Iggy Pop / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeit: 45:10 (CD 1), 44:25 (CD 2), 42:26 (CD 3)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music, 2011 (1979, 1980, 1981)
Stil: Rock


Review vom 01.06.2011


Markus Kerren
Man liest ja immer wieder mal, dass Iggy Pop der Gottvater des Punk Rock sein soll. Ich bin da zwar unterschiedlicher Meinung, aber das ist auch ein anderes Thema und gehört nicht unbedingt hier her. Fakt ist allerdings, dass er mit den Stooges zwei klasse Scheiben machte und danach als
Iggy & The Stooges mit Raw Power tatsächlich ein Album vorlegte, mit dem er sich fast sämtliche Kontakte zum Business auf immer vergraulte. Kein Geringerer als sein alter Freund David Bowie glaubte jedoch an ihn, holte ihn Mitte der Siebziger sogar aus einer geschlossenen Anstalt raus und half ihm persönlich wie auch musikalisch wieder auf die Beine.
New ValuesZumindest künstlerisch folgten in der zweiten Hälfte der Siebziger dann mit "The Idiot" (1977) und "Lust For Life" (1978) zwei Comeback-Alben, selbst wenn diese kommerziell ebenfalls nicht viel abwarfen. Die Geschichte der mir nun vorliegenden "Original Album Classic"-Box beginnt unmittelbar danach, nämlich dem Folge-Album "New Values" aus dem Jahr 1979. Leider konnte dieses den Standard der beiden Vorgängerwerke auf keiner Ebene halten. Und das liegt gleich an mehreren Faktoren. Ganz sicher sollte wohl ein neuer Sound her, es sollte offensichtlich lockerer zugehen, die frostige Atmosphäre der Vergangenheit sollte verbannt werden.
Dies gelingt allerdings nur bedingt, denn irgendwie liegt trotz der eingebundenen Bläser und der luftigeren Produktion ein Schleier der Leere, der Ausgepumptheit und der Ideenlosigkeit über "New Values". Das Songwriting lässt doch sehr zu wünschen übrig und so reiht sich letztendlich ein Song an den anderen, ohne irgendeinen Funken überspringen zu lassen. Schade, aber allzu viel Gutes gibt es über "New Values", speziell im Vergleich zu den Vorgängern, nicht zu berichten. Die Ausnahme: "Angel" ist eine ganz zarte, zerbrechliche Ballade, die allerdings nie peinlich rüberkommt und die ich dem guten Iggy in dieser Form gar nicht zugetraut hätte.
SoldierIm Jahr darauf (1980) erschien "Soldier" und da sah die Sache schon wieder ganz anders aus. Bereits der rotzige Opener "Loco Mosquito" verspricht viel besseres Songwriting und eine gute Portion vielfältiger und neuer Ideen. Und das zieht sich dann auch durch das gesamte Album durch. Iggy wirkt viel lebendiger, emotionaler und inspirierter. Wie man zum Beispiel bei dem Track "Knockin' 'em Down In The City" feststellen kann, war er zwar noch weit davon entfernt, sich von seinen inneren Dämonen und 'schlechten Angewohnheiten' befreien zu können, aber immerhin schien er auf dem Weg zu sein. "Soldier" ist zumindest ein wesentlich besseres Album als "New Values".
Party1981 erschien schließlich mit "Party" ein Album, dessen Name Programm ist. Zumindest für Iggy Pop-Verhältnisse der damaligen Zeit geht es hier ungewohnt locker und beschwingt zur Sache. Die Blech-Bläser sind auffallend oft am Start und es geht teilweise regelrecht unbeschwert zu. Der ein oder andere mag sich eventuell an 'uuh-uuh-uuh'-Chören oder den von Iggy total ungewohnten 'la-la-la'-Singalongs stören, aber trotzdem war die Scheibe eine Sprosse auf der Leiter, die Pop den Weg in eine bessere persönliche Zukunft klettern ließ.
Die drei in dieser Box enthaltenen Alben entstammen sicher nicht der besten, aber nichtsdestotrotz einer sehr interessanten Phase in Iggy Pops Karriere, in der sich deutliche Veränderungen vom doomigen, kalten, von Heroin-Schleiern überzogenen Sound in eine neue Ära ankündigten. Ca. fünf Jahre später zog dann mit dem Song "Wild One" und dem Album "Blah Blah Blah" ein neuer Silberstreifen am Horizont auf, Iggy wurde drogenfrei und ist bis heute nach wie vor aktiv. Und das lebendiger, als je zuvor.
Wie immer in der "Original Album Classics"-Serie kommen die CDs in Pappschubern ohne weitere Infos (wie etwa die Line-ups), dafür aber zu einem sehr günstigen Preis. Diese Box wartet sogar mit insgesamt fünf Bonus-Tracks auf. Jeweils zwei betreffend "New Values" und "Party", ein zusätzlicher Song ist auf "Soldier" vertreten. Also einmal mehr eine lohnende Angelegenheit mit jeder Menge Material für wenig Geld. Und so was lohnt sich immer, wenn man entweder auch nur ansatzweise etwas für den Protagonisten übrig hat oder ihn einfach nur mal kennen lernen will, ohne gleich tief in die Tasche greifen zu müssen.
Tracklist
New Values:
01:Tell Me A Story
02:New Values
03:Girls
04:I'm Bored
05:Don't Look Down
06:The Endless Sea
07:Five Foot One
08:How Do You Fix A Broken Part
09:Angel
10:Curiosity
11:African Man
12:Billy Is A Runaway
13:Chains
14:Pretty Flamingo
Soldier:
01:Loco Mosquito
02:Ambition
03:Knocking 'em Down (In The City)
04:Play It Safe
05:Get Up And Get Out
06:Mr. Dynamite
07:Dog Food
08:I Need More
09:Take Care Of Me
10:I'm A Conservative
11:I Snub You
12:Low Life
13:Drop A Hook
Party:
01:Pleasure
02:Rock And Roll Party
03:Eggs On Plate
04:Sincerity
05:Houston Is Hot Tonight
06:Pumpin' For Jill
07:Happy Man
08:Bang Bang
09:Sea Of Love
10:Time Won't Let Me
11:Speak To Me
12:One For My Baby
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