Izzy Stradlin & The Ju Ju Hounds / Same
Izzy Stradlin & The Ju Ju Hounds Spielzeit: 43:36
Medium: CD
Label: Geffen Records, 1992
Stil: Rock


Review vom 10.12.2009


Markus Kerren
Anfang der neunziger Jahre und (nach der Veröffentlichung von "Use Your Illusion I & II") auf dem absoluten Höhepunkt von Guns 'N Roses hatte der Gitarrist Izzy Stradlin die Schnauze so gestrichen voll von seiner Band und der Diva W. Axl Rose, dass er (gerüchteweise) am 07. November 1991 Slash in die Gitarren-Box pinkelte, seinen eigenen Kram packte und sich ohne ein weiteres Wort von Dannen machte. Was damals noch niemand wusste, ist, wie wichtig 'der Stille' Stradlin für die Chemie innerhalb der Band aufgrund seines Spiels, seiner Kompositionen und Persönlichkeit war. Die Geschmäcker mögen verschieden sein, aber meiner Meinung nach starb eine einst großartige Band genau in dieser Nacht und dem Moment, als Izzy die Tür von außen zumachte.
Der Gitarrist und Sänger war allerdings immer noch heiß auf's Musik machen und nach kurzer Ruhepause stellte er die Ju Ju Hounds zusammen, mit denen er auch kurze Zeit später, noch ohne den später folgenden fetten Solo-Vertrag von Geffen Records ausgestattet, im Aufnahme-Studio einlief. Und wenn man sich die zehn Tracks dieser Scheibe mal so richtig genüsslich einverleibt, dann wird man auch sehr bald feststellen, dass Stradlin das Herz und die Seele, wenn auch nicht das Aushängeschild seiner ehemaligen Band war. Irgendwie nahm er bei den Gunners immer die Rolle wahr, die z.B. ein Ronnie Wood bei den Stones inne hat. Apropos, von Mister Wood wird später dann auch noch die Rede sein. Doch nun zunächst zu den einzelnen Tracks dieses qualitativ hochgradigen Rock-Albums.
Ich kann mich noch gut erinnern, dass das erste, was ich damals von Izzy-Solo auf die Ohren bekam, eine Maxi-Single mit vier Songs war, von denen nur ein einziger auch auf dem Album vertreten war. Und dabei handelt es sich um "Pressure Drop", einem Stück, das im Original von Frederick Hibbert als lupenreine Reggae-Nummer geschrieben wurde. In den Haenden von Stradlin und den Ju Ju Hounds wird der Track allerdings zu einer furiosen Rock-Nummer, die selbst knallharten Punks das Wasser (nicht wegen dem Sound, vielmehr wegen der Power) in die Augen treiben dürfte. Stillstehen tut bei diesem Track null Komma nix, im Gegenteil: Der Song geht so dermaßen in die Beine, die Hüfte sowie den ganzen Körper, dass er eine wahre Offenbarung ist und Izzy Stradlin allerspätestens mit dieser Einspielung zu einem Rock-Gott macht. Nach gerade mal zweieinhalb Minuten ist leider schon Schicht, nicht jedoch, ohne diese härteste Nummer der Scheibe mit einem coolen Reggae-Rhythmus zu beenden. Aaah jaaaaa! Äh, wer war nochmal Guns 'N Roses??
Dieses Solo-Debüt-Album wird jedoch zunächst mit dem groovigen, rollenden und über alle Qualitäten guter Rock Musik verfügenden "Somebody Knockin'" eröffnet. Der Gesang kommt erstaunlich kraftvoll, verlebt und mit dem exakt richtigen Feeling. Der Text verfügt über eine gewisse paranoide Manie, die man z.B. auch bei Velvet Undergrounds "Sunday Morning" ausmachen kann. Logisch, dass da dann auch der Verdacht nahe liegt, dass die Herren Reed und Stradlin die in etwa gleichen Genuss-Mittel bevorzugten. Jeder zu seiner Zeit natürlich. Gefolgt von dem bereits beschriebenen "Pressure Drop"-Overkill, das dann von "Time Gone By", relaxter und hier mit der Akustischen und einer Mandoline, abgelöst wird.
Ein weiteres Highlight ist der coole Rock-Groover "Shuffle It All", das mit tödlich geilem Hammond-Sound gesegnet ist und vom Songwriting her gar einen Keith Richards neidisch machen würde. Ach ja, wo wir gerade bei den Stones sind: Einer der (wenigen) Cover-Songs ist "Take A Look At The Guy" von dem ersten Solo-Album des bereits weiter oben aufgetauchten Ronnie Wood. Und selbstverständlich ließ es sich 'Honest Ron' auch nicht nehmen, Izzy hierbei bezüglich Gesang und Gitarre unter die Arme zu greifen. Eine geniale Mischung!
Kaum überraschend beherrscht diese Truppe aber auch die ruhigeren Töne, was uns - nicht nur, aber ganz besonders - beim Rausschmeißer "Come On Now Inside" (wie auch bei dem genialen "How Will It Go") deutlich vor Augen, bzw. Ohren geführt wird.
Izzy Stradlin & The Ju Ju Hounds rück(t)en die Rock-Welt mit ihrem Debüt-Album wieder gerade und decken alle Punkte ab, die ein bärenstarkes Album mit Sucht-Gefahr ausmachen. Hier ist jeder Track ein Treffer! Verkaufstechnisch lief es damals jedoch nicht sehr gut (Izzy hatte null Bock das Album zu promoten) und die Ju Ju Hounds waren leider sehr bald schon wieder Geschichte. Stradlin machte, und macht bis heute weiterhin Solo-Scheiben, die jedoch von der großen Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen werden.
In der einschlägigen Presse stand damals zu lesen, dass "Izzy Stradlin & The Ju Ju Hounds" das beste Rolling Stones-Album sei, das die Kollegen um Jagger/Richards schon lange nicht mehr gemacht haben. Ich sehe es etwas anders und sage: Es ist mein absolutes Lieblings-Guns 'N Roses-Album, nur halt ohne die restlichen vier Band-Mitglieder! "Izzy Stradlin & The Ju Ju Hounds" ist ein Muss im Plattenschrank eines jeden sich selbst ernst nehmenden Rock-Liebhabers!
Line-up:
Izzy Stradlin (guitars, vocals harmonica, percussion)
Jimmy Ashhurst (bass, backing vocals)
Charlie 'Chalo' Quintana (drums, percussion, backing vocals)
Rick Richards (guitar, percussion)

With:
Ronnie Wood (lead vocals, guitar)
Tracklist
01:Somebody Knockin'
02:Pressure Drop
03:Time Gone By
04:Shuffle It All
05:Bucket Of Trouble
06:Train Tracks
07:How Will It Go
08:Cuttin' The Rug
09:Take A Look At The Guy
10:Come On Now Inside
Externe Links: