Kansas / Setlist - The Very Best Of Kansas Live
Setlist - The Very Best Of Kansas Live Spielzeit: 63:39
Medium: CD
Label: Sony Music, 2013
Stil: Symphonic Hard Rock


Review vom 07.06.2013


Steve Braun
Und eine weitere Kampfansage der Majorlabels in Richtung 'Illegale Downloads', die Serie "Setlist - Live", geht in die nächste Runde: Diesmal stellen wir das US-amerikanische Rock-Urgestein Kansas vor, von dem Sony Music dieser Tage eine - soviel darf ich vorwegnehmen - gelungene Zusammenstellung von Live-Material rausgebracht hat. Erfreulicherweise hat man sich dabei auf die stärksten Tage der Band beschränkt.
Dass von einer meiner absoluten Lieblingsbands mehr als nur 'Staub im Wind' geblieben ist, liegt einzig an einer geschlossenen Serie von saustarken Alben in den Siebzigern. Paradoxerweise war es ausgerechnet der besagte Superhit "Dust In The Wind", der den Niedergang von Kansas einleitete. Danach ging es zunächst langsam, dann steil bergab. Als ich die Truppe vor vier Jahren letztmals live erlebt habe, war ich schlichtweg erschüttert. Nicht nur, dass Steve Walsh etwas 'neben der Kapp' war - nein, das Publikum wartete nur auf den Headliner und zeigte sich völlig ahnungs- und hingebungslos! »Häh? Werissndes??« Meine Helden als Dreiviertelstunden-Support vor der
'Rossi Parfitt Combo'? Wie tief kann man eigentlich noch sinken?
Mit "Setlist - The Very Best Of Kansas Live" haben nicht nur die Saarbrücker Quo-Heads die Chance, eine scheunentorgroße Bildungslücke zu schließen. Kansas war mal etwas anderes, als dieser Vorband-Torso im damals allenfalls zur Hälfte gefüllten E-Werk. Die hier präsentierten zehn Songs zeigen die Hardrocker von ihrer progressivsten Seite: verschachtelte Strukturen und komplexe Arrangements, die den Zwischenraum zwischen (nordamerikanischer) Rockmusik und Klassik füllen. Irrwitzige, teilweise gegenläufige, kunstvoll verflochtene Melodiebögen, furiose Soli, überraschende Tempowechsel, Frickelattacken und breiteste epische Klangkosmen - langweilig wurde einem von den Bandklassikern jedenfalls nicht.
Die Songauswahl ist bärenstark! Gut, bis auf zwei Titel gibt es nichts Unveröffentlichtes, aber diese zehn Perlen bieten einen exzellenten Querschnitt der ersten Jahre. Drei Songs entstammen dem ersten Live-Album, "Two For The Show" von 1978. Der Rest ist verschiedenen 30th Anniversary- bzw. Expended Editions entliehen, denen diese Live-Takes als Bonusmaterial beigefügt wurden.
Der Einstieg ist mit "Child Of Innocence", von der 30th Anniversary Edition des legendären Klassikers "Two For The Show", perfekt gewählt. Die Paradenummer von der "Masque" (1975), ein lupenreiner Hardrocker eher britischer Prägung, wird live auf fast die doppelte Spieldauer gebraten - perfekte Duelle zwischen den Axtschwingern Kerry Livgren und Rich Williams sorgen dafür. Für "Paradox" sollte man - analog zum später folgenden "Down The Road" - kerngesund sein, weil einem ansonst aufgrund ekstatischer Stakkato-Attacken von allen Beteiligten schwindelig werden könnte. Wem Slow Blues nur ätzende Kommentare entlockt, bekommt mit "Lonely Street" ein Paradebeispiel dafür, wie man auf dieser Basis einen richtigen Feger fabrizieren kann.
Zwischen Folk und Klassik mäandert "Cheyenne Anthem" bevor mit dem unvermeidlichen "Dust In The Wind" die erste bis dato unveröffentlichte Aufnahme gebracht wird. Zauberhafte Violinensoli von Robby Steinhart adeln das Teil, das auf stattliche sechs Minuten aufgebretzelt wurde. "Play The Game Tonight" ist das zweite Stück, das bislang nicht den Weg auf einen 'regulären' Tonträger geschafft hatte. Es war Kansas' letzter Superhit [Anmerk.: nicht mal DEN kannten die Saarbrücker Quo-Jünger!!] von der bereits durchwachsenen "Vinyl Confessions". Der neue Sänger John Elefante überzeugte mich (auch in dieser Live-Version) nur sehr bedingt.
Absolutes Highlight von "Setlist - The Very Best Of Kansas Live" ist für mich persönlich die
J.J. Cale-Nummer "Bringing It Back" vom 1974er Kansas-Debüt. Ganz stark hier der brüllend- fauchende Hammond-Blitzkrieg von Steve Walsh - das ist oberstes Champions League-Niveau!! Auch beim sauberen, aber alles andere als glatten "Carry On Wayward Son" gibt es nix zu meckern, bevor der Hörer mit einem sensationellen musikalischen Fünf-Gänge-Menue ("Magnum Opus") nach einer guten Stunde wohlgenährt entlassen wird.
Eine sehr schöne Zusammenstellung ist Sony Music hier gelungen und wenn der Hörer sich nach diesem Hochgenuss inspiriert fühlt, die "Two For The Show - 30th Anniversary Edition" zuzulegen, dann war "Setlist - The Very Best Of Kansas Live" ein voller Erfolg!
Line-up:
Steve Walsh (vocals, keyboards)
Kerry Livgren (guitars, keyboards)
Robby Steinhart (vocals, violin)
Rich Williams (guitars)
Dave Hope (bass)
Phil Ehart (drums)
John Elefante (vocals, keyboards - #7)
Tracklist
01:Child Of Innocence (7:48)
02:Paradox (4:09)
03:Lonely Street (8:22)
04:Cheyenne Anthem (6:43)
05:Dust In The Wind (5:51)
06:Down The Road (3:46)
07:Play The Game Tonight (3:59)
08:Bringing It Back (9:20)
09:Carry On Wayward Son (4:44)
10:Magnum Opus (8:57)
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