John Martyn / Cooltide
Cooltide Spielzeit: 52:06
Medium: CD
Label: Hypertension Music, 1991
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 22.03.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nach der langjährigen Zusammenarbeit mit Chris Blackwell und Island Records kam es zu einem zunächst zeitweiligen, Martyn landete bei WEA und schließlich, Ende der 80er-Jahre zum endgültigen Split mit Island Records.
John Martyn hatte bereits 1988 "The Apprentice", ein sehr Keyboard-lastiges Album eingespielt, aber Island stellte sich quer und wollte es nicht veröffentlichen. Hatten wir doch schon einmal!
Martyn tourte solo beziehungsweise mit Foster Paterson (Camel, Fish, Jethro Tull), der auch im Line-up der vorliegenden Platte vertreten ist.
Für "The Apprentice" unterschrieb er schließlich einen Vertrag bei Permanent Records. Auch "Cooltide" erschien auf diesem Label, in unseren Breitengraden bei Hypertension Music.
Viele der Musiker dieser CD sollten den Protagonisten eine lange bis sehr lange Zeit begleiten... Als da wären:
Der Tastenmann Spencer Cozens (Pentangle, Fairport Convention),
die Bassisten Alan Thomson (Pentangle, Rick Wakeman) sowie
Dave Ball (Barbara Thompsons Parapheranlia, David Knopfler, Steve Hackett), auch unter dem Namen Taif bekannt.
Schlagzeuger Arran Ahmun,
Miles Bould (unter anderem Joan Armatrading, Joe Cocker, Domonic Miller),
Andy Sheppard (Keith Tippett, Carla Bley, Gil Evans, Runrig) und
Joe Locke (Freddy Cole, Eddie Henderson, Ron Carter).
Bei Martyns Einstieg in die Neunzigerjahre ("The Apprentice") konnte man bei der Frage, welchen Weg der Engländer gehen würde, schon erschreckend kalte Füße bekommen.
Klar, die Charakteristik seines Songwritings ist erkennbar, aber derart mit Keyboards zugekleistert, sodass man bei dem Track "Deny My Love", einem Disc-Abstecher, das Grausen bekam. Auf "Foundations" (1987) hatte er den Song schon in der Setlist und zeigte, dass die Nummer auch aus ganz anderem Holz geschnitzt sein konnte.
"Cooltide" wurde eine Entschlackungskur verpasst und sollte bis dahin sein jazzigstes Album werden.
Die Keyboards, von Paterson/Cozens gespielt, wurden Song-dienlich eingesetzt und John Martyn war wieder auf dem Boden der Musik angekommen, für die er bekannt wurde.
Ein ganz starkes Songwriting! Die Produktion, im Team mit Brian Young als auch Spencer Cozens spricht Bände.
Das Album wartet mit sehr vielen Highlights auf, vorausgesetzt, man kann sich mit jazzigen Arrangements anfreunden. Einige Begleitmusiker, wie zum Beispiel der Saxofonist Andy Sheppard und der Vibrafon-Spieler Joe Locke haben ja ihre Wurzel im Jazz und darüber hinaus prägt Miles Bould mit seinen Percussions, nicht nur mit den Händen gespielt, die Platte. Zuweilen lässt Santana grüßen.
Immer wenn Sheppard ins Geschehen eingreift, gibt er den Tracks ein ganz besonderes Flair.
Rief John Martyn mit dem über 12-minütigen Titeltrack ein neues "Outside In" auf den Plan?
In seiner Urfassung hatte die Komposition den Titel "Running Up The Habour". Diese Nummer stammte aus den Grace & Danger-Sessions und "Cooltide" ist tatsächlich ein wunderschön atmosphärisches Stück Musik, an dem man seine Jazz-Seele immer wieder laben kann.
Eine herrliche Performance von Bould. Sheppard ist mit sphärischen Saxofon-Sounds zur Stelle. Patersons Keyboards bilden eine feinfühlige Fläche und Martyn singt sehr cool. Der Song hat natürlich ein anderes Outfit als "Outside In" und reicht so an die Nummer aus seiner früheren Karriere heran. Über weite Strecken sind es Sheppard mit seinem Effekt-Saxofon sowie Lockes Vibes, die den Track strukturieren. Ein Hammer-Teil!
Was die jazzige Auslegung, auch mit Bezug auf das Tempo, angeht zieht man mit "Father Time" ein weiteres Glückslos aus der Song-Trommel.
"The Cure", im Rock angesiedelt, hat einen herrlichen Groove und das Holz-Blasinstrument liefert fetzige Klänge.
Wie "The Apprentice" wurde auch "Cooltide" in den Cava Studios, Glasgow eingespielt.
Das vierte Lied mit dem Titel "Nummber Nine" ist wieder Mal eine Ballade zum Zungeschnalzen. Martyn spielt mit seiner Stimme, phrasiert manche Worte bis zur Grenze der Unkenntlichkeit. Eine Form, die auch zu einem seiner Markenzeichen werden sollte.
"Jack The Lad" darf auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Paterson stellt, nicht nur hier, seine Keyboards auf Piano und diese Basslinien, von Cozens auf dem Synthesizer erzeugt, haben eine wunderschöne Ausstrahlung. Der Track fließt, ja perlt aus den Boxen wie ein Traum in den buntesten Farben.
John Martyn war mit "Cooltide" wieder auf seinen so geschätzten Kurs zurückgekehrt und wenn man das Motiv auf dem Cover heranziehen möchte, flog er in die richtige Richtung...
Line-up:
John Martyn (vocals, guitars)
Alan Thomson (bass - #6,8)
Dave Ball (bass - #4)
John Henderson (drums)
Arran Ahmun (drums - #4)
Spencer Cozens (keyboards, synth bass)
Foster Paterson (keyboards)
Andy Sheppard (soprano saxophone)
Joe Locke (vibes)
Miles Bould (percussion)
Jessica King (backing vocals - #6)
Tracklist
01:Hole In The Rain (4:38)
02:Annie Says (4:58)
03:Jack The Lad (6:39)
04:Number Nine (3:36)
05:The Cure (4:13)
06:Same Difference (4:21)
07:Father Time (5:34)
08:Call Me (5:36)
09:Cooltide (12:23)
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