Mythos / Quasar
Quasar Spielzeit: 44:32
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2012 (1980)
Stil: Electronic


Review vom 28.03.2012


Markus Kerren
Im Jahr 1980 war Mythos nicht mehr die Krautrock-Band, als die sie in den frühen Siebzigern durchgestartet war. Und bei genauerem Hinsehen bzw. dem Lesen des Booklets des hier zu besprechenden Albums stellt man fest, dass Mythos zu dieser Zeit auch schon gar keine Band mehr war. Vielmehr steckte lediglich noch der Gründer Stephan Kaske dahinter, der sich aber auch bei seinen Soloalben dafür entschied, den alten Bandnamen weiter zu verwenden. Und besagter Kaske hatte konsequenterweise fast sämtliche Instrumente selbst übernommen. Lediglich ein professioneller Studio-Drummer in Person von Markus Worbs wurde für die vorliegende Platte eingestellt.
Eigentlich kaum zu glauben, aber es wurden von 1972 bis heute bereits über dreißig Alben unter dem Namen Mythos veröffentlicht. Und alle sind sie 'Longseller', sprich obwohl nicht auf einen Schlag massenhafte Umsätze mit jeder einzelnen Scheibe gemacht wurden, verkaufen sie sich bis zum heutigen Tage mehr oder weniger konstant. Bis auf zwei Platten, die in den Jahren 1980 und 1981 bei Sky Records (dem Label von Günter Körber) veröffentlicht und viele Jahre nicht mehr aufgelegt wurden. Das erste davon ist "Quasar", dem sich Sireena Records nun aber noch einmal angenommen haben.
Stephan Kaske war nach dem Auseinanderfallen der dritten Mythos-Besetzung im Jahr 1979 schlicht und ergreifend Band-müde. Anstatt erneut viel Zeit und Geld in neue Musiker, Proben und den ganzen Wahnsinn in so einem Bandleben zu investieren, beschloss er, sein Geld lieber in Richtung topmodernen Instrumentariums und einen professionellen Studio-Drummer anzulegen. Was dann bei dem ersten Album herauskam, war zum damaligen Zeitpunkt moderne Electronic-Musik, die das ein oder andere Mal durchaus auch Einflüsse von Truppen wie Kraftwerk erkennen ließ. Sehr viel Keyboard- und Synthesizer-Mucke also, die mit dem von uns im letzten Jahr vorgestellten Album Superkraut - Live At Stagge's Hotel 1976 nicht mehr viel bzw. fast gar nichts mehr zu tun hat.
Wenn man aber Lust auf einen geilen Trip in die Welt der Electronic-Sounds hat, bei dem sowohl Kaskes Flöte wie auch Gitarre mehrfach zum Einsatz kommen, dann ist man hier an der richtigen Stelle. Der Titelsong eröffnet die Scheibe flott und mit sehr viel Tasteneinsatz, während hier auch die bereits erwähnte Flöte prägend eingebunden wird. Bei "Nurse Robot" tritt dann zum ersten Mal der Gesang des Protagonisten auf den Plan. Aber eigentlich ist es mehr der Sound der Instrumente, der den Reiz von "Quasar" ausmacht. Futuristische (Tag-?)Traumlandschaften treffen immer wieder auch auf eine impulsive wie starke Gitarre.
Das Herzstück der Scheibe sind die Songs drei bis sechs, die einen zusammenhängenden Zyklus darstellen und sich ganz hervorragend zum Relaxen und Abtauchen anbieten. Federleicht schwebt man auf den Soundwellen und zwangsläufig beginnt auch ein ganz eigener Film vor dem geistigen Auge abzulaufen. Also Bonus Track gibt es dann noch eine Nummer mit dem einfallsreichen (Spaß muss sein) Namen "Collected Jingles & Theme Songs", die eben genau solche enthält. Komponiert und produziert wurden diese von Kaske über die Jahre für Sendeanstalten wie RIAS, SFB, SF, das ZDF und die ARD.
"Quasar" war also das erste Mythos-Album von Stephan Kaske als Solo-Künstler. Eines, das den Wunsch aufkommen lässt, dass auch das Nachfolge-Werk bald bei Sireena Records erscheinen möge. Sicherlich muss man ein gewisses Faible für diese Art von Musik haben, aber wenn diese Voraussetzung gegeben ist, kann man mit der vorliegenden Scheibe schlicht und ergreifend nichts falsch machen.
Intelligente Musik, bei der Keyboards, Synthesizer sowie noch viele weitere Tasteninstrumente die Hauptrolle spielen und durch E-Gitarre, Flöte, Gesang und Schlagzeug ergänzt wurden. Feine Sache!
Line-up:
Stephan Kaske (vocals, flute, synthesizer, sequencer, vocoder, mellotron, computer drums, guitars)
Markus Worbs (drums - #2,5-8)
Tracklist
01:Quasar
02:Nurse Robot
03:Duet
04:Lamentation
05:Conjuration
06:Rebirth
07:Flut-e-sizer
08:Didn't Notice, Didn't Mind
09:Nothing But Your Dream
10:Just A Part
11:When The Show's Just Begun

Bonus-Track:
12:Collected Jingles & Theme Songs
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