Molly Hatchet / Same
Molly Hatchet Spielzeit: 18:48 (Side 1), 17:47 (Side 2)
Medium: LP
Label: Steamhammer (SPV), 2013, (1978)
Stil: Southern Rock


Review vom 12.08.2013


Markus Kerren
»HEEEEEEEELL YEEAAAAH!!!« So inbrünstig, donnernd wie auch eindeutig machte Danny Joe Brown, Frontmann der Southern-Rocker Molly Hatchet mit nur zwei Worten bereits nach wenigen Sekunden auf dem ersten Song des ersten Albums der Band klar, woher man kam und wohin man wollte. Und dass da eine massive Kraft am Werk war, die nicht nur wollte, sondern eben auch punktgenau konnte, wird dann Song für Song auf dem Debüt des Sextetts aus Jacksonville, Florida unter Beweis gestellt.
Gegründet wurde die Gruppe im Jahr 1975 von den Gitarristen Dave Hlubek sowie Steve Holland und recht schnell gesellten sich der Schlagzeuger Bruce Crump, Bassist Banner Thomas, der dritte Sechssaiten-Spezialist Duane Roland und der stimmgewaltige, rauhbeinige aber auch kumpelhafte Sänger Danny Joe Brown dazu. Und auch wenn das anfänglich in dieser Form sicherlich nicht so geplant war, machte sich Molly Hatchet 1978 (und leider ja nach dem tragischen Flugzeugunglück von Lynyrd Skynyrd) dennoch mit dem Erstwerk auf, die Southern Rock-Krone für sich in Besitz zu nehmen.
In der Tat sind auf diesem Debüt mit "Bounty Hunter", "Gator Country" und "Dreams I'll Never See" bereits drei Band-Klassiker enthalten, die für lange Jahre und wahrscheinlich bis in die heutige Zeit in kaum einem Konzert der Truppe gefehlt haben dürften. Mit der schieren Ur-Gewalt der drei Gitarren, dem sehr markanten Gesang und einer wahnsinnig tighten Rhythmus-Fraktion peitschen diese neun Tracks aus den Boxen. Aber die Molly Hatchet der damaligen Zeit zeigten, dass sie auch wesentlich mehr konnten. Beispielsweise in dem sehr geilen Groover "The Creeper", der neben den Skynyrd-Einflüssen (zu Zeiten von Gimme Back My Bullets) auch wieder durch die Stimmgewalt Danny Joe Browns profitierte.
Aber auch "The Price You Pay" walzt so selbstbewusst und zielsicher vor sich hin, dass man sich diesem feinen Groove sehr bald ergeben muss und die Fußwippe nicht mehr stillstehen kann. Mit drei sich abwechselnden Lead-Gitarristen ausgestattet, wird diese Nummer auch noch von einer coolen Harmonika ergänzt. Und was soll man zu den Klassikern "Bounty Hunter" und "Gator Country" (einem meiner persönlichen All Time Faves dieser Band) noch groß schreiben, was nicht schon bis zum Erbrechen wiedergekäut wurde? Eben... Diese Songs sprechen für sich selbst und sollten in keiner ernst zu nehmenden Sammlung fehlen!
Was der Sechser in seiner eigenen Bearbeitung nochmal aus dem Allman Brothers-Song "Dreams" rausgeholt hat, ist dazu aller Ehren wert. Denn hier ist es gelungen, dieses Stück nicht einfach nur zu covern, sondern es tatsächlich fast zum eigenen zu machen. Das beginnt beim Groove, geht über das Arrangement bis hin zum Gesang. Große Klasse! Dasselbe gilt aber auch für die - heute vielleicht nicht mehr ganz so bekannten - Eigenkompositionen wie "I'll Be Running", "Trust Your Old Friend", "Big Apple" und "Cheatin' Woman".
Obwohl Molly Hatchet auf ihrem Debüt bereits eine ganze Ecke härter als - um bei dem Beispiel zu bleiben - Lynyrd Skynyrd wirkten, waren sie doch noch deutlich im Rock der Siebziger verwurzelt. Was die Band auf ihrem Debüt zu bieten hatte, war ein unwiderstehlicher Mix aus coolem Groove und rockiger Härte, selbstverständlich gepaart mit einer allgegenwärtigen Southern-Schlagseite, die den jeweiligen Tracks ihren ganz besonderen Flair verlieh.
Es gibt keinen Aussetzer, kein Füllmaterial und keinen schwachen Song auf diesem Album zu beklagen. Einem Album, das die Truppe meiner Meinung nach nur noch mit dem direkten Nachfolger "Flirtin' With Disaster" toppen konnte.
Ein kleines Fest für die Freunde dieser Band und alle, die es noch werden wollen, dass Steamhammer diese Scheibe nun noch einmal in farbigem (!!) Vinyl aufgelegt hat. Da schlägt nicht nur das Sammlerherz höher, sondern es wird neben dem satten Vinyl-Sound sogar noch was fürs Auge geboten. Und wer in diesem Review die gefühlt zweistellige Anzahl an Kaufempfehlungen noch nicht rausgelesen hat, der sollte sich zur Strafe dreimal nacheinander The Deed Is Done anhören!
Molly Hatchet gaben mit ihrem ersten Album eine astreine Visitenkarte ab, die nur ganz haarscharf an einem Klassiker vorbeigeschrammt ist!
Line-up:
Danny Joe Brown (vocals)
Steve Holland (guitars)
Duane Roland (guitars)
Dave Hlubek (guitars)
Banner Thomas (bass)
Bruce Crump (drums)
Tracklist
Side 1:
01:Bounty Hunter
02:Gator Country
03:Big Apple
04:The Creeper
05:The Price You Pay

Side 2:
01:Dreams I'll Never See
02:I'll Be Running
03:Cheatin' Woman
04:Trust Your Old Friend
Externe Links: