denn ohren- wie augenscheinlich wurden keine Veränderungen am Ausgangsmaterial vorgenommen, dessen Qualität (Masterbänder) wir natürlich schlecht beurteilen können. Offensichtlich gab es Soundprobleme im Club, denn ab etwa der Hälfte des Konzertes wird der Klang etwas besser.
"Live At The Roxy LA 1979" beginnt zäh... das Konzertintro, "Disco Suicide", ist einige Minuten zu lang und wird ermüdend ausgewalzt, obwohl Phil Collins irgendwann ganz exquisit zu trommeln beginnt. Mit Genesis damals auf Abwegen (ich sach nur "Duke", würg!) mochte man ihm am liebsten ein altbekanntes, leicht abgewandeltes Rock'n'Roll-Zitat zurufen: »Halt' die Schnauze und spiel' Schlagzeug!!« Und genau das macht er in diesem Intro, das dann endlich nahtlos in "Algon" von der damals aktuellen "Product" übergeht und sich - auch dank Collins Zug und Druck - enorm steigern kann. Diese ist mit insgesamt drei Takes natürlich gut vertreten - die Verkaufszahlen sollten schließlich angeschoben werden. Das leicht freejazzige "Dance Of The Illegal Aliens" schmiegt sich perfekt an. Die Dialoge zwischen Gitarre, Fretless-Bass, Mini Moog und dem Yamaha CP 70-Piano sind grandios!
Bei "Don't Make Waves" darf der Philip endlich (einmal) singen und macht das zu der straight abrockenden, aber soundmäßig leicht verwirrt wirkenden Nummer recht gut. "Malaga Vergen" vom tollen "Moroccan Roll"-Album groovt sich zielstrebig in einen wahren Spielraum hinein, was vom Publikum begeistert aufgenommen wird, das nach dem abschließenden Höhenrausch mit "...And So To F..." minutenlang frenetischen Beifall zollt.
Sehr launig stellt Collins dann zur Zugabe die Bandmitglieder vor. Interessanterweise hat man sich durch Andrew Lloyd Webbers Pianist J. Peter Robinson verstärkt, der als Freund der Band gelegentlich bei Studioaufnahmen mitwirkte. Seine Ausflüge auf dem CP 70 sind durchgängig eine wahre 'Ohrenweide' - wie beim abschließenden "Nuclear Burn", der stärksten Nummer des Debütalbums "Unorthodox Behaviour". Über Collins' virtuos-treibendem Schlagwerk und Jones' mal knurrigem, mal elastischem Fretless dürfen sich die Keyboarder und der Gitarrist hemmungslos austoben - sogar für ein hochinspiriertes Drumsolo ist noch Zeit...
Unterm Strich bleibt zu vermelden: tolle Platte! Soundfetischisten sollten sich vielleicht etwas zurückhalten, es sei denn, sie sind obendrein Fans. Denn für Brand X-Anhänger ist "Live At The Roxy LA 1979" ungeachtet solcher Nickeligkeiten natürlich ein Muss!!
Line-up:
Phil Collins (drums, percussion, vocals)
Robin Lumley (keyboards)
John Goodsall (electric guitar)
Percy Jones (bass)
J. Peter Robinson (keyboards)
Tracklist
01:Disco Suicide (Intro)/Algon (14:14)
02:Dance Of The Illegal Aliens (11:56)
03:Don't Make Waves (6:16)
04:Malaga Vergen (13:34)
05:...And So To F... (12:23)
06:Nuclear Burn (12:28)
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