Canned Heat / Live At Montreux 1973
Live At Montreux 1973 Spielzeit: 66:53
Medium: CD
Label: Eagle Records, 2011 (1973)
Stil: Boogie'n'Blues


Review vom 12.09.2011


Markus Kerren
Vor fast genau fünf Jahren hatte unser Jürgen das hier wiederveröffentlichte Konzert bereits im DVD-Format vorgestellt. Warum es eine geschlagene halbe Dekade gedauert hat, bis Eagle Records diese knapp 67 Minuten auch im CD-Format unter die Leute bringen möchten, wird wohl für immer deren Geheimnis bleiben. Denn - Jürgen hat es bereits ausführlich beschrieben - Canned Heat legten einen richtig guten, wenn vielleicht auch etwas ungewöhnlichen Gig hin.
Dass die Band, sicherlich angetörnt von ihrer Zusammenarbeit mit John Lee Hooker, immer wieder gerne zu Kollaborationen mit ihren eigenen Helden neigte, ist absolut nachvollziehbar. Und ein unumstößlicher Fakt ist auch, dass der an diesem Abend auf der Bühne stehende Gast Clarence 'Gatemouth' Brown einen ganz starken Gig spielte. Dennoch finde ich es schade, dass der - zwar alle Fäden in der Hand haltende - schwergewichtige Sänger Bob 'The Bear' (und der Name ist Programm) Hite gerade mal bei vier der zehn Nummern den Gesang übernahm.
Aber gut, das ist schon 'Jammern auf hohem Niveau', was ich hier betreibe. Denn die gebotenen Tracks sind durch die Bank sehr stark ausgefallen, selbst wenn ich zustimmen muss, dass "Let's Work Together" irgendwie der letzte Biss fehlt. Bezüglich des Programms wurden neben den großen Hits ("Let's Work Together" und "On The Road Again") sowie den vier Tracks von 'Gatemouth Brown' auch noch zwei Nummern ("Rock And Roll Music" und "Lookin' For My Rainbow") von der damals aktuellen Scheibe "New Age" gebracht.
Der relativ kurz zuvor dazu gestoßene Gitarrist und Sänger James Shane steht bei "Lookin' For..." und "Night Time Is The Right Time" mit seiner zugegebenermaßen richtigen starken Stimme im Vordergrund. Leider sollte er der Band nach "New Age" nur noch für ein weiteres Album ("One More River To Cross", 1974) erhalten bleiben, ist darüber hinaus aber auch noch auf den etwas später entstandenen, aber erst in den neunziger Jahren veröffentlichten Studio-Aufnahmen von der CD "The Ties That Bind" zu hören.
Selbstverständlich konnten die Protagonisten auch an diesem Abend die Bühne nicht ohne einen ausgedehnten Boogie-Rocker verlassen, dem für dieses Konzert der Name "Shake'n'Boogie" verpasst wurde. Und gerade, weil dieser Song so richtig fein abgeht, ist es schade, dass nach 'nur' einer knappen Viertelstunde schon wieder Schicht im Schacht war. Ich vermute einfach mal (der 'Bär' schaut auch davor schon mal auf seine etwas uncoole Armbanduhr), dass dafür die sehr begrenzte Zeitvorgabe des Festival-Teams verantwortlich war.
Die Band agiert sehr agil und kommt bis auf das zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich gezeichnete Drogen-Wrack Henry 'Sunflower' Vestine - wer die DVD kennt, weiß wovon ich rede - auch visuell sehr dynamisch und spielfreudig rüber.
Musikalisch hat Jürgen den Gig bereits so gut beschrieben, dass ich hier keine weiteren Ergänzungen aufzuführen brauche. Der Sound der CD ist einwandfrei, kommt druckvoll sowie ausbalanciert rüber. Von dem her ist der vorliegende Silberling eine sehr gelungene Ergänzung zur DVD. Für's Auto, für's Büro oder auch für zu Hause, falls man die Glotze einfach mal auslassen möchte.
Abschließend kann man nur wieder einmal feststellen, dass Canned Heat im Jahr 1973 nach wie vor brannten und jede Menge Feuer im Allerwertesten hatten. Umso mehr schade ist es, dass sie ihren Erfolgs-Höhepunkt, speziell was Plattenverkäufe angeht, zu diesem Zeitpunkt schon lange überschritten hatten. Und der durch exzessiven Drogenkonsum geradezu heraufbeschworene Sensenmann fühlte sich bei dem hier agierenden Sextett dann auch über alle Maßen wohl, sodass sich zumindest 'The Bear', 'Sunflower' und auch Richard Hite bereits seit vielen Jahren in den ewigen Jagdgründen befinden.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass spätestens seit dem Tod von Bob Hite (1981) und dessen damit verbundener Reunion mit dem Original-Gitarristen Alan 'Blind Owl' Wilson - der sich bis heute (leider, für uns hier gebliebenen) noch viele weitere Bandmitglieder anschlossen - da oben, irgendwo über den Wolken, die krasseste und abgefahrenste Boogie-Dauersession abgeht, die unser und auch die nächst-benachbarten 34 Sonnensysteme jemals erlebt haben.
Boogie on, brothers, boogie on!
Line-up:
Bob 'The Bear' Hite (lead vocals - #1,7,8,10, harmonica, bass)
Henry 'Sunflower' Vestine (guitar)
Ed Beyer (keyboards, piano)
James Shane (guitar, lead vocals - #6,9)
Richard Hite (bass, vocals)
Fito De La Parra (drums)

With:
Clarence 'Gatemouth' Brown (guitar, violin, harmonica, lead vocals - #2,3,4,5)
Tracklist
01:On The Road Again
02:Please Mr. Nixon
03:Worried Life Blues
04:About My Ooh Poo Pa Doo
05:Funky
06:Night Time Is The Right Time
07:Let's Work Together
08:Rock And Roll Music
09:Lookin' For My Rainbow
10:Shake'n'Boogie
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