Jean Michel Jarre / The Concerts In China
The Concerts In China Spielzeit: 40:30 (CD 1), 38:26 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: BMG/Sony Music, 2014, (Disques Dreyfus 1982)
Stil: Electronic Music


Review vom 23.06.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Damals wie heute ... die Ansagen in chinesischer Sprache sind und werden (zumindest mir) wohl in alle Ewigkeit ein Geheimnis bleiben. Nach drei Studioalben beantwortete Jean Michel Jarre 1982 die Frage nach einer Dokumentation als Live-Vorstellung seiner künstlich erzeugten Musik. Studiotechnik machte die ersten drei Alben Oxygene, Equinoxe sowie Magnetic Fields (in französischer Sprache "Les Chantes Magnetic") möglich.
Für die Bühnenumsetzung waren weitere Musiker mit an Bord. Neben dem Protagonisten teilen sich Frederic Rousseau und Dominique Perrier weitere Klangerzeuger auf. Roger Rizitelli war mit Hilfe von Simmons-Drums und elektronischer Percussion der Rhythmiker des Quartetts.
Darüber hinaus spielte das Bejing Conservatoire Symphony Orchestra bei einigen Kompositionen mit.
Jean Michel Jarre war der erste westliche Künstler, der in der Zeit nach Mao Zedong in China auftreten durfte und Beijing als auch Shanghai als Veranstaltungsorte vorsah.
Die Songs aus den beiden Alben "Equinoxe" mit einem Track ("Equinoxe Part 4"/"Equinoxe Part 7") und vier Liedern von "Magnetic Fields" sind echte Hinhörer. Da spürt man auch in der Live-Ausgabe den hohen Standard der Kompositionen. Zu netten Besonderheiten folgt später noch etwas.
Hoch interessant sind allerdings die wohl für diese Konzerte neu geschriebenen Nummern. Dabei spielt das bereits erwähnte Bejing Conservatoire Symphony Orchestra eine nicht unerhebliche Rolle und die klangliche Verknüpfung mit typisch asiatischen Instrumenten ist hervorragend gelungen. Selbst ein kurzer Track wie "Band In The Rain" mit nicht einmal eineinhalb Minuten Spielzeit hat seine Berechtigung und mit seiner Kreuzung aus Latin- sowie französischen Wurzeln hat er genau den richtigen Platz in der Tracklist gefunden.
Mit "The Overture" legt die erste Platte in gewohnt guter Jean Michel Jarre-Manier los. Da sind alle Aggregate der elektronischen Musik aktiviert und das Stück klingt wie eine gelungene Mischung aus den Nummern der ersten drei Alben, ist aber "Magnetic Fields Part 1" in einer verlangsamten Version. Trotzdem, toller Einstand! Dafür liefert "Magnetic Fields Part 1" auf der zweiten Platte einen etwas verfremdeten Tischtennis-Ballwechsel. Als Gimmick auch gut!
Das luftig-frische Intermezzo in "Arpegiator" und die prägnante Melodie lassen das Lied zu einem Wohlklang der Emotionen werden. Ein sehr rhythmisch ausgebauter Zwischenteil zeigt, wie man qualitativ hochwertige Breaks setzt.
Nach "Equinoxe Part 4" ist es dann soweit ... in fast zehn Minuten "Fishing Junks At Sunset" tauchen Jean Michel Jarre & Co. in die musikalische Mentalität der asiatischen Kultur ein. Die vermittelte Stimmung in dieser Nummer ist grandios und wenn sich die Klänge des Orchesters mit den Sound-Spielereien vermengen, ist das Hörvergnügen an einem Höhepunkt angekommen. Exotik und schwebende Atmosphäre werden auf gehaltvolle Weise zu einem besonderen Ereignis.
In "Orient Express" gleitet die Musik mit flotter Geschwindigkeit dahin und mit der Ansage einer Stewardess, die die Landung in Shanghai ankündigt, wird das Augenmerk vom Luxuszug auf ein fliegendes Objekt geleckt. Voll auf tanzbare Rhythmen gesetzt, verfehlt dieser fulminante Flug der Synthesizer-Sound nicht sein Ziel.
"Laser Harp" brilliert durch mystisch-düstere Verträumtheit und sehr gut arrangierten Klängen einer Art singenden Säge. Am Ende befinden sich eine Minute Radiosender-Suche und –Finden mit unter anderem Schnipseln von "Oxygene Part IV". "Night In Shanghaï" transportiert zunächst einen ziemlich düstereren, fast schon bedrohlichen Unterton und leichte Industrial-Anleihen. Dann werden die dunklen Wolken aber vom künstlich erzeugten Wind verweht und die Freundlichkeit dominiert. Große Kunst!
Entweder man mag es oder eben nicht ... "The Last Rumba" ... so etwas gab es vorher schon. Geteilte Meinung, geteiltes Glück. Dafür ist das Album-Finale mit "Souvenir Of China" wieder großes Kino. Eine ruhig gehaltene Verabschiedung mit abermals schwebenden Sounds und einigen Kamera-Klick-Geräuschen, die den Ablauf des Tracks aber nicht sonderlich stören.
Die damalige Verkaufspolitik war geschickt. Als Doppel-LP beziehungsweise –CD gab es die beiden Platten auch separat von einander mit blauer beziehungsweise gelber Grundfarbe auf dem Cover. Begrüßenswert ist die Wiederveröffentlichung, abermals von Dave Dadwater 2014 neu gemastert, als Doppeldecker.
Line-up:
Jean Michel Jarre (Fairlight, Eminent, OBXA, Taurus, AKS, VCS 3, Elka, Lynn drum, Micro Synthe Electroharmonix, Harpe Laser)
Frederic Rousseau (Polysequencer MDB, RSF, Yamaha CS 60, Korg KR 55, ARP 2600)
Dominique Perrier (Moog Liberation, Prophet 5, Eminent, Korg Polyphonic, Kobol)
Roger Ritzitelli (electronic percussion, Simmons drums)
Beijing Conservatoire Symphony Orchestra (strings)
Tracklist
CD 1:
01:The Overture (4:50)
02:Arpegiator (6:50)
03:Equinoxe Part 4 (7:47)
04:Fishing Junks Sunset (9:45)
05:Band In The Rain (1:21)
06:Equinoxe Part 7 (9:53)
CD 2:
01:Orient Express (4:21)
02:Magnetic Fields Part 1 (0:27)
03:Magnetic Fields Part 3 (3:44)
04:Magnetic Fields Part 4 (6:45)
05:Laser Harp (3:35)
06:Nicht In Shanghaï (7:01)
07:The Last Rumba (2:11)
08:Magnetic Fields Part 2 (6:18)
09:Souvenir Of China (3:59)
(all songs composed by Jean Michel Jarre)
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