Elvis Presley / Prince From Another Planet
Prince From Another Planet Spielzeit: 60:42 (CD 1), 54:02 (CD 2), 91:00 (DVD)
Label: RCA International (Sony), 2012 (1972)
Stil: Rock'n'Roll


Review vom 14.12.2012


Markus Kerren
Wow, was für ein Spektakel! Als Elvis Presley endlich mit seiner (zumindest fragwürdigen) Filmerei aufgehört hatte und sich wieder ernsthafter seiner Musik zuwandte, brach erneut eine regelrechte Elvis-Mania (vor allem) über die Vereinigten Staaten herein. Von der 1972er Tour hatten wir euch ja bereits im Rahmen der DVD Elvis On Tour berichten können, aber der Tag, an dem der 'King of Rock'n'Roll' in New York City ankam, stellte noch einmal etwas ganz Besonderes dar. Vor allem deshalb, weil Presley dort schon über zehn Jahre nicht mehr gespielt, dazu immer ein gespaltenes Verhältnis, ja sogar ein bisschen Angst vor dieser Metropole hatte. Vielleicht auch weil er wusste, was Frankie Boy der gesamten Welt (»...if you can make it there, you'll make it anywhere...«) bereits einige Jahre vorher über den Big Apple verraten hatte.
"Prince From Another Planet" ist eine wunderschön gestaltete Box (die im Tonbandformat daherkommt) mit zwei CDs (von denen jeweils eine die Nachmittags- sowie Abendshow des 10. Juni 1972 im Madison Square Garden beinhaltet) und einer DVD mit seltenen Filmaufnahmen aus diesen Tagen.
Und so dramatisch, wie der gesamte Event damals aufgebaut war, so beginnen auch die beiden Konzerte mit einer mächtigen Fanfare. Wirkte Elvis the Pelvis in der Pressekonferenz (dazu später mehr) tatsächlich ziemlich nervös, so spielte all das keine Rolle mehr, sobald er die Bühne erklommen hatte. Ausgestattet mit einer absoluten Hammer-Band (James Burton, Ronnie Tutt, Jerry Scheff, Glen D. Hardin - hat noch jemand irgendwelche Fragen?) wusste er aber auch, dass unter seinem Trapez ein extrem sicheres Netz gespannt war, auf das er sich blind verlassen konnte.
Die Setlists der beiden Konzerte unterscheiden sich nur minimal, die Auftritte allerdings erheblich mehr. Hauptsächlich dadurch, dass das Konzert am Abend dann doch wesentlich fetziger und lockerer, wenn auch ein bisschen kürzer rüberkommt. Das mag zum einen an der dazugewonnenen Sicherheit gelegen haben, ist zum anderen aber sicherlich auf die eine oder andere zu sich genommene Erfrischung (wer erinnert sich nicht an die live eingefügte Zeile »...shovel it up your nose...« im Song "Suspicious Minds") zwischen den Gigs zurückzuführen.
Beide Konzerte wurden übrigens schon in der Vergangenheit - unter anderen Namen und getrennt voneinander - veröffentlicht. Der Abend-Auftritt (wen wundert's?) bereits wenige Wochen nach der Aufzeichnung, die erste Show des Tages aber auch bereits im späten letzten Jahrtausend. Der Sound ist selbstredend sehr gut und speziell der zweite Silberling macht einfach nur riesigen Spaß und sorgt für ansteckend gute Laune.
Die DVD bietet zunächst eine ca. zwanzigminütige Dokumentation über das damalige Spektakel in NYC, die unter anderem über Beiträge des Patti Smith-Gitarristen Lenny Kaye verfügt, der damals als Journalist hautnah dabei war. Gefolgt von dem wohl einzigen Filmmaterial (ca. zwölf Minuten) der damaligen Pressekonferenz. Wie bereits weiter oben angemerkt, wirkt Elvis hier tatsächlich etwas nervös, redet die fragestellenden Journalisten dazu (je nach Geschlecht) extrem höflich mit 'Liebste' ('Dear') oder 'Sir' an und gibt sich ansonsten aalglatt, indem er sich zu keiner Aussage gegenüber anderen Musikern und Bands hinreißen lässt sowie alle weiteren kritischen Fragen (z. B. zum Vietnamkrieg) gekonnt ausweichend umschifft.
Schließlich gibt es noch die Filmaufnahmen eines Fans (aus dem Publikum mit einer 8 mm-Kamera) von der Nachmittags-Show, von denen man sich allerdings nicht allzu viel versprechen sollte. Zum einen sollte man den Stand der damaligen Technik dieser Geräte bedenken, zum anderen guckt man doch verdammt viele dieser sechzig Minuten einen 'Neger im Tunnel' (bitte frei von jeglichem rassistischen Gedankengut verstehen) an... Da hätte man tatsächlich ein bisschen mehr draus machen können, selbst wenn man die Musik lediglich mit Fotomaterial oder Ähnlichem unterlegt hätte.
Dennoch ist auch die DVD insgesamt sehr interessant und ganz sicher auch geschichtsträchtig. Richtig klasse ausgefallen ist das über fünfzigseitige Booklet (ebenfalls im Tonbandformat) mit jeder Menge Informationen sowie noch einmal dem kompletten Text der auf Bild festgehaltenen Pressekonferenz (da hier der Ton nicht wirklich optimal ist). Insgesamt also eine richtig starke Box, die geradezu danach schreit, unter den Tannenbäumen aller Liebhaber von Elvis Presley und dem Rock'n'Roll zu liegen.
Ach ja, der Titel "Prince From Another Planet" war übrigens die Überschrift eines Zeitungsartikels über den 'King' in einer New Yorker Tageszeitung im Jahr 1972.
Line-up:
Elvis Presley (lead vocals, guitars)
James Burton (lead guitars)
Charlie Hodge (guitars, background vocals)
John Wilkinson (guitars)
Jerry Scheff (bass)
Ronnie Tutt (drums)
Glen D. Hardin (piano)
Kathy Westmoreland (background vocals)
J.D. Sumner & The Stamps (background vocals)
The Sweet Inspirations (background vocals)
The Joe Malin Orchestra
Tracklist
CD 1:
01:Introduction: Also sprach Zarathustra (Theme From 2001: A Space Odyssey)
02:That's Alright
03:Proud Mary
04:Never Been To Spain
05:You Don't Have To Say You Love Me
06:Until It's Time For You To Go
07:You've Lost That Lovin' Feelin'
08:Polk Salad Annie
09:Love Me
10:All Shook Up
11:Heartbreak Hotel
12:Medley: (Let Me Be Your) Teddy Bear/Don't Be Cruel
13:Love Me Tender
14:Blue Suede Shoes
15:Reconsider Baby
16:Hound Dog
17:I'll Remember You
18:Suspicious Minds
19:Introductions By Elvis
20:For The Good Times
21:An American Trilogy
22:Funny How Time Slips Away
23:I Can't Stop Loving You
24:Can't Help Falling In Love
25:End Theme (Orchestra)
CD 2:
01:Introduction: Also sprach Zarathustra (Theme From 2001: A Space Odyssey)
02:That's Alright
03:Proud Mary
04:Never Been To Spain
05:You Don't Have To Say You Love Me
06:You've Lost That Lovin' Feelin'
07:Polk Salad Annie
08:Love Me
09:All Shook Up
10:Heartbreak Hotel
11:Medley: (Let Me Be Your) Teddy Bear/Don't Be Cruel
12:Love Me Tender
13:The Impossible Dream (The Quest) 14:Introductions By Elvis
15:Hound Dog
16:Suspicious Minds
17:For The Good Times
18:An American Trilogy
19:Funny How Time Slips Away
20:I Can't Stop Loving You
21:Can't Help Falling In Love
22:End Theme (Orchestra)
DVD:
01:Documentary
02:New York City Press Conference
03:Afternoon Show (8 mm audience recording)
 
Externe Links: